Das Wichtigste in Kürze
- Leider kommen Sätze wie dieser den meisten Menschen viel zu schnell über die Lippen.
- Auch wenn die Worte nett gemeint sind, können sie die frischgebackenen Eltern kränken.
- Mit ihrem Video möchte die Mama niemandem etwas verbieten, sondern einfach für mehr Einfühlvermögen sorgen.
Ist ein „gesundes Baby“ wirklich die Hauptsache an der Geburt?
Sätze wie „Hauptsache das Baby ist gesund“ gehen uns allen so schnell über die Lippen, weil wir sie selbst schon so oft gehört haben. Aber auch wenn Eltern natürlich nichts Geringeres als das Beste für ihr Kind wollen, ist ein „gesundes“ Baby wirklich die Hauptsache? KC Davis, eine Psychotherapeutin und Mama aus den USA, stellt diese Sichtweise auf TikTok infrage.
In ihrem Video spielt die Mama eine Szene nach, wie sie so viele Frauen selbst erlebt haben: Mit Babypuppe im Arm wird sie von der selbstgespielten Krankenschwester zugedeckt. Diese sagt zu ihr: “Ich weiß, es war nicht die Geburt, die du dir erhofft hast, aber das Wichtigste ist ein gesundes Baby.”
Die Szene wechselt zurück zur Mutter mit Baby, die gerade eine traumatische Geburt erlebt haben soll. Sie starrt sprachlos vor sich hin, genauso wie die Mutter in der nächsten Szene: Eine Mama, die gerade ein Kind mit Behinderung geboren und das ganze mitangehört hat.
: Mama-Erfahrung
Mamas Geburtserfahrung ist genauso wichtig
Zu ihrem Video schreibt KC: „Dieser Satz ist […] weit verbreitet und er ist bullshit. Ein gesundes Baby ist nicht das Einzige, was zählt. Deine Erfahrung zählt. Dein Trauma zählt. Deine Zustimmung zählt. Alle Babys sind wichtig. Kranke Babys sind wichtig. Behinderte Babys sind wichtig. Totgeborene sind wichtig.“
Der Satz “Hauptsache das Baby ist gesund” kann also eine Menge Schaden anrichten, auch wenn er gut gemeint ist. Er spricht einer frischgebackenen Mama die Schwere ihrer traumatischen Erfahrung ab. Er vermittelt Müttern, die ein Kind mit Behinderung zur Welt gebracht haben, sie hätten das Ziel, die “Hauptsache” nicht erreicht und macht es Mamas, die eine Totgeburt durchmachen, noch schwerer, als es ohnehin schon ist.
Mütter teilen ihr Geburts-Trauma auf TikTok
Dass KC damit kein Einzelfall ist, sondern Frauen auf der ganzen Welt täglich mit solch verletzenden Worten zurechtkommen müssen, zeigt die Kommentarspalte unter ihrem Video. Eine Userin schreibt: „Meine Mutter, die ich für meinen sichersten Ort hielt, sagte das zu mir. Mir wurde sofort klar, dass ich nicht mehr zu ihr gehen kann, um emotionale Unterstützung zu erhalten“.
Dass so ein Trauma ohne die richtige Behandlung auch Jahre später noch offene Wunden aufreißt, zeigt der Kommentar einer anderen Mama: “Das brachte mich zum Schluchzen … Ich habe einen medizinisch schwierigen Sohn, und das brachte alle Emotionen zurück – 17 Jahre später”.
Wir alle sollten uns die Worte, die wir an frischgebackene Eltern richten, mal etwas genauer anschauen. Schließlich weiß niemand außer sie selbst, was sie durchmachen mussten – so wie jede*r von uns.