Mutter verlangt von ihrem Mann: „Rette im Notfall mein Leben, nicht das unseres Babys“

vonMichaela Brehm | Redaktionsleitung
Paar hält sich in den Armen
© Unsplash/ Kenny Eliason

Was ist im Ernstfall wertvoller: Das Leben der Mutter, oder das des Babys? Es ist hart, sich diese Frage zu stellen. Und doch kann es unvorhergesehene Komplikationen während der Schwangerschaft oder der Geburt geben, in denen eben genau diese Entscheidung getroffen werden muss. Wie würdest du wählen?

Bitte rette mein Leben „entscheide dich für mich“

„Bin ich das Ar*****ch, weil ich meinem Mann gesagt habe, er soll sich für mich entscheiden, wenn er bei der Geburt zwischen meinem Leben und dem unserer Tochter wählen muss?“ Damit wendet sich eine Mutter aus Mexiko anonym an das Online-Forum von Reddit.

Die nackten Zahlen zur Muttersterblichkeit

Die Frage ist schmerzhaft ehrlich. Sie zwingt dich, dich mit einer traurigen Realität auseinanderzusetzen. Aber es ist Fakt, dass nicht jede Schwangerschaft ohne Probleme verläuft und nicht jede Geburt ohne Komplikationen.

„Jedes Jahr sterben mehr als 4,5 Millionen Frauen und Babys während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder in den ersten Wochen nach der Geburt. Das entspricht einem Todesfall alle sieben Sekunden“, erklärt UNICEF in einer aktuellen Pressemitteilung zum Thema Muttersterblichkeit. Laut ihrem Bericht würde die positive Entwicklung seit den letzten Jahren stagnieren. Vor allem in vielen afrikanischen Ländern und in Südasien ist die Müttersterblichkeit nach wie vor hoch.

Das Risiko bei der Geburt zu sterben oder durch Komplikationen während der Schwangerschaft, sind in europäischen Ländern vergleichsweise gering. So starben 2020 laut Angaben der WHO in Europa etwa 1000 Frauen infolge von Komplikationen in Verbindung mit Schwangerschaft oder Entbindung.

: kurz notiert
Risiko bei einem Kaiserschnitt

Die Müttersterblichkeit bei einem Kaiserschnitt liegt in Deutschland um die 0,04 Promille (eine von 25.000 Frauen) – noch nie war der Wert niedriger. Eine Sectio ist sicher, aber es besteht dennoch ein dreimal höheres Risiko, bei der Geburt zu sterben als bei einer vaginalen Entbindung.

In Deutschland liegt das Risiko seit den letzten Jahren konstant auf einem sehr niedrigen Niveau von unter vier gestorbenen Müttern je 100.000 Lebendgeborene – Ende des 19. Jahrhunderts waren es  noch 300 – 500 Mütter.

Das sind nur Statistiken und jeder einzelne dieser Todesfälle ist einen herzzerreißenden Verlust. Deshalb ist die Frage berechtigt: Ist im Ernstfall das Leben der Mutter zu retten, oder das des Babys?

Die Mutter von Reddit mit dem Nutzernamen Aithana hatte dieses Gespräch mit ihrem Mann geführt und sie trafen eine Übereinkunft: Ihr Leben solle über dem ihres Kindes stehen. Am Ende lief die Geburt trotz vorheriger Komplikationen durch eine Schwangerschaftsdiabetes gut. Die gemeinsame Tochter ist inzwischen zwei Jahre alt.

Jetzt plane das Ehepaar ein zweites Kind, was die Frage wieder in ihre Lebensrealität rückt.

In dem Reddit-Beitrag schreibt sie, dass sie mit ihrem Mann erneut über ihre Ängste gesprochen habe. Vor allem, dass sie jetzt auch eine Tochter ohne Mutter zurücklassen müsste, wenn ihr etwas bei der Geburt passieren würde. Daher müsse die getroffene Vereinbarung auch bei der zweiten Schwangerschaft bestehen.

„Warum lässt du deinen Mann sein Kind töten?“

Auch vor ihren Freundinnen habe Aithana daraus kein Geheimnis gemacht. Doch diese hätten ihre Entscheidung nicht nachvollziehen können. „Meine Freunde waren angewidert von meinen Überlegungen und nannten mich ein Ar*****ch, weil ich meinen Mann quasi fragen würde, sein eigenes Baby zu töten“, erzählt die Mutter.

Und ja, da ist auch nichts schön zu reden. Am Ende ist es eine Entscheidung über Leben und Tod – der eigenen Ehefrau oder des eigenen Babys.

Die Frage wird auf Reddit sehr kontrovers diskutiert. Aber viele geben Aithana Recht: Ihr Leben darf, über dem des Babys stehen.

„Es ist dein verdammtes Leben. Du kannst ein neues Baby machen, aber es kann keine andere Version von dir geben“: Das ist der Kommentar mit den meisten Likes. Andere Reddit-Nutzer schließen sich dieser Meinung an und ergänzen, dass es auch für den Vater wesentlich schlimmer sei, Wittwer mit zwei Kindern zu sein, als ein Kind zu verlieren.

Kein Leben ist ersetzbar

Ein Kinderleben sei „ersetzbar“. Diese Aussage findet sich oft unter den Kommentaren. Aber genau das ist es doch gerade nicht. Kein Leben ist ersetzbar! Eltern, die ein Kind verloren haben, wissen wie schwer der Verlust wiegt. Wie schmerzhaft es ist, ohne eben dieses Kind zu leben. Wie soll man also überhaupt eine Antwort auf die Frage finden: Was ist wertvoller, das Leben der Mutter, oder das des Babys?

Quellen