Die harten Fragen der Warum-Phase

Kind sucht etwas auf einer Wiese
©Jordan Whitt via Unsplash

Kinder warten nicht mit ihren schwierigen Fragen bis zur Pubertät. Als ich Papa wurde, dachte ich mir, ich habe ja noch lange Zeit, bis die Fragen nach den Bienchen und den Blümchen kommen. Aber das ist natürlich Quatsch. Die Warum-Phase beginnt mit drei Jahren, manchmal auch früher. Aber sie beginnt. Warum ist der Himmel blau? Warum muss ich eigentlich in den Kindergarten? Warum hast du so einen dicken Bauch, Papa?

Da sind die Antworten vielleicht noch einfach – vielleicht hat man sie gerade in der „Sendung mit der Maus“ gesehen oder von seiner Kindheit noch in guter Erinnerung. Oder sie liegen auf der Hand.

Manchmal helfen auch Erklärtafeln in einem Museum. Und dass ich diese auch gelesen habe. (Allein für diese müsste ich eigentlich schon längst den Kuratoren im Deutschen Museum in München Dankesbriefe schreiben.)

 

Meine meistgenutzte Quelle für sinnvolle Antworten sind aber die Erklärbilderbücher im Kinderzimmer.

Warum heißt der Baggerlader so? Der hat vorne eine Laderschaufel, hinten aber einen Baggerlöffel. Auf kleinen Baustellen ist der sehr praktisch. Dann muss er nicht wenden.

Das alles hätte ich früher nicht gewusst und es interessiert mich auch. Besonders groß wird die Erklär-Herausforderung dann, wenn man in neue, unvorhersehbare Situationen kommt. Wie neulich bei dem älteren Herrn, der im Supermarkt eine kleine Flasche Schnaps kauft. Sonst nichts. Da kommt die Frage dann glücklicherweise erst von der Rückbank des Familienautos, als die Türen bereits geschlossen sind.

 

„Papa, warum hat der Mann nur so eine kleine Flasche gekauft und mehr nicht?“

Schüchternheit ist etwas Gutes.

Da war ich erst mal still.

Man muss wissen, dass ich in unsicheren und unerwarteten Situationen in Richtung Wahrheit tendiere. Kann mein Kind die schon verkraften? Wir kennen diese Männer, wahrscheinlich hast du jetzt auch diesen Geruch in der Nase.

„Weißt du, dieser Mann ist sehr alleine und ist deshalb sehr traurig. Und weil er nicht mehr diese Einsamkeit spüren will, trinkt er so etwas.“ Die nächste Frage ist auch klar.

„Was ist Einsamkeit?“

„Kennst du das Gefühl, wenn du im Kindergarten die Mami nicht gehen lassen willst?“

„Ja.“

„Der Mann hat keine Mami mehr und auch sonst keinen mehr. Und diese Menschen fehlen ihm.“

„Was ist das in der Flasche?“

„Das ist so etwas Ähnliches wie das Bier, das der Papa gestern getrunken hat.“

„Ih! Das mag ich nicht.“

Nicht alle Fragen kann man Kindern zur Selbstbeantwortung überlassen. Auch wenn das natürlich eine gute Methode ist. Wir konnten dann nach Hause fahren und der Tag war ganz normal. Und übrigens: Danke, kleiner Prinz. Du hast mich viel verstehen gelernt.