Bookmark

Kindergeld-Erhöhung: Alleinerziehende Eltern haben nichts davon

Mutter spielt mit Kind auf dem Sofa
Alleinerziehende Mütter oder Väter haben oft wenig Geld zur Verfügung (Symbolbild)
© Bigstock / liuntova

Kürzlich wurde bekannt, dass das Kindergeld ab Januar auf 250€ pro Monat steigen soll. Doch offenbar profitieren nicht alle Eltern von dieser Erhöhung. Unter Alleinerziehenden regt sich Unmut, denn bei ihnen kommt wenig bis nichts davon an.

Unterhaltsvorschuss wird zu 100% angerechnet

Zunächst einmal ist die Erhöhung des Kindergelds eine gute Nachricht, besonders in Zeiten der Inflation. 250€ pro Monat und Kind soll es ab Januar 2023 geben. Damit sollen Familien die steigenden Preise für Lebensmittel und Energie besser bewältigen können.

Jedoch werden nicht alle Eltern von der Erhöhung profitieren. Alleinerziehende mit Unterhaltsvorschuss bleiben offenbar auf der Strecke. Bei ihnen sinkt der Zuschussbetrag um die Höhe des zusätzlichen Kindergelds.

Der Unterhaltsvorschuss ist eine staatliche Unterstützung für alleinerziehende Elternteile, die keinen Unterhalt vom anderen Elternteil erhalten. Diese staatliche Leistung wird allerdings auf die Kindergelderhöhung angerechnet, sodass davon nichts übrig bleibt.

„Die Leistungen kannibalisieren sich gegenseitig“

Miriam Hoheisel, Geschäftsführerin des Bundesverbands Alleinerziehende Väter und Mütter, kritisiert gegenüber dem MDR:

„Bei Alleinerziehenden ist das grundlegende Problem, dass sich Leistungen gegenseitig kannibalisieren. Das Kindergeld steigt um 31 Euro, der Unterhaltsvorschuss sinkt um die 31 Euro, weil das Kindergeld dort angerechnet wird. Das heißt, unterm Strich bleibt nichts hängen – ich habe ein Nullsummenspiel.“

Das gleiche Problem gelte auch bei Hartz IV, wo das Kindergeld ebenfalls gegengerechnet werde.

Reform des Unterhaltsvorschusses ist kompliziert

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Leni Breymaier äußert als Mitglied des Familienausschusses Verständnis für den Unmut. Sie betont zwar, dass Maßnahmen wie Einmalzahlungen und Energiezuschläge auch Alleinerziehenden helfen würden, sieht aber das generelle Problem.

Weil der Unterhaltszuschuss durch eine sogenannte Mischfinanzierung getragen wird, sei eine Reform sehr kompliziert, sagt Breymaier. „Das kann weder der Bund noch die SPD alleine entscheiden. Da müssen die Länder mit am Tisch sein.“

Offiziell gibt es laut Miriam Hoheisel in Deutschland 2,7 Millionen Alleinerziehende. Für viele von ihnen sei weniger das Problem, ob man sich eine neue Winterjacke leisten kann, sondern wie der Kühlschrank am Ende des Monats gefüllt sei: „Deshalb fordern wir, das Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag zügig umzusetzen: eine Steuergutschrift für Alleinerziehende.“

Denn da die Hälfte aller Alleinerziehenden nur um die 1.400 Euro im Monat zur Verfügung hat, können sie beispielsweise den Kinderfreibetrag nicht geltend machen.

Quellen

Top