Können auch Männer stillen?

vonMichaela Brehm | Redaktionsleitung
Vater trägt Baby vor der Brust
Können Männer stillen?
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Sein Baby zu stillen, ist ein Privileg der Mütter? Die Wissenschaft sieht das anders und bringt Beweise, dass auch Männer Milch produzieren können. Wie kann das sein?

Männer, die Jäger, die Ernährer. Und doch sind sie seit jeher für ihre Säuglinge in Sachen Ernährung absolut nutzlos. Stillen ist und bleibt Frauensache…? Aus wissenschaftlicher Sicht ist diese Sache allerdings nicht ganz so klar. Es gibt Beweise, dass auch Männer theoretisch stillen können.

Als einer der Ersten erbringt der Evolutionstheoretiker Charles Darwin den Beweis. Er beschrieb das bereits 1871 in seinem Buch ‚Die Abstammung des Menschen‘: „Es ist bekannt, dass bei den Männchen aller Säugetiere, einschließlich des Menschen, rudimentäre Mamma (lat. für weibliche Brust) existiert. In mehreren Fällen sind diese gut entwickelt und können auch reichlich Milch produzieren.“

Der wohl bekannteste deutsche Naturforscher Alexander Humbold berichtet sogar von einem echten Fall. Ein Bauer namens Francisco Lozano soll seinen Sohn mit der eigenen Milch gestillt haben. Humbold schreibt: „Als die Mutter krank wurde, nahm der Vater das Kind, um es zu beruhigen, in sein Bett und drückte es an seine Brust. Lozano war 32 Jahre alt und hatte bis dahin keine Milch in der Brust verspürt; aber die Reizung der Warze, an der das Kind sog, bewirkte eine Ansammlung dieser Flüssigkeit. Die Milch war fett und sehr süss. Der Vater, über das Anschwellen seiner Brust erstaunt, reichte sie dem Kind und stillte es fünf Monate zwei- bis dreimal täglich (…).“

Stillende Männer: Wie kann das sein?

In den ersten Wochen der Schwangerschaft entwickelt sich jeder Mensch absolut gleich. Erst etwa in der 7. SSW bilden sich die spezifischen Geschlechtsmerkmale aus: Bei Jungen die Hoden und bei den Mädchen nach und nach die Eierstöcke. Brüste haben bis dahin schon beide – inklusive Brustdrüsen.

 

Dass diese unabhängig vom Geschlecht auch Mich produzieren können, beweist die sogenannte Hexenmilch. Das ist ein Phänomen, das bei manchen Neugeborenen auftritt. Da Babys während der gesamten Schwangerschaft über die Nabelschnur so eng mit der Mutter verbunden waren, gelangen auch weibliche Hormone in den Blutkreislauf. Das führt manchmal dazu, dass der kleine Körper – egal ob männlich oder weiblich – nach der Geburt Milch produziert.

 

Theoretisch haben also auch erwachsene Männer die Anlagen fürs Stillen. In der Praxis sind diese aber weder funktionsfähig noch voll ausgebildet. Dafür sorgt die Pubertät. Nur die weiblichen Sexualhormone sorgen dafür, dass sich die Brust und die Milchdrüsen weiter ausbilden. Milchmänner bleiben also doch nur ein theoretisches Konzept. Stillen ist und wird sicher auch noch lange ein Privileg der Mütter bleiben. Für die Papas gilt: Geduld haben. Spätestens mit dem ersten Brei können sie sich auch wieder aktiv am Füttern beteiligen.