Ist dein Kind Rechtshänder oder Linkshänder? So findest du es raus

Kind malt mit linker Hand
Dass linkshändige Kinder kreativer sind, lässt sich nicht wissenschaftlich belegen
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Jeder Mensch hat eine dominante Hand – auch Kinder haben von Geburt an eine Vorzugsseite. Allerdings dauert es ein bisschen, bis du wirklich siehst, ob dein Kind Linkshänder oder Rechtshänder ist. Wir verraten dir, woran du es erkennen kannst.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Oft zeigt sich etwa ab dem ersten Geburtstag, ob ein Kind Rechts- oder Linkshänder ist
  • Eltern können die Vorzugsseite an vielen Alltagsbewegungen ihres Kindes erkennen
  • Linkshänder sind in unserer Gesellschaft in der Unterzahl – wohl auch deshalb ranken sich viele Mythen um sie

Wann zeigt sich die dominante Hand bei deinem Kind?

Wir alle erinnern uns noch an die Schulzeit, in der es pro Klasse nur sehr wenige Linkshänder gab. Und tatsächlich lässt sich die Dominanz der Rechtshänder in unserer Gesellschaft auch statistisch belegen: Schätzungen gehen normalerweise von einer Linkshänderquote von etwa 10 % aus. Viele Eltern fragen sich daher: „Wie ist das bei meinem Kind?“

Die gute Nachricht: Das wirst du irgendwann ganz von selbst erfahren. Bei vielen Kindern ist die Vorzugseite ab dem ersten Geburtstag erkennbar. Bei einigen dauert es aber auch deutlich länger – dann ist zwischen drei und fünf Jahren die Händigkeit erkennbar. Spätestens im Vorschulalter sollte aber feststehen, ob dein Kind Rechtshänder oder Linkshänder ist. Denn dann ist es wichtig, die Vorzugshand für den Schuleintritt zu trainieren.

Wie erkenne ich die dominante Hand beim Kind?

Ganz einfach – indem du es im Alltag beobachtest! Denn in vielen ganz alltäglichen Bewegungen kannst du erkennen, mit welcher Hand dein Kind bevorzugt agiert. Zum Beispiel:

  • Gestik: Mit welcher Hand winkt, grüßt oder deutet dein Kind?
  • Einsatz beim Spielen: Bewegt dein Kleines Spielfiguren oder Bauklötze mit links oder rechts?
  • Greifen: wenn ein Gegenstand mit beiden Händen gut erreichbar ist – mit welcher Hand greift dein Kind?
  • Drehbewegungen: welche Hand nutzt dein Kind, um beispielsweise Gläser oder Dosen zu öffnen?
  • Feine Bewegungen: wie hebt dein Kind kleine Gegenstände auf – also mit welcher Hand macht es den Pinzetten- oder Zangengriff?

Und wie ist es mit dem Halten von Besteck oder Stiften? Das ist tatsächlich ein wenig mit Vorsicht zu genießen, denn die Wissenschaft nimmt an, dass Kinder hier auch oft das nachahmen, was sie bei ihren Eltern sehen.

Das Kind zeigt keine dominante Hand – was nun?

Wenn dein Kind im Kindergartenalter noch keine Präferenz für die linke oder rechte Hand zeigst, kannst du es ein bisschen unterstützen. Freilich ohne direkten Einfluss auszuüben, denn das kann mehr schaden als nutzen.

  • Gib deinem Kind Spielsachen nicht in eine bestimmte Hand, sondern lass es selbst auswählen.
  • Lege Besteck in die Mitte des Tellers, damit es selbst entscheiden kann, in welche Hand das Messer kommt. So lernt es nach und nach, sich im Umgang damit sicher zu fühlen.
  • Mach deinem Kind klar, dass es egal ist, welche Hand es bevorzugt. So stärkst du das Selbstvertrauen deines Nachwuchses.
  • Achte darauf, dass niemand Einfluss ausübt und dein Kind zur Rechtshändigkeit zwingen will. Unbewusst verweigern zum Beispiel viele Leute die linke Hand zum Gruß. So könnte dein Kind annehmen, dass es immer die rechte Hand zum Begrüßen hernehmen muss.

Wenn alles keinen Erfolg hat und dein Nachwuchs im Vorschulalter immer noch munter die Hände wechselt, kannst du auch den Kinderarzt oder die Kinderärztin um Rat fragen.

Können schon Babys Links- oder Rechtshänder sein?

Oh ja – es zeigt sich nur noch nicht so deutlich. Man kann aber sogar noch einen draufsetzen: Der Psychologe Peter Hepper hat in einem Aufsatz behauptet, dass man schon ab der 13. Schwangerschaftswoche per Ultraschall erste Hinweise zur Händigkeit erkennen kann. Hepper stellte fest, dass auf 90 Prozent der von ihm untersuchten Ultraschallbilder die Föten am rechten Daumen nuckelten. Dies verglich er in einer Nachuntersuchung der inzwischen geborenen Kinder zwischen zehn und zwölf Jahren mit ihrer tatsächlichen Händigkeit – und siehe da: Alle der 75 untersuchten Kinder wurden tatsächlich Rechtshänder. Von den Links-Nucklern entwickelten sich immerhin zwei Drittel auch tatsächlich zu Linkshändern.

Und was ist mit dem fehlenden Drittel? Hier vermutet Hepper, dass diese Kinder irgendwann passiv oder aktiv zu Rechtshändern umgeschult wurden.

Ist es sinnvoll, Linkshänder umzuschulen?

Auf gar keinen Fall! Früher war das zwar üblich, weil Linkshändigkeit als Makel gesehen wurde. Doch diese Zeiten sind zum Glück längst vorbei. Wer heute Linkshänder zu Rechtshändigkeit umschult, nimmt eine negative Entwicklung seines Kindes in Kauf. Denn dadurch greift man in Prozesse im Gehirn ein und verursacht eine dauerhafte Fehlbelastung.

Mittlerweile ist sich die Wissenschaft einig, dass eine Umschulung eine ganze Latte an Problemen verursachen kann, unter anderem:

  • Sprachprobleme wie Stottern, Haspeln und Stammeln
  • Schwächen beim Lesen und Schreiben sowie beim Rechnen
  • Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen
  • Regelmäßig auftretende Kopfschmerzen und Migräne
  • Bauchschmerzen
  • Schmerzen in der rechten Hand
  • Im schlimmsten Fall Angstzustände und Depressionen

Fakten und Mythen über Linkshänder

Auch wenn wir Linkshändigkeit heute nicht mehr als Makel ansehen, ranken sich immer noch viele Mythen und Vorurteile um Menschen, die mit links schreiben. So wird oft behauptet, dass Linkshänder die kreativeren Menschen sein – gestützt auf historische Vorbilder wie Picasso, Jimi Hendrix, Kurt Cobain oder Leonardo da Vinci. Beweisen lässt sich das aber nicht.

Auch, dass Linkshänder intelligenter sind, ist nicht so einfach zu belegen. IQ-Tests konnten keinen gravierenden Unterschied zwischen Links- und Rechtshändern ausmachen. Allerdings sind die Ausreißer nach oben (besonders begabt) und nach unten (große Lernschwierigkeiten) bei Linkshändern extremer.

Und stimmt es, dass Linkshänder „anders denken“? Zumindest legen neurowissenschaftliche Tests nahe, dass Linkshänder ihre Umwelt anders wahrnehmen, weil Sinneseindrücke von der rechten Hälfte des Gehirns aufgenommen und verarbeitet werden. Und dort sind Kreativität und Emotionalität platziert. Von der modernen Wissenschaft wird ein Zusammenhang aber inzwischen bestritten.

Quellen