Bekenntnisse eines Papas: „Ich vertilge die Essensreste meiner Kinder!“

Papa mit Tochter in der Küche
In diesem Sinne: Mahlzeit!
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Lebensmittelverschwendung ist ein großes Thema in unserer Gesellschaft. Unser Autor und Papa Markus Kirschbaum steuert dem – nicht immer freiwillig – entgegen. Er ist nämlich für die Essensreste seiner Kinder zuständig. Das sorgt für so manch fragwürdigen kulinarischen Hochgenuss…

Müllschlucker haben mich schon immer fasziniert…

Als Kind war ich absolut begeistert von diesen Müllschluckern, die man ständig in den amerikanischen Fernsehserien zu sehen bekam. Ob real oder in Zeichentrickfilmen (ich sage nur: Fred Feuerstein – die Dinger gab‘s nämlich schon in der Steinzeit):

Wenn allerlei Essensreste einfach in die Spüle oder einen extra eingebauten Schacht geschüttet wurden, saß ich mit großen Augen vorm Fernsehgerät. Ich bekam den Mund gar nicht mehr zu. So einfach konnte das Leben also sein…

Ich war nämlich so ein armes Kind, das essen musste, was auf den Tisch kam. Und das bis zum letzten Bissen (ja, das Trauma sitzt tief…). Solch ein Müllschlucker war demnach mein heißersehnter Traum.

Die Kinder von unser Aurorin Anja müssen nicht immer aufessen. Wie sie ihren Kindern mehr zutrauen möchte und die Essensreste wieder verwertet, liest du hier. 

Dort würde ich Karotten, Erbsen, zähes Fleisch oder matschige Tomaten (GANZ SCHLIMM!) einfach hineinschütten und alle wären glücklich und zufrieden. Einmal prangte solch eine Gerätschaft sogar ganz oben auf meinem Wunschzettel ans Christkind.

Reste des Kindes essen

Bloß spielten meine Eltern leider nicht mit. Die stellten sich quer und schafften das Gerät meiner Träume ganz einfach nicht an. Also blieb mir nichts anderes übrig als weiterhin brav aufzuessen…

Nein, meine Kinder müssen nicht aufessen

Schon lange bevor ich überhaupt Kinder hatte, war mir sonnenklar: MEINE Kinder müssen NICHT aufessen! Die Glücklichen sollen ganz einfach nach ihrem Appetit und Vorlieben essen, so wie ich mir das als Kind gewünscht hätte. Das klappt auch ganz gut.

Essensverhalten deines Kindes

Von Babyled weaning, das wir praktiziert haben, über gemeinsame Kochexperimente bis hin zu regelmäßigen Restaurantbesuchen – Essen hat bei uns einen gewissen Stellenwert. Aufessen aber nicht zwingend! Zumindest nicht beim Nachwuchs.

Bei mir sieht das – Prägung sei Dank – ein klein wenig anders aus. Dass die eigene Kindheit sich weit ins Erwachsenenalter zieht, zeigt sich nämlich auch beim Essen: ICH – KANN – EINFACH – NICHTS – WEGWERFEN! Und genau da fängt es an, kompliziert zu werden…

Müllschlucker Marke „Papa“

Nachdem meine Kinder nämlich sehr gut Essen stehenlassen können und ich eben nicht, sind die Rollen klar verteilt. Schlussendlich habe ich meinen Müllschlucker also doch noch bekommen – und er hört auf den wohlklingenden Namen „Papa“. Und diese ganz besondere Essen-Verwertungs-Maschine ist schon seit Jahren für organische Abfälle aller Art zuständig.

Ob abgeknabberte Kürbissticks, die meine Frau gerade in den Biomüll befördern will („Niiicht, die kann man doch noch essen! Das ist doch noch guuut!“), halbvolle Teller Buchstabensuppe, die eben doch viel lustiger klingt, als sie schmeckt (Ich mag Buchstabensuppe übrigens auch nicht sonderlich, aber wegschütten geht eben gar nicht), kalt-ranzige Pommes vom Essensstand im Zoo (*würg*) oder zur Hälfte verspeisten Schokokuchen, der eher an ein Schlachtfeld als an ein Dessert erinnert (*mjamm*) – mir kann man einfach alles unterjubeln.

Ich bin für alles da, das nicht schmeckt oder zu viel ist. Nur bei Tomaten lege ich mein Veto ein. Die hasse ich abgrundtief, da muss dann die Mama ran…

Kulinarische Eigenheiten

Zum Glück sind die Kinder mittlerweile größer…

… und kulinarisch gereift. Die Zeiten von zermatschtem Obst und Gemüse, ungewürztem Reis oder Vollkornnudeln ohne Geschmack sind endlich vorbei.

Mittlerweile darf ich mir meinen Müllschlucker-Magen mit Delikatessen wie Schnitzel, Hühnchen, würzigen Eintöpfen, Spaghetti Bolognese und ähnlichem vollschlagen. Als Papa freut man sich ja bekanntlich über jeden Fortschritt des Nachwuchses. Man gibt sich eben mit den kleinen Freuden des Lebens zufrieden. In diesem Sinne: Mahlzeit!