Das Wichtigste in Kürze:
- Der Notdienst in Deutschland ist massiv überlastet – auch personell.
- Kinderärzte-Chef Fischbach sieht die Schuld vor allem bei Patienten und Patientinnen, die ohne triftigen Grund in die Notaufnahme kommen.
- Er fordert, dass Eltern eine Straf-Gebühr zahlen müssen, wenn die Kinder wegen harmloser Wehwehchen gebracht werden.
Notfallversorgung sei „nicht für die Pickel am Po der Kinder“ zuständig
Kinderärzte-Präsident Dr. Thomas Fischbach wünscht sich eine Eigenbeteiligung der Eltern an den Kosten, wenn diese ihre Kinder ohne dringlichen Grund in den Notdienst bringen. Viel zu oft erlebe er „Pickel am Po“ oder anderer Belanglosigkeiten, „für die die Eltern unter der Woche keine Zeit haben und mit denen man dann am Wochenende beim Notdienst aufschlägt“, erklärt er in der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOS).
Grundsätzliche Gebühr soll im Notfall der Kinder erstattet werden
Für die Umsetzung hält Fischbach eine generelle Notdienst-Beteiligung für sinnvoll, die grundsätzlich alle zahlen sollen, die den Notdienst in Anspruch nehmen. Bei Kindern müssten dann eben die Eltern diese Gebühr übernehmen. Sollte es sich um einen wirklichen Notfall handeln, würde diese dann zurückerstattet werden. Fischbach meint, „das ließe sich mit wenig Aufwand umsetzen“.
Auch andere fordern generelle Gebühr für Patienten und Patientinnen
Erst im April dieses Jahres hatte Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, eine generelle Notfallgebühr gefordert. Diese solle für alle Patienten und Patientinnen gelten, die direkt in der Notaufnahme aufschlagen, ohne vorher die Leitstelle (112) anzurufen, wie er gegenüber dem RND erklärt.
Welche Kinderkrankheiten du unbedingt kennen solltest, liest du hier.
Potenzielle Gefahren dieser Notfall-Gebühr
Aber lange nicht alle stehen hinter dieser Gebühren-Regelung. Das Problematische daran sind vor allem zwei Dinge:
- Eltern können selbst nicht unbedingt einschätzen, ob es sich um einen Fall für den Notdienst handelt oder nicht. Aus Angst, die Gebühr selbst tragen zu müssen, könnte es passieren, dass ein Kind deshalb nicht die benötigte Hilfe bekommt.
- Menschen, denen es finanziell nichts ausmacht, die Notfall-Gebühr zu zahlen, könnten so einfach weiterhin die Kapazitäten des Notdienstes mit ihren Wehwehchen beanspruchen.
Situation für die Notdienste nicht mehr tragbar
Fischbach klagt an, die Notdienste und Notfallaufnahmen seien massiv überlastet. Wie das Ärzteblatt berichtet, liege das aber eher an akuten Personal-Engpässen als an einer steigenden Inanspruchnahme durch Patientinnen und Patienten.
Was denkst du? Hältst du eine Gebühr für sinnvoll, um den Notdienst für die wirklichen Notfälle freizuhalten? Oder ist das eine Gefahr für die medizinische Versorgung?