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Medikamente für Kinder knapp: Fiebersaft und Schmerzmittel Mangelware

Eine Mutter pflegt ihr krankes Kind
Eltern sorgen sich: Fiebersäfte und andere Medikamente sind Mangelware
© Pexels / Cottonbro

Deutschland: Schon im Sommer wurde bekannt, dass Fiebermittel für Kinder knapp werden. Nun wird der Engpass immer dramatischer und betrifft auch Schmerzmittel. Die Gründe für den Mangel sind vielfältig und werden wohl nicht so schnell zu beheben sein.

Kinder-Medikamente seit Anfang des Jahres knapp

Es ist bereits seit Anfang des Jahres bekannt: Arzneimittel für Kinder sind knapp. Viele Apotheken meldeten schon im März, dass es Lieferschwierigkeiten von Zäpfchen (Suppositorien) und Fiebersäften gibt. Krankheitswellen bei Kindern und Erwachsenen haben den Trend verschärft – schon nach den Corona-Lockerungen im Frühjahr und noch einmal besonders in den letzten Wochen.

Wie mehrere Medien berichten, hat sich die Knappheit nun von Fiebersäften und Zäpfchen auch auf andere Schmerzmittel für Kinder ausgeweitet. Insgesamt gibt es Lieferengpässe bei mehreren hundert verschiedenen Medikamenten für alle Altersgruppen.

Dazu zählen laut einem Bericht von „t-online“ unter anderem Reizhusten-Medikamente (Codeinphosphat), Mittel zur Behandlung von Asthma (z.B. Budenosid), verschiedene Antibiotika oder Schilddrüsenmedikamente wie Levothyroxin. Die Liste ließe sich lang fortsetzen und wandelt sich ständig.

Gegenüber der „Welt“ äußert Kinderarzt Christian Neumann: „[…] für die Zeit ab Weihnachten, wenn die Grippewelle rollt und die Kinder fünf Tage lang hohes Fieber haben, mache ich mir wirklich Sorgen.“

Weil Kindersäfte mit Paracetamol und Ibuprofen mittlerweile so schwer zu bekommen sind, stellen laut Berliner Apotheken-Verband (BAV) viele Apotheken in der Hauptstadt die Medikamente inzwischen selbst her. „Wir haben noch keinen Notstand, aber die Situation ist kritisch“, sagt Verbandssprecher Stefan Schmidt.

Verschiedene Gründe für dramatische Engpässe

Die dramatischen Engpässe sind kein neues Phänomen. Schon seit längerem sind Probleme bei den Lieferketten bekannt, so Hans-Peter Hubmann vom Deutschen Apothekerverband gegenüber der „Hamburger Morgenpost“. So seien etwa wegen Corona Fabriken geschlossen gewesen oder Frachter durften bestimmte Häfen nicht mehr anlaufen. Auch der Ukraine-Krieg spielt bei den Problemen eine Rolle.

Ein anderer Grund: Es gibt immer weniger Hersteller für Medikamente. Durch verschiedene Faktoren ist die Herstellung nicht mehr wirtschaftlich lohnend. Zum Beispiel, weil Rohstoff- und Produktionskosten gestiegen sind.

Bei Kinder-Medikamenten gilt das wegen der geringeren Konzentration offenbar besonders. Gegenüber der „Welt“ sagt Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika: „Wer Kinderarzneimittel herstellt, wird vom System bestraft.“ Für die verbliebenen Hersteller sei die erhöhte Nachfrage nicht so leicht zu schultern – daher die Engpässe.

Mit baldiger Entspannung ist nicht zu rechnen

Darf man darauf hoffen, dass sich die Lage in absehbarer Zeit verbessert? Laut Experten ist damit nicht zu rechnen. Ein großes Problem sei, dass die Fabriken, in denen die Medikamente produziert werden, sich hauptsächlich in Ländern wie China oder Indien befinden. Deshalb können die Lieferketten immer wieder unterbrochen sein.

Hans-Peter Hubmann vom Deutschen Apothekerverband: „Deshalb ist unsere Forderung seit längerem, dass auch die Wirkstoffproduktion wieder in Europa stattfinden muss.“ Die Politik müsse dringend die Voraussetzungen dafür schaffen.

Quellen

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