Diese Erfindung könnte die hormonfreie Verhütung revolutionieren: Das Internet hasst sie

On-Off-Schalter einer Soundanlage
Die Revolution der Verhütung?
©Unsplash/Gabriel

Ausgerechnet ein Tischler will die hormonfreie Verhütung revolutionieren. Seine Erfindung würde Männer viel stärker in die Pflicht nehmen. Denn um ehrlich zu sein, liegt die Verantwortung „nicht schwanger werden“ immer noch eher in Frauenhand. Aber das Internet ist alles andere als begeistert vom „dick switch“.

Steril per Knopfdruck

Der deutscher Tischler Clemens Bimek schaut sich eine Dokumentation über Verhütungsmethoden an und fragt sich: „Wieso ist noch keiner auf die Idee gekommen, einen Schalter für unsere Spermien zu bauen?“ Damit war die Idee für das Samenleiterventil geboren. In der Theorie sieht das so aus:

Bei einem ambulanten Eingriff werden die Samenleiter – ähnlich wie bei einer Vasektomie – durchtrennt und je ein Ventil eingesetzt. „Das Bimek SLV ist ein Ventil, das am Samenleiter angebracht wird und den Fluss der Spermien reguliert“, so der Erfinder Bimek auf seiner offiziellen Homepage bimek.com. In geschlossenem Zustand ist der Mann steril. Stellt man den Schalter auf „offen“ gelangen die Spermien ins Ejakulat und der Mann ist wieder zeugungsfähig. Das Ventil ist laut Angaben des Erfinders etwa so groß wie ein Gummibärchen und soll lebenslang im Körper bleiben können.

Samenleiterventil: Yay oder Nay?

Es gibt einige Argumente die für diese hormonfreie Verhütungsmethode sprechen können. So setzen viele Frauen zu Empfängnisverhütung nach wie vor auf die Pille und nehmen die bekannten Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Kopfschmerzen in Kauf. Ein entsprechendes Produkt für den Mann hat es bisher nicht auf den Markt geschafft. 2016 gab es zwar eine Studie zu einem Hormonpräparat für den Mann. Doch die wurde frühzeitig abgebrochen: Die Probanden klagten über Akne und Stimmungsschwankungen. Keine uns unbekannten Probleme…

 

Es gibt zwar Fachleute, die von einer Revolution sprechen, doch die Mehrheit steht der Erfindung kritisch gegenüber. So auch Wolfgang Bühmann, Sprecher des Berufsverbands der Deutschen Urologen. „Durch das Einsetzen des Ventils wird es nach meiner Einschätzung an den Schnittstellen der Samenleiter zur Narbenbildung kommen“, gibt er in einem „Spiegel“-Interview zu bedenken. Begründete Zweifel. Doch nicht immer ist die Kritik so reflektiert. Ein Blick in die sozialen Netzwerke.

 

Von „blue balls and penis explosions“

Der Journalist Dirk Baranek hat 2018 das weltweite Medienecho des Bimek SVL untersucht und seine Erkenntnisse auf der Internetkonferenz „re:publica“ vorgestellt.

Das Ergebnis: Viele Nutzer halten die Erfindung für einen Witz und kommentieren mit einer großen Portion Ironie. Außerdem wurde das Samenleiterventil gleich mal in „dick switch“ umgetauft. Dabei liest man Kommentare wie „Hat das Ding ein Licht? Wann weiß ich wann es aus und wann an ist?“ oder „Das klingt nicht sehr sicher. Was wenn sich der Schalter unterm Sex umlegt? besonders oft“. Aber auch über potenzielle Nebenwirkungen wird geklagt. Die männlichen User haben vor allem Angst um die Funktionsfähigkeit ihres besten Stückes und vor „blue balls and penis explosions“, so Baranek.

Aber auch die ernst gemeinten Kommentare sind sich einig: Diese Art der Verhütung sei zu unsicher, ethnisch nicht vertretbar oder für eine schlicht schlechte Idee. Der Gedanke, dass Mann den Schalter am Hoden ertasten müsse, um ihn dann manuell umzulegen, sei irgendwie gruselig und außerdem zu umständlich. Die Skepsis rührt auch nicht zuletzt daher, dass der Erfinder eben kein Arzt, sondern Tischler sei.

Gibt es Männer mit „genug Eiern“?

Auffallend ist hier, dass Männer besonders laut „Nein“ brüllen. Sie sind anscheinend sehr skeptisch, sich einen Fremdkörper zur Verhütung einsetzen zu lassen. Obwohl das für Frauen, die mit Spiralen und Kupferketten verhüten, seit Jahren normal ist. Allerdings sind diese Verhütungsmittel nicht dauerhaft und können entfernt werden. Anders ist das beim Verhüten mit dem Ventil – immerhin werden hier die Samenleiter durchtrennt.

Auch wenn diese wieder miteinander verbunden werden können – ähnlich wie das Rückgängig machen einer Vasektomie – ist das Ventil eigentlich als dauerhafte Lösung gedacht. Für junge Männer ohne Familie ist diese Verhütungsmethode deswegen vielleicht nicht ideal, aber für Paare, die die Familienplanung bereits abgeschlossen haben, könnte das eine alternative zu Spiralen und Co sein.

Neben den Skeptikern gibt es aber durchaus Freiwillige, „die genug Eier dafür haben“ sich das Ventil einsetzen zu lassen. Dem Unternehmen fehlt aber vor allem Geld, um die nötigen klinischen Studien durchzuführen. Clemens Bimek ist deswegen bisher auch der Einzige, dem das Ventil je eingesetzt wurde.

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