Das Wichtigste in Kürze:
- Nur ein Drittel aller Kinder bewegt sich genügend – auch bei uns in Deutschland.
- Daran könnten übervorsichtige Verhaltensweisen der Eltern Schuld sein, wie eine neue Studie aus Australien zeigt.
- Der Appell: Eltern müssen ihre Kinder auch “mal machen lassen”
Eine kürzlich durchgeführte Studie in Australien wirft interessante Fragen auf: Erziehen Helikopter-Eltern ihre Kinder zu Bewegungsmuffeln?
Die Forschenden rund um Alethea Jerebine befragten 645 australische Eltern mit einem erstaunlichen Ergebnis:
„Wir fanden heraus, dass 78 Prozent der Eltern es nicht gut finden, wenn ihre Kinder beim Spielen Risiken eingehen“, erklärt Jerebine im Rahmen der Veröffentlichung ihrer Studie. Sie würden potenziell gefährliche Aktivitäten wie das Klettern auf Bäume oder mit dem Fahrrad schnell bergab zu fahren aktiv einschränken.
Laut der Studie zeigten sich Mütter generell besorgter als Väter.
Übervorsichtige Eltern haben Kinder, die sich weniger bewegen
Diese gut gemeinte Vorsicht kann weitreichende Folgen haben. Sie bremst den natürlichen Bewegungsdrang von Kindern oft aus und führt letztlich dazu, dass sich diese weniger bzw. zu wenig bewegen.
In Australien werden für Kinder 60 Minuten Bewegung täglich empfohlen. An diesem Wert orientierte sich die Studie.
Jerebine: “Die Kinder, deren Eltern risikotolerant waren, waren körperlich aktiver und spielten abenteuerlustiger als Kinder, deren Eltern risikoscheu waren. Bei diesen Kindern war die Wahrscheinlichkeit, dass sie die australischen Richtlinien für körperliche Aktivität von einer Stunde pro Tag erhielten, etwa dreimal so hoch wie bei risikoscheuen Kindern.”
In Deutschland werden sogar rund 90 Minuten für Kinder ab sechs Jahren empfohlen. Auch bei uns erreicht nur rund ein Drittel der Kinder diese Bewegungsempfehlungen. Daran könnte ebenfalls das Verhalten der Eltern Schuld sein.
Schluss mit “Pass bitte auf” und “Sei bitte vorsichtig”
Die einfache Empfehlung der Forschenden: Eltern müssen ihre Verletzungsbedenken loswerden – oder zumindest für sich behalten. Sie sollten ihre Kinder darin unterstützen, gewisse Risiken einzugehen. Indem Kinder solche Situationen aus eigener Kraft bewältigen, entwickeln sie daraus Selbstvertrauen und Unabhängigkeit. Außerdem lernen sie so, Gefahren selbst einzuschätzen.
Leichter gesagt als getan: Wohin mit den Bedenken?
- No risk, no fun: Die positiven Effekte des wilden und ausgelassenen Spiels sollten im Vordergrund stehen. Die Risiken im Spiel können den Kindern helfen, ihre Selbstständigkeit zu stärken und so die Bedenken der Eltern zu verringern.
- Beobachten und vertrauen: Um ein Verständnis für die Fähigkeiten und Grenzen der eigenen Kinder zu entwickeln, können diese öfter (mit ausreichend Abstand) beobachtet werden. Durch das Vertrauen in die Fähigkeiten der Kinder können Eltern dazu beitragen, Ängste zu überwinden und die Bedeutung von Selbstregulation und Risikobewältigung zu fördern.
- Gemeinsam ausgelassen toben: Die Einbindung von Eltern in gemeinsame Outdoor-Aktivitäten kann helfen, eine positive Einstellung gegenüber dem Spielen im Freien zu entwickeln und die kindliche Freude an Bewegung nachhaltig zu festigen.