In vielen Süßigkeiten sind Insekten bereits enthalten – in Schoko-Bons künftig nicht mehr

Ferrero Schoko-Bons
In Ferreros Schoko-Bons war bis jetzt Schellack enthalten - auf diesen Insekten-Bestandteil verzichtet der Hersteller nun
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Mehlwurm-Larven, Heuschrecken oder Grillen zum Knabbern abends auf der Couch? Diese Vorstellung ist nicht nur für viele Veganer abschreckend. Doch diese Insekten sind längst Bestandteil der Süßwarenindustrie. Aktuell kündigt mit Ferrero aber der erste Hersteller an, ein beliebtes Produkt künftig ohne Insekten-Bestandteile zu verkaufen.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Eine neue EU-Verordnung erlaubt seit Anfang 2023 die Verwendung neuer Instekten-Arten für die Nahrungsmittel-Produktion
  • Dabei sind andere Insekten schon längst Bestandteil von Süßigkeiten oder anderen Lebensmitteln
  • Das Unternehmen Ferrero hat nun aber angekündigt, seine beliebten Schoko-Bons künftig ohne Zutaten aus Insekten herzustellen

Mit einer neuen EU-Verordnung 2023 wurden auch neue, bestimmte Insektenarten für die Lebensmittelverarbeitung zugelassen. Worauf man beim Kauf von Süßigkeiten achten sollte, wenn man auf tierische Zusätze verzichten möchte, erklären wir hier.

Weitere Insekten für Lebensmittelindustrie zugelassen

Seit Ende Januar 2023 dürfen Larven des Getreideschimmelkäfers sowie weitere Insekten wie bestimmte Käfer und Grillen in Lebensmittel verarbeitet werden. Zwar sind Insekten wie Mehlwürmer, Heuschrecken, Scharlachläuse und Lackschildläuse als Nahrungsmittel in Lebensmitteln nichts Neues, dennoch sollen nun durch das Inkrafttreten der EU-Verordnung weitere Insekten für die Lebensmittelindustrie zugelassen werden.

Roter Farbstoff „Karmin“ kommt von Scharlachschildläusen

Bislang wurden Scharlachläuse, aufgrund des roten Farbstoffes, für bestimmte Nahrungsmittel oder Kosmetikprodukte verwendet. Dieser nicht vegane Zusatzstoff wird auf der Zutatenliste meist unter „roter Karmin“ aufgeführt, manchmal auch als „Karmin“ oder „E120“.  Bei Kosmetikprodukten findet ihr den Farbstoff unter den Namen „CI 75470“, „Carmine“ oder „Choenille“.

Damit die Industrie diesen Farbstoff herstellen kann, werden trächtige Läuse erst getrocknet und dann ausgekocht. Hersteller wie M&Ms „Crisps“ und Trolli „Saure Glühwürmchen“ nutzen diesen Farbstoff für ihre Süßigkeiten. Auch ist er ein Bestandteil von Ehrmann „Obstgarten Erdbeere“ sowie „Müllermilch Kirsch-Banane“.

Veganer und Vegetarier sehen den Farbstoff „E120“ allerdings kritisch, denn er kann allergische Reaktionen hervorrufen. Dazu wird er zum Einfärben von Analogfleisch und -wurst verwendet.

Schellack von Lackschildläusen nicht mehr in Ferreros Schoko-Bons enthalten

Aus der Ausscheidung von Lackschildläusen wird Schellack gewonnen, eine harzige Substanz, aus der ursprünglich der Nachwuchs der Läuse heranwächst. Verwendet wird Schelllack meist für Farben und Lacke, Nagellack, Haarspray und bei Autopolitur. Aber auch in Nahrungsmitteln wie in Milka „Bunte Kakaolinsen“ ist der Überzug zu finden. Bezeichnet wird er auf der Zutatenliste als „E 904“.

Bis vor kurzem war Schellack auch in den beliebten Ferrero „Schoko-Bons“ als Zutat enthalten. Doch nun hat Ferrero die Reißleine gezogen und bestätigt, künftig darauf zu verzichten. Gegenüber „inFranken.de“ erklärte die Pressestelle des Unternehmens: „Wir werden künftig das gleiche einzigartige Geschmackserlebnis von kinder Schoko-Bons mit einer Zutatenliste bieten, in der Schellack kein Bestandteil mehr ist“. In den sozialen Medien hatten zuvor mehrere Fans auf das Fehlen der Zutat aufmerksam gemacht. Laut Ferrero sind die neuen Schoko-Bons ohne Schellack bereits im Handel erhältlich – Restbestände der alten Version können aber noch im Supermarktregal liegen.

Lebende Läuse in den Lebensmitteln: Peta klagt Hersteller an

Die Verwendung von Schellack in vielen Produkten ist umstritten: die Tierschutzorganisation Peta beklagt, dass zwar der Nachwuchs auf die harzige Substanz ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht angewiesen sei, die meisten Industriehersteller diesen aber gar nicht erst abwarten würden. „So landet nicht nur das Harz in der Produktion, sondern mit ihm auch jede Menge lebender Läuse“, so Peta.

Durch die Verwendung von Schellacken und dem Farbstoff Karmin sind die Produkte nicht mehr rein pflanzlich.

Überblick: diese Insekten kann man schon jetzt in Lebensmitteln finden

In dieser beispielhaften Auflistung ist in Klammern die lateinische Bezeichnung angegeben, da auch diese oft auf Zutatenlisten erscheint.

  • Larve des gelben Mehlwurms (tenebrio melitor) – darf als ganzes Insekt oder in Pulverform verwendet werden
  • Wanderheuschrecke (locusta migratoria) – darf ohne Beine und Flügel getrocket oder gemahlen beigemengt werden
  • Hausgrille (acheta domesticus) – darf im Ganzen, gefroren, gefriergetrocknet oder zu Pulver zermahlen verwendet werden
  • Neu seit 2023: Getreideschimmelkäfer (Alphitobius diaperinus)

Tierische Bestandteile in Lebensmitteln vermeiden: So geht’s

Wer lieber auf Nummer sicher gehen will, der kann beim Einkaufen die Augen nach dem V-Label für vegan und vegetarisch Ausschau halten, denn dieses Label schließt die Farbstoffe und andere tierische Bestandteile aus den Produkten aus.

Das Gleiche gilt für die Veganblume der Vegan Society. Die darf nur auf Produkte abgedruckt werden, wenn keine tierischen Produkte von allen Wirbeltieren und mehrzelligen wirbellosen Tieren enthalten sind.

Quellen