Bookmark

Krankhaftes Übergewicht: der Anteil bei Kindern nimmt erschreckend zu

Die Anzahl der übergewichtigen Kinder nimmt zu
Symbolbild: Kinder und Jugendliche von krankhaften Übergewicht betroffen
@ Bigstock / kaew6566

Deutschland – Die Zahl der übergewichtigen Kinder nimmt in Deutschland erschreckend zu. Verantwortlich sind dafür nicht nur Softdrinks und das stundenlange Sitzen am Handy oder am PC, sondern auch die Corona-Lockdown-Phase hat einiges dazu beigetragen. Das geht aus aktuellen Zahlen der KKH Kaufmännische Krankenkasse in Hannover hervor.

Die Zahlen sind in den letzten Jahren sehr gestiegen

Der neuesten Studie zufolge steigt die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit krankhaftem Übergewicht seit Jahren deutlich an. Demnach wuchs seit 2011 die Zahl der 6 bis 18-jährigen Übergewichtigen um 34 % an.

Bei der Altersgruppe von 15 bis 18-jährigen liegt der Anteil sogar bei 43 %. Die Diagnose Adipositas betraf mehr als 11.500 KKH-Versicherte, was somit jeder 16. Junge und jedes 18. Mädchen ist.

Corona und die Lockdown-Phase haben die Lage verschärft

Die Pandemie und der Lockdown verschärften dazu noch diese Gesundheitsprobleme, wie die Daten des KHH Hannovers zeigen.

So gab es Zunahmen beim Übergewicht vom Vor-Corona-Jahr 2019 bis 2021 bei den 6 bis 18-jährigen rund um 11 %. Bei den 15 bis 18-jährigen Jungen rund 19 % und bei den gleichaltrigen Mädchen sogar um 12 %.

Das stundenlange Sitzen im Homeschooling vor dem PC, sowie fehlender sozialer Kontakt mit Freunden oder beim Sport führte zu weniger Bewegung im Alltag. „Die Pandemie mit all ihren Kontaktbeschränkungen hat das Leben vieler Kinder und Jugendlicher lange Zeit aus dem Lot gebracht und Inaktivität gefördert“, sagte Aileen Könitz, Ärztin und Expertin für psychiatrische Fragen bei der KKH. „Das war ein Einfallstor für Ersatzhandlungen, um Frust, Stress und Einsamkeitsgefühle zu kompensieren. „

Übergewicht kann zu psychischen Erkrankungen führen

Mit Ersatzhandlungen spielt die Ärztin auf die typischen Dickmacker wie Softdrinks, Süßigkeiten oder Chips an. Könitz weist darauf hin, dass dieser Trend dramatisch ist, denn im Kindesalter werden die Grundsteine für eine gute Gesundheit im Erwachsenenalter gelegt.

„Diskriminierung und Mobbing wegen ihres Körpergewichts gehören für viele von ihnen zum Alltag“, sagte Könitz. „Ausgrenzung zu erfahren, schwächt nicht nur das Selbstwertgefühl und mindert die Lebensqualität, sondern kann zu psychischen Erkrankungen wie Ängsten oder einer Depression führen.“ Weitere Folgen von Übergewicht (Adipositas) können Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen oder auch Gelenkverschleiß und eine geringe Lebenserwartung sein.

Eltern sollten für ihre Kinder ein Vorbild sein

Um Übergewicht vorzubeugen, können und sollten Eltern als Vorbild fungieren. Hier rät Aileen Könitz den Eltern: „Schaffen Sie bei Ihrem Kind ein Bewusstsein für die Risiken von Übergewicht und die persönliche Verantwortung für die eigene Gesundheit“. Es komme darauf an, dass Kindern ihren Lebensstil und ihr Verhalten ändern wollen, motiviert mitarbeiten und psychisch gestärkt werden sollen und das verlange Eltern „viel Kraft, Geduld und Durchhaltevermögen ab.“

Christine Joisten, Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindesalter geht von einem dauerhaften Effekt aus: „Die Welt ändert sich ja nicht“, sagte sie. Zwar hat die Corona-Pandemie das digitale Nutzungsverhalten „hochgespült“, aber schon vor dieser Zeit hat es zu viele zuckerhaltige Lebensmittel und viel zu wenig Bewegung bei Kindern gegeben.

Allerdings beklagt Joisten den deutlichen Rückgang bei ambulanten Therapiezenten, da diese die Kinder nicht richtig versorgt bekommen. Deswegen fordert sie dazu auf, die richtigen Schlüsse aus den Untersuchungen zu ziehen und ein einheitliches System der Kostenübernahme einzurichten. Krankenkassen könnten zwar die Kosten für Therapien übernehmen, müssten es aber nicht.

Quellen

Top