Kinder-Überzuckerungstag: Kinder haben ihr Zuckerlimit für 2023 jetzt schon erreicht

Kinder essen Zucker-Lollies
Ab jetzt ist jedes Gramm zu viel.
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Am Samstag, 12. August, war „Kinder-Überzuckerungstag 2023“. An diesem Tag haben Kinder und Jugendliche in Deutschland die empfohlene Jahresdosis an Zucker bereits verbraucht. Daher fordert die Organisation foodwatch von der Ampel-Koalition deutlich mehr Anstrengung im Kampf gegen Fehlernährung bei Kindern.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Bereits am 12. August haben Kinder in Deutschland schon so viel Zucker gegessen, wie eigentlich für ein ganzes Jahr angemessen wäre.
  • Aus diesem Anlass fordert die Organisation foodwatch, endlich das geplante Werbeverbot für Junkfood umzusetzen, das Kinder vor Marketingmaßnahmen der Lebensmittelindustrie schützen soll.
  • Foodwatch kritisiert vor allem die FDP: „Die Gesundheit von Kindern sollte wichtiger sein als die Profitinteressen von Coca-Cola“

Überzuckerungstag 2023: deutsche Kinder sind überzuckert

Laut Berechnungen der Verbraucherorganisation foodwatch konsumieren Kinder und Jugendliche in Deutschland viel zu viel Zucker. Fachorganisationen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) raten, dass Minderjährige maximal 10% ihrer täglichen Kalorien durch freie Zucker aufnehmen.

: freier Zucker

Als freier Zucker wird Zucker bezeichnet, der zur Nahrung hinzugefügt wird oder natürlich in Fruchtsäften, Honig oder Sirup enthalten ist. Zucker aus Milch oder frischem Obst zählt laut foodwatch nicht dazu.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt mit nur fünf Prozent einen deutlich niedrigeren Wert.

Tatsächlich sieht es so aus: Kinder und Jugendliche zwischen drei und 18 Jahren nehmen über 16% ihrer täglichen Kalorien durch freien Zucker auf – das sind 63 % mehr als empfohlen.

Die Jahresdosis an Zucker, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlen wird, wurde 2023 damit schon am 224. Kalendertag (statt am 365. Tag) erreicht. Der sogenannte „Überzuckerungstag“ fiel dieses Jahr damit auf den 12. August.

Übrigens: Die Zahlen zur Berechnung des Überzuckerungstages gehen aus der sogenannten DONALD-Studie aus dem Jahr 2016 hervor. Eine neuere Studie, Eskimo II, mit dem Fokus auf Kinder zwischen sechs und 17 Jahren kam zu dem Ergebnis, dass Kinder sogar 20% ihrer täglichen Kalorien durch Zucker aufnehmen. Auf Basis dieser Studie wäre der Überzuckerungstag schon am 1. Juli gewesen.

In Zahlen: So viel Zucker essen Kinder in Deutschland zu viel

Foodwatch zeigt an einem konkreten Beispiel, was das bedeutet.

Mädchen essen im Durchschnitt mehr als 60 Gramm freie Zucker pro Tag, obwohl sie maximal 38 Gramm zu sich nehmen sollten. Jungen essen im Schnitt mehr als 70 Gramm freie Zucker pro Tag, obwohl sie nicht mehr als 44 Gramm verzehren sollten.

Der Zucker kommt hier nicht immer von den offensichtlich zuckerreichen Nahrungsmitteln wie Schokolade oder Gummibärchen. Versteckter Zucker findet sich in vielen Produkten. Vor allem in Kinderprodukten sollten Eltern die Zutatenliste genau lesen. Auch der Aufdruck „ohne Zuckerzusatz“ bedeutet erst einmal nicht viel. Natürliche Süßungsmittel aus Fruchtsäften, -pürees oder -sirupen finden sich in vielen Keksen, Riegeln und Frühstückflocken.

Hier hilft nur: genau lesen und auf Begriffe wie Glucose, Dextrose oder Maltose achten. Im schlimmsten Fall kann eine dauerhafte Fehlernährung nicht nur zu Übergewicht führen, sondern auch zu Diabetes bei Kindern.

„Süßwarenindustrie macht Profite auf Kosten der Kindergesundheit“

Foodwatch kritisiert die Lebensmittelindustrie und das extreme „Kindermarketing“. Sie fordert vor allem von der FDP-Spitze, das Gesetz gegen Junkfood-Werbung nicht weiter zu blockieren.

„Die Ampel-Koalition muss endlich ernst machen im Kampf gegen Fehlernährung. In einem ersten Schritt sollte die FDP ihre Blockade gegen die geplanten Junkfood-Werbeschranken von Cem Özdemir aufgeben. Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sollte den Liberalen wichtiger sein als die Profitinteressen von Coca-Cola, Ferrero, McDonald‘s und Co.“, erklärte Luise Molling von foodwatch.

Weiter erklärt sie: „Die Zucker- und Süßwarenindustrie macht Profite auf Kosten der Kindergesundheit: Mittlerweile geht knapp jeder siebte Todesfall in Deutschland auf das Konto schlechter Ernährung. Ungesund essen und trinken ist damit genauso tödlich wie Rauchen“

: Zucker, Schimmel, Schwermetalle

Bundesernährungsminister Cem Özdemir hatte seine ursprünglichen Pläne bereits abgeschwächt. Ursprünglich war ein Werbeverbot in „allen für Kinder relevanten Medien“ geplant – von 6.00 Uhr bis 23.00 Uhr. Ende Juni machte er einen abgeschwächten Vorschlag: Ein Werbeverbot werktags von 17.00 bis 22.00 Uhr, samstags von 8.00 bis 11.00 Uhr und sonntags von 8.00 bis 22.00 Uhr.

Kinder in Deutschland: Übergewicht ist ein Problem

Laut foodwatch gelten in Deutschland aktuell 15% der Kinder und Jugendlichen als übergewichtig und sechs Prozent sogar als stark übergewichtig. Das begünstigt Spätfolgen wie Typ-2-Diabetes, Gelenkprobleme, Bluthochdruck und Herzerkrankungen.

Quellen