Hilfe, der Nachwuchs bleibt alleine daheim!

Symbolbild: Kinder jubeln vor Freude
Die große Sorge: Was stellen die wohl gerade an?
© Pexels / Mikhail Nilov

Ein Meilenstein im Leben aller Eltern: Endlich kann der Nachwuchs ein paar Stunden alleine daheim bleiben! Was das an neugewonnener Freiheit für alle Beteiligten bedeutet, ist kaum auszudenken. Wäre da nur nicht die leise Angst, die Papa und Mama fortan im Nacken sitzt. Schließlich kann doch immer etwas passieren, oder? Unser Autor und Papa Markus Kirschbaum plaudert aus dem Familienalltag mit Kindern alleine zuhause…

Damals kein Problem und heute großes Drama

Stammt noch jemand so wie ich aus der Generation „Schlüsselkind“? Ich habe lebhafte Erinnerungen daran, wie ich schon als Sechsjähriger mit dem Schlüssel um den Hals von der Schule nachhause gestürmt bin, mir das vorbereitete Mittagessen gegönnt und mich dann gleich an die Hausaufgaben gesetzt habe. Na gut, vielleicht habe ich auch Fußball gespielt, bin irgendwann auf Umwegen nachhause geschlendert, habe das „gesunde Mittagessen“ verschwinden lassen, mir Chips und Kekse gegönnt und Mama und Papa am Abend versichert, dass wir ehrlich keine Hausaufgaben bekommen haben. Was aber fix stimmt, ist der Schlüssel – und so wie mir ging es vielen meiner Freunde.

Dass Kinder ab dem Schulalter schon mal ein paar Stunden alleine bleiben, während die Eltern arbeiten? Damals völlig normal! Heute, nur eine Generation später, hat sich das total gewandelt. Sechsjährige einen ganzen Nachmittag lang auf sich alleine gestellt lassen? Kommt gar nicht in Frage! Was da alles passieren kann! Ehrlich gesagt hätte ich das auch bei meinen eigenen Kindern in dem Alter niemals so gehandhabt. Scheint fast so, als hätten sich in meiner Generation die Helikopter-Gene rasant ausgebreitet. Zumindest kenne ich in „meiner Blase“ niemanden, bei dem der Nachwuchs schon so früh alleine daheim war.

Das erste Mal war‘s noch schwer…

Doch irgendwann ist es zwangsläufig soweit, dass Papa und Mama den Nachwuchs länger als für einen kurzen Einkauf alleine lassen (müssen). Meistens, weil es Joberfordernisse notwendig machen. Manchmal allerdings auch einfach deshalb, weil die Kinder – Überraschung! – es unbedingt so wollen und nicht lockerlassen. Ist halt doch etwas ganz Besonderes, das Haus oder die Wohnung ganz für sich alleine zu haben – ohne nervende Kontrollinstanz in Elternform.

Bei uns war es damals eine Mischung aus elterlichem Müssen und kindlichem Wollen, wenn ich mich recht erinnere. Was ich allerdings noch ganz genau weiß: Es war verdammt unangenehm! Nicht für die Kinder, die beiden waren selig – für mich und meine Frau! Im Endeffekt ist es halt gar nicht so einfach, die Zügel locker und die Kinder einfach machen zu lassen, wenn man sie nicht sieht. Was da alles passieren kann, nicht auszudenken!!!

Im Endeffekt hatte der werte Nachwuchs – mit damals knapp acht und neun Lenzen – die Sache aber ganz ordentlich im Griff. Will heißen: Es hat nicht gebrannt, gab keine offenen Brüche, niemand musste genäht werden, Einbrecher waren nicht vor Ort und auch der befürchtete Wasserschaden blieb aus. Alles war so langweilig wie immer – nur, dass die Kinder halt ein paar Stunden alleine daheim waren…

„Papa, das nervt!“ – Oder: Hilfe, bin ich wirklich ein Helikopter?

Wie es halt so ist im Leben: Wenn etwas reibungslos funktioniert, schreit es nach Wiederholung. Die Kinder alleine daheim zu lassen, war bald gar kein Problem mehr für mich. Sie aber tatsächlich IN RUHE zu lassen, schon viel schwieriger. Wurde das Telefon eigentlich von einem treusorgenden Familienvater erfunden, der seinen Nachwuchs gerne auch aus der Entfernung in Sicherheit wissen wollte? Würde mich ja nicht wundern!

Mein eigener Nachwuchs hatte meine kleinen „Kontrollanrufe“ zwischendurch jedenfalls recht bald satt. Meine Highlight-Erinnerung an diese ersten Male alleine daheim ist Töchterchen, wie sie wütend ins Telefon schreit:

„Papa, das nervt! Wir bluten echt nicht! Ruf uns nicht dauernd an!!!“

Tja, was soll ich sagen? Nachdem ich ja selbst ein Schlüsselkind war, weiß ich noch, wie nervig das ist, wenn die neugewonnene sturmfreie Idylle durch nervende Anrufe getrübt wird. Schweren Herzens habe ich es also sein lassen und mich damit getröstet, dass die beiden schon anrufen würden, wenn sich ein Problem auftut. Was soll ich sagen? Das ist jetzt fast vier Jahre her und der „Notfall-Anruf“ bisher nie eingetroffen. Allein bleiben? Läuft!

Von elterlichen Auszeiten und glücklichen Kindern

Übrigens haben wir die Kinder anfangs nur alleine daheim gelassen, wenn wir arbeiten mussten. Was muss, das muss sozusagen… Erst viele Monate später haben wir uns tatsächlich auch die eine oder andere Auszeit für uns gegönnt, während die Kinder alleine daheim waren. Rückblickend tut es mir fast leid, dass das so lange gedauert hat. Unserem Nachwuchs ist es nämlich herzlich egal, weshalb er alleine daheim ist – der hat einfach gerne sturmfrei. Das dürfen dann auch Mama und Papa gerne für sich nutzen, finde ich!

Wie sich die erste Auszeit nach 11 Jahren anfühlt, beschreibt Mama Saskia hier.