Kritik am Schulsystem: Deutschlands Schulleiter fordern neuen Lehrplan

Schüler und Lehrer im Klassenzimmer
Das sind die Ergebnisse der Schulleitungs-Studie 2022.
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Eine neue Studie unter Schulleiter:innen zeigt, wie rückständig das deutsche Schulsystem ist. Die Befragten fordern ein Neudenken von Stundenplänen, Fächern und der Schule als Lebensraum.

Ergebnisse der Schulleitungs-Studie 2022

Die diesjährige Schulleitungs-Studie des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) zeigt, wie Lehrende das deutsche Bildungssystem gerne umkrempeln würden.

93 Prozent der Schulleiter:innen gaben an, dass sie ihre Schüler gerne mit Kompetenzen für die alltägliche Lebenswelt ausstatten möchten. So sollen die Schüler auf den Arbeitsmarkt und das Leben als erwachsene Menschen vorbereitet werden. Doch für kreative Lehrpläne, neue Inhalte und fächerübergreifendes Lernen im Alltag wäre im Stundenplan bisher keine Zeit.

Kommt bald der Alltagskompetenz-Unterricht?

Im Fokus der Lehrenden stehen vor allem die Themen Gesundheit und Ernährung, digitale Bildung und Mündigkeit, berufsorientierter Unterricht sowie demokratisches Denken.

Wir können den Schüler:innen nicht sagen, dass sie nach der Schule Demokrat:innen sein sollen, aber innerhalb der Schule sehr strikte, fast schon autoritäre Strukturen haben”, sagt der Leiter einer Gemeinschaftsschule in der Studie.

Erst Englisch und dann eine Doppelstunde Mathe? Nein Danke!

Für einen zeitgemäßen Unterricht sollen nicht mehr einzelne Fächer und Klassen im Vordergrund stehen, sondern lebensweltbezogene Themen und Projekte. Einige Schulen versuchen das bereits zu realisieren.

Als Beispiel nennt die Studie eine Gemeinschaftsschule, in der statt dem klassischen Physik-Unterricht gemeinsam in Laboren an konkreten Projekten gearbeitet wird: Und zwar über ein bis zwei Wochen am Stück, sodass ein Thema von allen Seiten betrachtet werden kann.

Ganztags-Modelle machen es möglich

Damit für solche Projekte genug Zeit bleibt, halten 89 Prozent der Befragten die Ganztagsschule für das Modell der Zukunft. Fast genauso viele finden, die Ganztagsschule würde wesentlich zur Chancengerechtigkeit aller Schüler beitragen. Die Schüler sollen an mindestens drei Tagen in der Woche ihre Nachmittage in der Schule verbringen. Diese können selbst strukturiert werden. So werden auch die Eltern entlastet.

Wie sich die Wünsche und Forderungen der Schulleiter:innen in der Bildungspolitik umsetzten lassen, bleibt abzuwarten. Dennoch blicken etwas mehr als die Hälfte der Befragten positiv auf die Zukunft.

Quellen