Nahia Alkortas erste Geburt war traumatisch
Mittlerweile hat sie drei Kinder. Doch die Geburt ihres ersten Kindes war für die Spanierin Nahia Alkorta mehr als traumatisch. Ohne ihr Einverständnis wurde sie vom Klinikpersonal fixiert und das Baby durch einen Kaiserschnitt entbunden, obwohl die Geburt laut einer Hebamme voranschritt und ohne Komplikationen verlief.
Nach diesem Geburtserlebnis 2012 litt die heute 36-Jährige an posttraumatischer Belastungsstörung, Schlaflosigkeit und Alpträumen. Um Gerechtigkeit zu finden, kämpft Alkorta seitdem dafür, dass die Geschehnisse dieser Geburt als Gewalt in der Geburtshilfe anerkannt werden.
Doch alle spanischen Gerichte wiesen ihre Klage ab. Im Juli 2022 gaben ihr die Vereinten Nationen Recht. Seitdem melden sich immer wieder Spanierinnen, die das Gleiche oder eine andere Art der Gewalt in der Geburtshilfe erfahren haben.
Gewalt in der Geburtshilfe ist ein Tabu
Was Nahia Alkorta während der letzten zehn Jahre gelernt hat? Dass Gewalt während einer Entbindung häufig vorkommt, aber ein Tabuthema ist. “Man redet nicht darüber wegen des Schmerzes, den das hervorruft, wegen der Scham und weil es die Vorstellung gibt, dass das nun mal so ist und damit basta.” So zitiert sie die Rheinische Post.
Endlich erwirkte Alkorta, dass der Ausschuss der UN-Frauenrechtskonvention (Cedaw), ihren Fall anerkannte. Sie sei ein Opfer grundloser Gewalt bei der Entbindung geworden. Der spanische Staat wurde zu einer angemessenen Entschädigung aufgefordert. Die Frauenrechtskonvention bestätigte außerdem, dass dieser Art der Gewalt ein “sehr verbreitetes und in den Gesundheitssystemen verwurzeltes Phänomen“ sei.
Spanische Gerichte wiesen Alkortas Klage und die Aufforderung des Cedaw jedoch ab und beriefen sich darauf, dass es “keine Geburt à la carte“ gäbe. Die Entscheidung über medizinische Eingriffe obläge dem medizinischen Personal.
Das Bewusstsein unter Entbindungspersonal wächst langsam
Durch Frauen wie Nahia Alkorta, wächst das Bewusstsein unter Hebammen und Klinikpersonal allerdings, Geburten auf Augenhöhe und stets im Hinblick auf die Rechte der Mutter durchzuführen. Doch der Weg ist noch weit.
2018 gab es in Deutschland eine Petition über eine umfassende Geburtshilfereform – sie blieb jedoch erfolg- und folgenlos.