Mikroplastikpartikel bei Ratten-Föten nachgewiesen
Dass Mikroplastik in Nanogrößen unsere Ozeane und Körper verschmutzt, ist mittlerweile nichts Neues. In einer Studie zeigen Forscher der Rutgers University nun, dass bei Ratten Mikroplastik in der fötalen Entwicklung nachgewiesen wurde, was die ungeborenen Föten schädigen kann. Veröffentlicht wurde die Studie letzten Monat in der Zeitschrift Nanomaterials, außerdem wurde sie auf der Konferenz der American Association for the Advancement of Science in Washington vorgestellt.
Grund zur Besorgnis für schwangere Frauen?
Im Rahmen der Untersuchung wurden fünf trächtigen Ratten speziell markierte Nanokunststoffe verabreicht. Die anschließende Bildgebung ergab, dass diese Nanokunststoffpartikel nicht nur in die Plazenta der Ratten, sondern auch in die Leber, die Nieren, das Herz, die Lunge und in das Gehirn ihrer Nachkommen eindrangen.
„Vieles ist noch unbekannt, aber dies ist sicherlich ein Grund zur Besorgnis und Anlass für weitere Untersuchungen“, sagte Philip Demokritou, Professor für Nanowissenschaften und Umweltbiotechnik an der Rutgers University in einer Erklärung.
Gesellschaft muss klüger werden
Die Wissenschaftler wiesen darauf hin, dass es schon früher ähnliche Studien an trächtigen Labortieren gab. Diese machten klar, dass die Zugabe dieser Kunststoffe zur Nahrung die Nachkommenschaft auf verschiedene Weise beeinträchtigt. Bei ihnen wurde aber nicht untersucht, ob die Mütter die Kunststoffe an ihre Föten weitergeben. Diese traurige Erkenntnis ist also neu.
Laut Professor Demokritou sollen künftige Studien untersuchen, wie verschiedene Arten von Kunststoffen die Zellbarrieren überwinden, wie die Größe der Kunststoffpartikel diesen Prozess beeinflusst und wie Kunststoffe die fötale Entwicklung behindern können.
„Ich möchte die Menschen nicht verängstigen, aber es handelt sich um einen neuen Schadstoff und wir haben noch viele Unbekannte, was die Risiken angeht“, sagte Demokritou gegenüber Daily Mail. Er fügte hinzu:
„Wir können nicht in die Steinzeit zurückkehren, aber als Gesellschaft müssen wir klüger werden und uns nachhaltige Konzepte zu eigen machen, um Krisen wie diese zu vermeiden.“
„Wir alle, Wissenschaftler, die Öffentlichkeit, die Gesellschaft im Allgemeinen und die Regulierungsbehörden, müssen überdenken, wie wir Materialien und Chemikalien im Allgemeinen produzieren und verwenden“, so der Professor.
Menschen nehmen pro Woche Plastik in der Größe einer Kreditkarte auf
Es hat sich gezeigt, dass Chemikalien, Giftstoffe und sogar Mikroplastik häufig über Lebensmittel, die Geräte, mit denen wir kochen und die Gegenstände, die wir täglich benutzen, aufgenommen werden können. Demokritou zufolge nehmen die Menschen jede Woche Plastik in der Größe einer Kreditkarte auf. Da Mikro-Nano-Kunststoffe auf Erdölbasis nicht biologisch abbaubar sind, sondern nur durch Verwitterung in winzige Fragmente zerteilt werden, finden sich diese oft in der menschlichen Lunge, in der Plazenta sowie im Blut wieder.
Eine Studie zeigte sogar, dass neugeborene Babys Mikroplastik über die Muttermilch beim Stillen aufnehmen.
Mikroplastik in Plazenta vorgefunden
Schon im Jahr 2020 entdeckten Wissenschaftler Mikroplastik in der Plazenta von werdenden Müttern, das nach Ansicht von Experten ein sogenanntes „Cyborg-Baby“ hervorbringen könnte. In anderen Berichten wurde darauf hingewiesen, dass Menschen durch Plastikwasserflaschen einer übermäßigen Menge dieser kontaminierenden Nanopartikel ausgesetzt sein könnten. Die Forschung hat auch gezeigt, dass 10-mal mehr Mikroplastik in einem Babypopo enthalten ist als bei Erwachsenen.
„Leider sind Babys bei unserem modernen Lebensstil so vielen verschiedenen Dingen ausgesetzt, dass wir nicht wissen, welche Auswirkungen sie später in ihrem Leben haben können“, sagte Studienmitautor Kurunthachalam Kannan, Wissenschaftler an der Grossman School of Medicine der NYU, gegenüber dem Magazin Wired.
„Ich glaube fest daran, dass sich diese Chemikalien auf die frühen Lebensphasen auswirken“, so der Wissenschaftler.