Im Video sieht man die Mutter Alexis, wie sie ihre Tochter im Kleinkindalter am Handgelenk anleint. Das Mädchen sitzt im Einkaufswagen und lässt es ungerührt geschehen. Die Rechtfertigung der Mama für diese seltsam anmutende Methode: „Ich habe es satt, dass die Welt so ist wie sie ist. Aber ich werde nie müde werden, meine Mädchen zu beschützen. Dabei ist es mir egal, wenn ich für verrückt gehalten werde, solange meine Babys in Sicherheit sind.“ So die Worte, mit denen sie ihr Video beschreibt.
„Es macht ihr nichts aus“
„Meine Jüngste ist noch zu jung, um ihre Gefühle verbal auszudrücken. Aber ich glaube nicht, dass es ihr etwas ausmacht“, erklärte die Mehrfach-Mama. „Tatsächlich streckt sie jedes Mal, wenn ich die Leine aus meiner Handtasche ziehe, bereits ihr Handgelenk heraus. Und beim Einkaufen spielt sie gerne im Wagen damit. Meine anderen Kinder störte es ebenfalls nie.“
Kritik von anderen Müttern: „Es ist verrückt, dass das normalisiert wird“
Das Video rief gemischte Reaktionen bei Eltern weltweit hervor. „Ich bin auch eine Mama – aber das kommt mir echt übertrieben vor“, erklärt beispielsweise eine Mutter.
Eine zweite Frau schreibt: „Es ist verrückt, dass das so normalisiert wird.“
Ein dritter, kritischer Kommentar lautet: „Jedes Mal, wenn ich solche Videos sehe, muss ich lachen.“
Im Endeffekt ist es Alexis jedoch egal, was andere von ihrer Methode halten. Sie steht mit voller Überzeugung dahinter und veröffentlichte einen Folgeclip, in dem sie sich an die Kritiker wendet. Für sie und ihre Familie würde die Leine Sicherheit bringen und das sei der entscheidende Punkt. Aber nur weil sie davon überzeugt sei, müsse das nicht für jeden funktionieren. Dennoch solle das Anleinen keiner verurteilen – vor allem nicht, weil keiner nach einem schnellen Blick die genaue Familiensituation kennt.
Alexis hat früher als Therapeutin mit autistischen Kindern gearbeitet. Aus ihrer Erfahrung kann sie sagen, dass das Anleinen besonders wichtig für Kinder im Autismus-Spektrum sei – vor allem, weil diese Berührungen meiden beziehungsweise als extrem unangenehm empfinden können: „Sie neigen dazu, wegzulaufen. Und diese Handgelenk-Leine ermöglicht es ihnen, herumzulaufen, ohne körperlich angefasst zu werden“, erklärt sie.
„Macht, was ihr für richtig haltet“
Unter den vielen kritischen Kommentaren gibt es jedoch auch genug andere Eltern, die sehr gut verstehen, worum es Alexis geht und folgen sogar ihrem Beispiel. „Es ist mir egal, was jemand sagt – ich mache das“, kommentiert jemand. „Ich werde alles tun, um meine Kinder zu beschützen.“ Ein weiterer Befürworter der unkonventionellen Methode fügt hinzu: „Mütter werden doch heute für alles, was sie tun, angegangen. Macht doch einfach, was ihr für richtig haltet.“
Dass es für uns so befremdlich wirkt, sein Kind anzuketten, liegt vielleicht auch daran, dass wir in Deutschland recht sicher leben. Nach Angaben des Child Crime Prevention & Safety Center wird in den Vereinigten Staaten alle 40 Sekunden ein Kind vermisst oder entführt. „Ungefähr 840.000 Menschen werden jedes Jahr als vermisst gemeldet, und das F.B.I. schätzt, dass 85 und 90 Prozent davon Kinder sind“, schreibt die CCP&SC auf ihrer Website. Bei diesen Zahlen läuft es einem schon kalt den Rücken runter …