Ab wann sollten wir unseren Kindern ein Handy schenken?

Kind liegt am Boden und schaut auf ein Handy
Ab wann ist ein Handy für Kinder sinnvoll? Medienpädagogen haben eine klare Empfehlung.
© Unsplash / Hal Gatewood

Ab einem gewissen Alter stehen sie ganz oben auf den Wunschlisten: Handys! Oder besser gesagt: Smartphones! Aber ab kann man guten Gewissens ein Handy schenken? Unser Autor Markus Kirschbaum hat sich damit auseinandergesetzt, ab wann Medienpädagogen ein eigenes Smartphone empfehlen und was sie zur richtigen Nutzung empfehlen – nicht zuletzt, weil seine eigenen Kinder in naher Zukunft ins entsprechende Alter kommen.

„Aber ALLE haben eins!“

Oft wünschen sich schon Sieben- oder Achtjährige ein Smartphone, mit dem Argument: „Aber wirklich alle haben eines!“. Zum Glück ist es bei meinem Großen noch kein Thema, aber ich würde solche Argumente sowieso nicht gelten lassen. Statistiken zeigen, dass im Grundschulalter nur circa 18 Prozent der Kinder ein eigenes Smartphone besitzen. Und das ist meiner Meinung nach auch gut so! Unsichere Eltern können das Thema auch beim Elternabend ansprechen, dann bekommt man ein ganz gutes Gefühl dafür, wie andere Eltern im Hinblick auf Handynutzung eingestellt sind.

Und im Zweifelsfall kann man dem Sprössling dann mit fundierten Gegenargumenten den Wind aus den Segeln nehmen. Eben, dass nicht alle anderen ein eigenes Smartphone ihr Eigen nennen! Aber ab wann ist ein eigenes Handy sinnvoll? Medienpädagogen haben eine klare Empfehlung.

: Wann ist das richtige Alter?

Ab welchem Alter ist ein Smartphone sinnvoll?

Vom Gefühl her haben meine Frau und ich immer gemeint, vor der 5. Klasse kommt ein Smartphone für unsere Kinder nicht infrage. Dieses Gefühl deckt sich mit der Empfehlung von Medienpädagogen: Kristin Langer, Diplom-Pädagogin mit Schwerpunkt Medien arbeitet für die Initiative „Schau hin!“ und schätzt Kinder im Alter von elf bis dreizehn Jahren in der Regel als kompetent genug ein, um ein Smartphone verantwortungsvoll zu nutzen. Dann seien Kinder in der Regel gefestigt genug, um verantwortungsvoll mit Inhalten umzugehen, die im Netz oder bei WhatsApp kursieren. Was man dabei nicht vergessen darf: Medienkompetenz muss im Vorfeld sowie begleitend von uns Erwachsenen vermittelt werden.

Smartphone im Grundschulalter? Muss nicht sein!

Meine Frau und ich beobachten immer wieder Grundschüler auf ihrem Schulweg, das Smartphone in der Hand. Die Krux an der Sache: Das Smartphone, das zur Sicherheit mitgegeben wird, damit das Kind erreichbar ist oder im Zweifelsfall seine Eltern anrufen kann, wird so schnell zum Sicherheitsrisiko! Einmal haben wir ein Mädchen, etwa acht oder neun Jahre alt, beobachtet, das voll Karacho in die Straßenlaterne gelaufen ist, weil es vom Smartphone abgelenkt war. Zum Glück war’s kein Auto!

Nachdem unser Sohn angefangen hat, seinen Schulweg (der dauert über eine halbe Stunde) alleine zu meistern, haben wir kurz überlegt, ihm zur Sicherheit ein altes Tastenhandy mitzugeben.

Den Gedanken haben wir aber rasch wieder verworfen. Wir sind viel mehr dazu übergegangen, Situationen, die passieren können, mit ihm durchzusprechen. Was macht er, wenn er versehentlich zu weit mit dem Bus fährt? Wen bittet er um Hilfe, wenn es ein Problem gibt? Zusätzlich kennt er unsere Telefonnummern und hat sie zur Sicherheit auch auf einem Notizzettel dabei. Bisher lief alles reibungslos und ich bin sicher, passiert einmal etwas Unvorhergesehenes, dann weiß er sich auch ohne Handy zu helfen.

Möchte man sein Grundschulkind für den Schulweg zur Sicherheit mit einem Handy ausstatten, dann tut’s auf jeden Fall ein altes Tastenhandy! Aber auf was sollte man achten, wenn man seinem Kind dann ein Smartphone kauft?

Medienkompetenz will gelernt sein: Der richtige Umgang mit Handys

Ist es nun aber so weit und der Sprössling bekommt sein heißersehntes Smartphone, ist es mit dem Schenkvorgang allein aber noch nicht erledigt. Die meisten Kinder sind technisch versiert, gehen mit einem Smartphone also geschickter um, als so mancher Erwachsene. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie auch richtig damit umgehen. Medienkompetenz will eben gelernt sein! Und am besten gelingt das durch das entsprechende Vorbildverhalten, regelmäßige Gespräche sowie klare Absprachen. Folgende Punkte sind wichtig:

  • Prepaid-Karte
    Zunächst macht eine Prepaid-Karte sicherlich Sinn. Ist das Datenvolumen aufgebraucht, dann ist es für diesen Monat eben vorbei! So lernen Kinder auch, sich Smartphone-Konsum einzuteilen.
  • Sicherheitseinstellungen für kostenpflichtige Apps und Jugendschutz
    Über kostenpflichtige Apps und unliebsame Inhalte aus dem Netz, die gerne auch verschickt werden, muss unbedingt gesprochen werden. Bei ganz jungen Smartphone-Nutzern ist es sinnvoll, diesbezüglich Sicherheitseinstellungen zu aktivieren. Es gibt übrigens auch sogenannte Jugendschutz-Apps.
  • Datenschutz geht vor!
    Und das sollte auch dem Sprössling vermittelt werden. Ein entsprechendes Passwort und Datenverschlüsselung sind sinnvoll. Außerdem sollte dem Kind bewusst sein, dass es mit privaten Informationen und Fotos sorgsam umgehen muss.
  • Feste Regeln bei der Handy-Nutzung
    Die Nutzung des Smartphones sollte mit dem Kind detailliert besprochen werden und auch schriftlich festgehalten. Werden die Vereinbarungen nicht eingehalten, muss mit Handyentzug gerechnet werden. Wesentlich ist hier meiner Ansicht nach: Im Straßenverkehr hat das Smartphone nichts verloren!
  • Zeit am Smartphone begrenzen
    Weiters sollte man die tägliche Smartphone-Zeit (also Spiele und Co.) begrenzen. Auch beim Essen, Schlafen oder während direkter Sozialkontakte hat das Smartphone Sendepause.

Es gibt übrigens entsprechende Initiativen, die im Hinblick auf Medienkonsum und Medienkompetenz bei Kindern, mit Rat und Tat zur Seite stehen. In Deutschland hat sich diesbezüglich SCHAU HIN! Was dein Kind mit Medien macht. einen Namen gemacht!