Das Wichtigste in Kürze:
- Hunderte Eltern haben in den USA Sammelklage gegen große Social-Media-Unternehmen eingereicht
- Sie werfen den Plattformen vor, Schuld am Tod von Jugendlichen zu sein
- Auch Schulbehörden schließen sich den Klagen an – doch die Unternehmen wehren sich
Eltern verklagen Betreiber von Facebook, TikTok & Co
In regelmäßigen Abständen weisen Experten darauf hin, dass soziale Netzwerke für Kinder und Jugendliche schädlich sind. Es lässt sich kaum kontrollieren, welche Inhalte sie dort zu sehen bekommen und wie sich das auf ihre Psyche auswirkt – in einem Alter, in dem die Selbstwahrnehmung ohnehin sensibel ist.
Immer wieder ist von schlimmen Unfällen und Todesfällen zu lesen, die in Zusammenhang mit Social Media stehen. Aus diesem Grund klagen nun auch mehrere hundert Eltern vor dem Bezirksgericht im nördlichen Teil des US-Bundesstaats Kalifornien. Sie verklagen die Meta-Plattform, die Facebook, Instagram und WhatsApp betreibt sowie die Betreiber von Snapchat, TikTok und YouTube.
Todesfälle und Magersucht wegen Inhalten auf Social Media?
In der Klageschrift ist von einem magersüchtigen Mädchen zu lesen, das sich Zugriff zu Instagram verschafft hat, ohne das nötige Mindestalter zu haben. Dort zeigte ihr der Algorithmus Inhalte, die magersüchtiges Verhalten verherrlichen. Ein Teenager soll sich das Leben genommen haben, weil er bei einem Online-Glücksspiel verlor. Zwei weitere Jugendliche starben bei einem Verkehrsunfall, weil sie durch eine Snapchat-Funktion zur Raserei verleitet wurden – diese zeigte ihnen die gefahrene Geschwindigkeit an.
Der konkrete Vorwurf an die Betreiber lautet, dass sie ihre Plattformen fahrlässig oder absichtlich so gestaltet haben, dass Minderjährige unangemessene Inhalte zu sehen bekommen, die Gefahrenpotenzial bieten. Zudem würden die Plattformen süchtig machen – ein gewichtiges Argument, das auch mehrere US-Schulbehörden dazu verleitet hat, sich der Sammelklage anzuschließen.
Macht Social Media süchtig? Betreiber weisen Vorwürfe zurück
Den Schulverwaltungen geht es darum, soziale Netzwerke als öffentliches Ärgernis (public nuisances) anzuerkennen, die süchtig machen, die Disziplin an Schulen untergraben und psychische Erkrankungen bei Kindern verursachen.
Die Social-Media-Unternehmen weisen – wenig überraschend – die Vorwürfe zurück. Diese berufen sich darauf, dass sie die Inhalte nicht selbst bereitstellen, sondern dass diese von Algorithmen ausgewählt würden. Die Schulverwaltung will jedoch erreichen, dass das Produktdesign der Plattformen unabhängig von den Inhalten gesehen wird – denn auch dieses schade den Kindern bereits.
Aktuell ist aber unklar, ob die Klage vor dem kalifornischen Gericht Erfolg haben wird. Denn das oberste Gericht der USA, der Supreme Court, entschied erst in diesem Jahr in einer Klage gegen Twitter, dass Algorithmen nicht als aktive Beihilfe zur Verbreitung von Inhalten einzustufen sind. Das könnte es schwierig machen, die Betreiber sozialer Medien direkt zu belangen.