Kinder mit Atemnot im Krankenhaus: Wird die „Hot Chip Challenge“ bald verboten?

Hot Chip Challenge bringt zwei Mädchen ins Krankenhaus
Die umstrittene "Hot Chip Challenge" brachte zwei Mädchen aus Bayern ins Krankenhaus
© Bigstock / stgrafix // Instagram / hotchipchallenge

Immer wieder lassen sich Teenager durch soziale Medien zu waghalsigen Mutproben verführen. Die in den USA schwer umstrittene “Hot Chip Challenge” hat nun auch in Deutschland zwei Mädchen mit Atemnot ins Krankenhaus gebracht. Werden die gefährlichen scharfen Chips in Deutschland bald verboten?

Das Wichtigste in Kürze:

  • Zwei Mädchen aus Bayern mussten mit Atemnot ins Krankenhaus, weil sie einen extrem scharfen Chip gegessen hatten
  • Bei der umstrittenen “Hot Chip Challenge” sollen sich Teilnehmer beim Verzehr des angeblich schärfsten Chips der Welt filmen
  • Bayerische Behörden untersuchen mittlerweile, ob der Verkauf der Chips verboten wird

Den angeblich schärfsten Chip der Welt gegessen: Atemprobleme

Wegen einer Internet-Challenge mussten zwei 13 und 14 Jahre alte Mädchen aus Garmisch-Partenkirchen vergangene Woche mit Notarzt und Rettungswagen in die Klinik gebracht werden. Bei der sogenannten “Hot Chip Challenge” müssen Teilnehmer einen einzigen Tortilla Chip essen – der vom Hersteller Paqui als schärfster Chip der Welt angepriesen wird.

Außerdem dürfen sie nichts trinken und auch nichts anderes essen. Viele filmen sich dabei, wie sie den Chip verspeisen und stellen die Videos anschließend ins Internet. Mutproben wie diese gab es in sozialen Medien schon einige – doch die “Hot Chip Challenge” darf als besonders gefährlich gelten.

Im Falle der beiden Teenagerinnen sorgte die Challenge dafür, dass sie akute Atemprobleme bekamen und ins Krankenhaus gebracht wurden. Wie es ihnen inzwischen geht, ist nicht bekannt. Die Packung mit den scharfen Chips hatten sie an einem Automaten gekauft.

Auch in anderen Teilen Bayerns und in ganz Deutschland lassen sich immer wieder Schulkinder dazu verführen, den extrem scharfen Chip zu essen. Wie „BR24“ berichtet, ertappten Lehrkräfte einer Münchner Grundschule Kinder dabei, wie sie auf dem Pausenhof „unter der Hand“ die scharfen Chips verteilten. Die Rektorin warnte daraufhin die Eltern in einem Rundbrief vor dem Verzehr der Chips und gesundheitlichen Folgen.

Todesfall in den USA: Ist die “Hot Chip Challenge” schuld?

Die “Hot Chip Challenge” ist stark umstritten. Bereits im August mussten mehrere Fünftklässler in Euskirchen (Nordrhein-Westfalen) notärztlich versorgt werden, weil sie über Atemnot sowie Magen- und Hautreizungen klagten.

Wie der BR berichtet, soll in den USA sogar schon ein Zehntklässler nach Verzehr eines Chips des Herstellers Paqui gestorben sein. Der Junge aus Worcester im Bundesstaat Massachusetts wurde Stunden, nachdem er den Chip gegessen hatte, leblos in seinem Zimmer gefunden. Derzeit wird noch untersucht, ob sein Tod tatsächlich mit der “Hot Chip Challenge” in Zusammenhang zu bringen ist.

Scharfe Chips sind für Kinder besonders gefährlich

Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) warnte jedenfalls schon im September ausdrücklich vor der Teilnahme an der Internet-Mutprobe. Die Chips seien mit dem Alkaloid Capsaicin gewürzt, das in größeren Mengen gesundheitsschädlich ist.

“In der Vergangenheit wurden immer wieder Fälle bekannt, bei denen unerwünschte Wirkungen wie Schleimhautreizungen, Übelkeit, Erbrechen und Bluthochdruck beobachtet wurden, wobei die Höhe der konsumierten Capsaicindosis oft unbekannt war.”

Kinder würden demnach besonders empfindlich auf derart scharfe Chili-Produkte reagieren. Es droht Lebensgefahr, wie der Biologe und Physiologe Torsten Schwerte gegenüber dem BR betont. Wenn Kinder in einen derart scharfen Chip beißen, zerstäubt dieser im Mund. Eine Reaktion des Körpers auf die extreme Hitze ist Husten und Würgen – weil man aber trotzdem atmen muss, kann der Chip in der Lunge landen.

Behörden sind alarmiert: Kommt das Verbot der „Hot Chips“?

Wer den scharfen Chip isst, verspürt natürlich den Drang nach Linderung. Doch entgegen der gängigen ersten Reaktion ist der Griff zum Wasserglas keine gute Idee. Capsaicin als Teil einer Fettsäure löst sich in Wasser nicht auf – im Gegensatz können die Leiden durch Wasser sogar noch schlimmer werden. Besser sei es, so Wissenschaftler Schwerte, Milch zu trinken.

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ist durch die jüngsten Vorfälle jedenfalls alarmiert. Es untersucht derzeit Proben der „Hot Chips“ von Paqui auf der Capsaicin-Gehalt. Falls dieser als gesundheitsschädigend eingestuft wird, wäre etwa ein Rückruf des Produkts und de facto ein Verbot des Verkaufs möglich. Ein solches fordert etwa die Verbraucherzentrale Bayern. Entscheidend hierfür ist aber außerdem auch die Einschätzung des Bundesamts für Risikobewertung.

Quellen