Die Mädchen kamen mit nur 11 Minuten Abstand auf die Welt
Das Leben schreibt die unglaublichsten Geschichten: In einem Krankenhaus in dem kleinen Örtchen Canosa in Italien werden im Juni 1989 zwei Mädchen mit einem Abstand von nur 11 Minuten geboren. So weit, so normal. Doch was dann passiert, gleicht einer Filmgeschichte.
Aus bisher unerklärlichen Gründen werden die Neugeborenen noch im Kreißsaal oder später im Schlafsaal verwechselt und jeweils mit der “falschen” Familie nach Hause geschickt. Dort wachsen sie auf und ihre Kindheiten könnten nicht unterschiedlicher sein.
Ein Schicksal, zwei unterschiedliche Kindheiten
Während Lorena in einer Familie der Mittelschicht aufwächst und alles unauffällig verläuft, wächst Antonella in ärmlichen und grausamen Zuständen auf. Ihr “Vater” ist oft arbeitslos und gewalttätig, es gibt nicht immer genug zu essen für sie und ihre “Geschwister” und die Mutter ist eine kaltherzige Person, die das Kind nie mit ihrem Namen, sondern mit Schimpfwörtern anspricht.
Nachdem Antonellas falscher Vater die Familie in den 90er Jahren verlässt, zieht auch die Mutter weg und lässt die Kinder zunächst bei ihren Großeltern. Dann kommen sie in ein Waisenhaus und es werden Pflegefamilien für sie gesucht. Antonella kommt zu einer Familie, die ihr Liebe und Zuwendung schenkt. Ihre “wahren Eltern”, wie sie die neue Familie bezeichnet, adoptieren Antonella 2008.
Ein Foto auf Facebook ändert alles
Als Antonellas neue Eltern 2012 Bilder ihrer Adoptivtochter auf Facebook posten, sehen ihre leiblichen Eltern die Bilder zufällig und sind erstaunt und geschockt darüber, wie ähnlich dieses fremde Mädchen der Frau sieht. Der Stein kommt ins Rollen und ein DNA-Test bestätigt: die Kinder mussten im Krankenhaus vertauscht worden sein.
Daraufhin zogen die heute 33-jährigen Frauen vor Gericht und forderten Schadensersatz. Ein jahrelanger Rechtsstreit endete endlich im August 2022. Antonella bekommt von der Region Apulien (weil sie der Träger der Klinik ist) eine halbe Million Euro Schadenersatz, ihre leiblichen Eltern jeweils 215.000 Euro und ihr leiblicher Bruder 80.000 Euro. Die Begründung: Die Familie konnte ihre Beziehung nie richtig (er-)leben.
Was Lorena bekommen wird, ist noch unklar. Das Gerichtsurteil steht noch aus.