Es ist wieder so weit: neue Kindersocken müssen her!
Daheim leben wir nach dem Motto „Nachhaltigkeit ist Pflicht“. Deshalb ist Second Hand bei Kleidung eigentlich Standard. Bloß Unterwäsche und Socken kaufen wir neu und das auch meistens erst, wenn das alte Zeug schon auseinanderfällt. Tja, die Lieblingsteile werden eben so lange getragen, bis sie aus mehr Löchern als Stoff bestehen.
Nun war es vor kurzem bei Töchterchen so weit: Neue Socken mussten her und das dringend! Zu meinem Leidwesen war ich der Unglückliche, der Kindersocken Größe 30 besorgen musste. Natürlich versuchte ich mich verzweifelt aus der Affäre zu ziehen, doch meine Frau blieb unnachgiebig. Sie hasst den Kleiderkauf nämlich ebenso sehr wie ich! Nicht einmal das Argument, dass ich in solchen Dingen nun wirklich ziemlich schlecht bin, zog. Leider entging ich meinem Schicksal also nicht. Jemand mit einem höheren Bildungsabschluss würde es ja wohl schaffen, Kindersocken in Größe 30 zu besorgen, sprach die werte Frau Gattin und entließ mich in die Hölle – ähm ich meine natürlich in die Kinderabteilung einer Modekette. Und dort nahm das Drama seinen Lauf.
Gelebte Geschlechtertrennung
Da stand ich also verloren in der Kinderabteilung eines bekannten Textilriesen. Rechts tat sich ein Meer aus blau, schwarz, grün und grau auf, links eines aus rosa, pink und flieder. Mittlerweile wird ja deutlich mehr Wert auf Geschlechtertrennung gelegt als zu meiner Zeit. Zumindest, was Kindermode betrifft. Da stand ich also zwischen den Fronten herum und ließ die „Stimmung“ auf mich wirken („Tschaaaiseeeen, wir geeeehn zur Kasseeee!“), als ich von einer ambitionierten Angestellten angesprochen wurde, die fragte, ob sie mir denn helfen könne. („Ja, bringen Sie mich raus! Schnell!“)
„Ähm, ich suche Socken“, stammelte ich.
„Bub oder Mädchen?“, kam’s wie aus der Pistole geschossen.
„Naja… Kind!“
– Missbilligender Blick –
„Also gut, für ein Mädchen!“, legte ich die Karten auf den Tisch.
Die Angestellte deutete – oh Wunder – auf das rosa-pink-fliederfarbene Meer und meinte lapidar: „Dort drüben, im Wühlkorb!“
Also ging’s frohgemut zum Wühlkorb. Doch auf dem Weg dorthin stockte mir der Atem und ab und zu musste ich mir die Augen reiben, um zu prüfen, ob mir die Wirklichkeit nicht vielleicht einen kleinen Streich spielte.
Hotpants, Miniröcke und bauchfrei für kleine Mädchen? Echt jetzt?!
In der sommerlichen Mädchenabteilung hingen fröhlich Kleidungsstücke vor sich hin, die ich kaum einer Teenagerin erlauben würde, geschweige denn einem Kind! Miniröcke, bauchfreie Tops und Hotpants! Für Klein- und Grundschulkinder! Echt jetzt?! Ich meine, unabhängig davon, dass das einfach nicht altersentsprechend ist, kind kann sich darin doch überhaupt nicht bewegen! Radfahren, auf Bäume klettern und Fangen spielen im Minirock und bauchfrei? Das ist doch Blödsinn! Wer denkt sich denn sowas aus? Und vor allem: Wer kauft solche Kleidung für sein Kind?! Denn nachdem seit jeher die Nachfrage das Angebot bestimmt, gibt es wohl willige Abnehmer für solche Fetzen.
Kopfschüttelnd habe ich mich schließlich zum Socken-Wühlkorb durchgekämpft. Größe 30 habe ich gefunden, aber die Socken waren entweder weiß oder hellrosa. Irgendwie unvorteilhaft für Socken, da sieht man ja den Dreck total schnell! Also bin ich in die Bubenabteilung rüber, habe mich durch schwarze, blaue und grüne Socken gewühlt, bis ich Größe 30 in den Händen hielt und ab ging’s zur Kasse. Was war ich froh, als ich der zweifelhaften Kindermode den Rücken kehren konnte!
Das Töchterchen hat sich übrigens über die Socken gefreut und in mir selbst keimt mittlerweile der Wunsch, auch bei Socken zu Second Hand zu greifen. Denn je weniger ich mich mit Absurditäten in der Kindermodewelt auseinander setzen muss, umso besser!
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