Personalmangel und Stress: Studie prangert schlimme Zustände in deutschen Kitas an

Junge spielt in Kita mit Holzblöcken
Spielen in der Kita: oft kann sich das Personal nicht genug um die Kinder kümmern
© Bigstock / dekazigzag

Die Lage in Deutschlands Kitas ist höchst angespannt. Eine Studie des paritätischen Wohlfahrtsverbands aus dem Jahr 2022 machte deutlich, wie unzufrieden das Personal vielerorts ist. Über 1000 befragte Fachkräfte für Kinderbetreuung klagten dort über schlechte Rahmenbedingungen und zu hohe Arbeitsbelastung. Hat sich seitdem etwas getan?

Das Wichtigste in Kürze:

  • Eine Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbands zeigte 2022 schonungslos die schlimmen Zustände in Deutschlands Kitas auf
  • Erzieherinnen und Erzieher sind überlastet, fühlen sich gestresst und haben teils eine negative Einstellung zu ihrem Beruf
  • Die Missstände sind schon lange bekannt – der Bund will mit einem Gesetz gegensteuern

Ein Armutszeugnis für Deutschlands Kitas

Der zweite Kita-Bericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes stellte deutschen Kindertagesstätten im vergangenen Jahr ein Armutszeugnis aus. Die Studie gab genaue Einblicke zum Stand der Qualitätsentwicklung und der praktischen Umsetzung des so genannten “Gute-Kita-Gesetzes“. Gemeinsam mit Wissenschaftler*innen der Uni Osnabrück wurden die Ergebnisse der über 1000 Befragten ausgewertet.

Besorgniserregend ist, dass in allen Bereichen der frühen Bildung, Erziehung und Betreuung erhebliche Defizite festgestellt wurden. Erzieher sind wegen Personalmangel und Überlastung zum großteil unmotiviert und unzufrieden.

Gründe für Unzufriedenheit des Kita-Personals

Die Studie listet in den Ergebnissen mehrere Handlungsfelder auf, die deutlich machen, warum die Stimmung bei den Erzieherinnen und Erziehern so schlecht ist.

Besonders durch die Corona-Pandemie und damit verbundene Krise hat sich in Kitas einiges geändert: Die Öffnungszeiten wurden stark verkürzt und trotzdem ist die Arbeitsbelastung zu hoch, das Verhältnis zwischen Betreuer*innen und Eltern hat sich durch die Kontaktbeschränkungen verschlechtert und viele Erzieher*innen sind ihrer Arbeit gegenüber deutlich negativer eingestellt als früher.

Personal in Kitas ist an der Überlastungsgrenze

Einerseits gibt es in Deutschland insgesamt zu wenig Betreuungsplätze für alle Kinder und andererseits können oft die Kita-Kapazitäten nicht voll ausgeschöpft werden – auf Grund von zu wenig Personal. Der Betreuungsschlüssel ist schlecht und viele Kitas unterbesetzt. Weil Personal fehlt, können die Einrichtungen den Bedürfnissen der Kinder oftmals nicht gerecht werden. Für die Kleinen kann das nicht selten Stress bedeuten.

Ebenso kommen Inklusion, Sprachentwicklung bei Kindern mit Unterstützungsbedarf oftmals zu kurz.

Eine weitere Folge der Personalknappheit kennen viele Eltern aus eigener Erfahrung: Wenn in einer ohnehin schon unterbesetzten Kita ein Erzieher krank wird, ist Notbetreuung angesagt oder die Kita muss gleich ganz schließen.

Zu wenig Geld für ausgewogene Ernährung und Lärmschutz

Auch die finanziellen Mittel sind ein Grund für die schlechten Zustände und die negative Stimmung beim Personal. Einerseits fehlen vielen der Befragten die Aufstiegsmöglichkeiten in ihrem Beruf. Selbst mit Zusatzqualifikationen verdienen Erzieherinnen und Erzieher selten mehr. Dieser Faktor macht auch die Gewinnung von neuem Personal so schwierig.

Mehr als ein Drittel der Befragten gab zudem an, dass die finanziellen Mittel nicht ausreichen, um eine gute, ausgewogene Ernährung für die Kinder sicher zu stellen und auch in Sachen Lärmschutz finden viele, dass mehr getan werden müsste. Die kindliche Gesundheit und Entwicklung sind dementsprechend gefährdet.

Was tun gegen die Zustände in Deutschlands Kitas?

Schon vor Veröffentlichung der Kita-Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbands war die Debatte um eine Verbesserung der Lage entbrannt. Die Studie zeigte allerdings noch einmal schonungslos auf, wie schlimm die Zustände vielerorts tatsächlich sind.

Über einige Punkte sind sich Eltern, Betreuungspersonal und Politik sicher einig: der Beruf der Erzieherin und des Erziehers muss attraktiver gemacht werden. Dies entlastet auch das bisherige Personal und garantiert so eine bessere Betreuung für alle Kinder.

 

Mit dem Gute-Kita-Gesetz will der Bund die Länder dabei unterstützen, die Qualität der Kitas zu erhöhen: die Länder können dabei selbst entscheiden, für welche Schwerpunkte sie die per Gesetz garantierten Finanzmittel verwenden. Dazu zählt auch Personalgewinnung. Doch einen durchschlagenden Erfolg konnte die Politik damit offenbar bislang noch nicht erzielen.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband führt noch bis Ende 2023 eine weitere Umfrage unter dem Betreuungspersonal von Kitas durch, um die aktuelle Lage zu erfassen und Handlungsfelder für Verbesserungen aufzuzeigen. Ob die Ergebnisse einen Fortschritt seit 2022 aufzeigen, bleibt abzuwarten.

Quellen