Trotzphase und Wutausbrüche: Stärker bei Kindern gestresster Väter?

Gestresster Vater arbeitet mit Familie im Hintergrund
Eine neue Studie sagt: Wenn sich Väter gestresst fühlen, wirkt sich das auf das Verhalten ihrer kleinen Kinder aus (Symbolbild)
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Sie ist ebenso so bekannt wie berüchtigt: Die Trotzphase von kleinen Kindern, die meist mit etwa zwei Jahren beginnt und viele Eltern mit unerklärlichen Wutausbrüchen zur Verzweiflung treibt. Welche Faktoren die Heftigkeit der Trotzphase begünstigen, ist noch nicht erforscht. Eine neue Studie aus England legt nun aber nahe, dass der Stresslevel der Väter eine Rolle spielt.

Trotzphase verlangt Eltern einiges ab

Wenn umgängliche und ruhige Kinder plötzlich immer häufiger Wutanfälle bekommen, sich auf den Boden werfen oder ihr Spielzeug durchs Zimmer schmeißen – dann hat die Wut- und Trotzphase begonnen.

Bei den meisten Kindern beginnt diese Phase der Entwicklung etwa mit zwei Jahren und dauert etwa bis zum vierten Lebensjahr an. Kinder testen ihre Grenzen aus, ärgern sich oft auch über Dinge, die sie noch nicht gut können, aber gerne können würden – oder finden ganz einfach Gefallen daran, „nein!“ zu sagen.

Welche psychologischen Vorgänge der Trotzphase zugrunde liegen, ist schon gut erforscht. Doch die Frage, warum sie bei manchen Kindern schlimmer ausfällt als bei anderen, noch nicht. Während es Kinder gibt, die mit wenig Geschrei und nur ein paar bockigen Momenten durch diese Phase kommen, neigen anderen zu teils stundenlangen hysterischen Anfällen und verlangen ihren Eltern einiges ab.

Studie sagt: Gestresste Väter haben auffälligere Kinder

Eine Studie des King‘s College in London legt nun nahe, dass der Stresslevel der Väter eine Rolle spielen könnte. Die Wissenschaftler am Institut für Psychiatrie, Psychologie und Neurowissenschaften haben dafür rund 1.800 Eltern von kleinen Kindern befragt.

Die Väter mussten Fragen über ihr Stresslevel ausfüllen, etwa ob sie das Gefühl haben, die wichtigen Dinge in ihrem Leben noch unter Kontrolle zu haben. Ihre Antworten wurden anschließend auf einer Skala bis 20 gewichtet. Alles über 10 bedeutet ein „hohes“ Stresslevel.

Parallel dazu mussten die Teilnehmer Verhaltensauffälligkeiten ihrer Kinder mit 24 Monaten angeben.

Das Ergebnis: Etwa 7% der teilnehmenden Väter fühlte sich im Zeitraum nach der Geburt der Kinder sehr gestresst. Bis zum Ende des zweiten Lebensjahres wuchs dieser Wert auf 10% an. Gleichzeitig konnten die Wissenschaftler einen Zusammenhang herstellen zwischen dem Stresslevel von Vätern von drei Monate alten Kindern und Verhaltensauffälligkeiten von Kindern mit zwei Jahren.

Was können Väter gegen den Stress tun?

Die Ergebnisse interpretiert Dr. Fiona Challacombe, Leiterin des Intistuts am King’s College, so:

„Unsere Studie ergab, dass väterlicher Stress einen großen Beitrag zum Verhalten der Kinder leistet, insbesondere in den ersten Monaten nach der Geburt. Dennoch zögern Männer in dieser Zeit möglicherweise, Hilfe in Anspruch zunehmen oder ihre Bedürfnisse zu äußern, und fühlen sich möglicherweise vom mütterlichen Fokus der perinatalen Dienste ausgeschlossen.“

Es seien größere Bemühungen erforderlich, um Vätern die Unterstützung zukommen zu lassen, die sie zur Bewältigung von Stress und damit zur Vermeidung von Auffälligkeiten bei ihren Kindern brauchen.

Was könnten Väter also tun, um sich weniger gestresst zu fühlen? Für Dr. Challacombe liegt eine Lösung auf der Hand: Es würde schon helfen, mit anderen Vätern über ihre Gefühle zu sprechen. Es sei auch keine Schande, eine Therapie oder Partnerschaftshilfe in Anspruch zu nehmen. Sich ganz auf die Vaterschaft einlassen, sei die bessere Wahl als sich als „hart im Nehmen“ darzustellen.

Quellen