Rewe in der Kritik: „Zuckerbomben“ werden an Kinder beworben
In den ersten Bundesländern enden die Sommerferien – den Anfang macht das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen (erster Schultag: 10. August). Pünktlich zum Schulstart vieler Kinder hat der Lebensmittelhändler Rewe jetzt einen Prospekt herausgegeben, in dem „leckere Begleiter für den Schulalltag“ beworben werden.
32 der 34 beworbenen Lebensmittel entsprechen jedoch nicht den Nährwertempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie gelten also als „unausgewogen und sollten nicht für Kinder beworben werden.“ Das erklärte die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) in einer Pressemitteilung.
Kritik der Verbraucherzentrale: Werbeeinnahmen im Fokus
Schon am Sonntag, 7. August, hatte die Verbraucherzentrale Bayern auf Twitter den Werbeprospekt kritisiert.
Die Verbraucherschützer kritisieren, dass verschiedene Chips- und Schoko-Produkte sowie Kekse als „Leckere Begleiter für den Schulalltag“ dargestellt werden.
Auch Grünen-Politikerin Renate Künast bezieht auf Twitter Stellung. Die frühere Bundesministerin für Ernährung und Verbraucherschutz schreibt: „Außer dem Käse-Gurkenbrot links oben, das allerdings nicht zum Verkauf angeboten wird, ist nichts davon Nahrungsmittel für den Schulalltag“.
Die Lage in Deutschland: 15 % der Kinder sind übergewichtig
Die Kritik der Verbraucherorganisationen und Experten scheint berechtigt zu sein. Denn in Deutschland sind aktuell etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen übergewichtig – Tendenz steigend.
Genau aus diesem Grund hatten sich SPD, Grüne und FDP im Koalitionsvertrag darauf geeinigt, die an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel einzuschränken. Einen konkreten Gesetzesentwurf gibt es noch nicht.
Forderung nach Werbeeinschränkungen
Die DANK, sowie viele andere Experten, sprechen sich gerade nach diesem Vorfall wieder für strikte Werbeeinschränkungen aus.
„Kinder essen mehr als doppelt so viel Süßwaren aber nur halb so viel Obst und Gemüse wie empfohlen“, erklärt Barbara Bitzer, Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG).
„Dass Rewe ausgerechnet Zuckerbomben und fettig-salzige Würstchen für den Schulstart bewirbt, ist exemplarisch. Bundesernährungsminister Cem Özdemir darf dem Treiben nicht länger zusehen. Wir brauchen verbindliche Werbebeschränkungen. Nur gesunde Lebensmittel, die die WHO-Empfehlungen erfüllen, sollten für Kinder beworben werden dürfen!“
Noch keine Antwort von Rewe
Der Lebensmittelmarkt selbst hat sich zu den Vorwürfen trotz mehrere Anfragen von Verbraucherschutz-Organisationen noch nicht geäußert.