14-Jährige Linley soll für vier Geschwister babysitten
Melissa Henderson aus dem kleinen Blairsville im US-Bundesstaat Georgia hat im Mai 2020 ähnliche Schwierigkeiten wie viele andere: Die alleinerziehende Mama von fünf Kindern muss ihren Alltag in Zeiten geschlossener Schulen und Kindergärten organisieren. Da sie niemanden hat, der ihre vier kleinen Kinder betreuen kann, bittet sie ihre älteste Tochter Linley, das zu übernehmen.
Nachbarin ist entsetzt und ruft Polizei
Etwa eine Viertelstunde lässt die Teenagerin das jüngste ihrer Geschwister, den vierjährigen Thaddeus, unbeaufsichtigt. Weil sie selbst im „Home-Schooling“-Stress steckt. Linley findet ihn spielend beim Nachbarskind. Als dessen Mutter erfährt, dass die 14-Jährige an diesem Tag allein auf die Geschwister aufpasst, schaltet sie die Polizei ein.
Dem Behördenbericht zufolge hätte dem Kleinen „alles“ passieren können. Es folgt eine Anklage wegen rücksichtslosen Verhaltens gegen Melissa Henderson. Die Beamten führen die Fünffachmama vor ihren Kindern in Handschellen ab und sperren sie in eine Gefängniszelle. Ihr Exmann holt sie gegen Kaution raus; es drohen Haft und eine üppige Geldstrafe.
„Das Babysitting-Mindestalter liegt bei 13 Jahren!“
Gründer der Organisation „Parents USA“, David DeLugas, setzt sich ehrenamtlich für Melissas Fall ein. „Das gesetzliche Mindestalter fürs Babysitten in Georgia liegt bei 13 Jahren!“, betont er gegenüber dem Online-Magazin „Reason“.
Ein gutes Argument, um den Fall zu schließen – eigentlich. Leider geht es noch drei Jahre weiter damit.
„Ziehen Sie die Anklage zurück!“
Mit Hilfe einer GoFundMe-Seite sammelt Melissa, um die Gerichtskosten tragen zu können, mehr als 39.000 US-Dollar ein. Auf der Plattform kann man unterstützende Kommentare anderer Eltern lesen:
„Meine Kinder sind inzwischen erwachsen. Ich war alleinerziehend, und es kam vor, dass der Älteste auf die Jüngeren aufpassen musste. Ich unterstütze Sie gerne dabei, diesen Rechtsstreit zu gewinnen.“
Eine andere Frau fordert: „Ziehen Sie den Fall zurück! Melissa war arbeiten und überließ die Kinder ihrer fähigen Tochter! Der Staat sollte für das verursachte Leid aufkommen!“
„Ich dachte, der Prozess würde nie enden“
Der endgültige Richterspruch wurde erst vor ein paar Wochen bekannt gegeben: „Dieses Gericht muss zugunsten der Angeklagten entscheiden, da der Staat es versäumt hat, Beweise dafür vorzulegen, dass sie bewusst ein erhebliches … Risiko außer Acht gelassen hat.“
Melissa erinnert sich heute: „Ich dachte, dieser Prozess würde nie enden …“ Gott sei Dank lag sie falsch – und hat am Ende doch Gerechtigkeit erfahren.