Eltern-Gruppenchats sind der absolute Horror

Papa liest Nachrichten auf seinem Handy
Papa Markus sagt: Öfter mal stummschalten!
© Unsplash / Amirhosain Gazor

Elterngruppen, um vom schulischen Alltag der Sprösslinge nur ja nichts zu verpassen? Des einen Freud‘, des anderen Leid! Unser Autor und Papa Markus Kirschbaum hat so seine Erfahrungen mit dem Thema, die immer wieder zwischen Erstaunen, Belustigung und Ärger pendeln.

Eltern-Gruppen? Mein Spezialgebiet!

Zeiten ändern sich! Heute bringt der Ernst des Lebens nicht nur Schultüten, Hausaufgaben und neue Freunde mit sich, sondern auch ein Teufelswerk namens „Klassengruppe“ oder „Eltern-Gruppe“ auf WhatsApp, Signal oder wie sie alle heißen. Da meine Frau soziale Netzwerke meidet wie der Teufel das Weihwasser (um beim Thema zu bleiben), war von vornherein klar, dass das mein Metier werden wird.

Ach, eine meiner leichtesten Übungen, habe ich mir gedacht. Da schaue ich ab und zu mal nach dem Rechten und die Sache läuft! Tja, dann bin ich aufgewacht…

… und zwar in einem Haufen wahnsinnig gewordener Über-Mamas und -Papas, der mich an schlechten Tagen bis heute an meine Grenzen bringt. An besseren Tagen schaffen die Eltern-Gruppen und meine Wenigkeit wenigstens so etwas wie eine schweigsame Co-Existenz – und selbst das ist das Ergebnis langjähriger Arbeit. Aber lest selbst!

Hilfe, wo bin ich denn hier gelandet?

Da war ich also – der Eltern-Gruppen meiner beiden Sprösslinge beigetreten. Immerhin bin ich ja ein aktiver Papa. Einer, der sich für die schulischen Belange seiner Kinder interessiert. So wie die anderen Eltern ebenfalls, denn die Gruppen sind brechend voll. Na dann wollen wir doch mal ein bisschen Konversation betreiben, von Elternteil zu Elternteil sozusagen! So zumindest meine hochtrabenden Pläne!

Doch nach wenigen Tagen (oder eher Stunden) bin ich vollends überfordert und möchte mich am liebsten heimlich aus dem Staub machen – oder zumindest meinen Kopf irgendwo rhythmisch dagegen donnern. Von allen Seiten prasseln Nachrichten auf mich ein. Hilfe, das hört ja gar nicht mehr auf!

Meinen die das ernst?

Mein Handy ist geduldig und lässt mich an Themen, die die Welt nicht braucht, teilhaben. Jedes Mal, das ich einen vorsichtigen Blick in die Gruppen wage, schießen mir ein und dieselben Sätze durch den Kopf:

Meinen die das ernst? Das kann doch nur ein Spaß sein, oder? Meine Güte, wo bin ich denn hier gelandet?

Können die Helikopter bitte mal landen?

Anstatt sich dezent über den Schulalltag des Nachwuchses auszutauschen, werden Tag für Tag, Stunde um Stunde, ganz andere Themen erörtert:

  • Warum die Klassenlehrerin den kleinen Felix denn nicht aufs Klo begleiten kann, wenn er sich doch so fürchtet (Und die anderen Kinder unbeaufsichtigt lassen?)?
  • Warum Mathe nicht ein wenig anspruchsvoller unterrichtet werden kann, wenn beim kleinen Paul doch eine Hochbegabung vermutet wird (Und die anderen 24 Kinder ihrem mathematischen Schicksal überlassen?)?
  • Warum die Kinder eigentlich aufzeigen müssen, denn das ist doch wirklich Pädagogik von vorgestern (Hm, weil man 25 durcheinander schreienden Kindern vermutlich nicht gerecht wird?)!

Den Vogel hat übrigens eine Mama abgeschossen, die zum Schulanfang vorgeschlagen hat, dass sich die Eltern eine Zeit lang mit in die Klasse setzen sollten, um die Kinder einzugewöhnen – im Kindergarten läuft das ja auch so.

Zwischen solchen und ähnlichen Diskussionen finden sich übrigens die wirklich RELEVANTEN Infos, die man nicht nur mit der Lupe suchen muss, sondern die im allgemeinen Tumult einfach untergehen. Infos zu Schulausflügen und ausfallenden Stunden zum Beispiel. Also das, was für ganz „normale“ Elternteile wie mich durchaus nicht unwichtig wäre.

Einmal habe ich mir übrigens den Spaß erlaubt und ein: „Helikopter, bitte landen!“ eingeworfen. Das hat bei wenigen Eltern für Belustigung gesorgt und ward sowieso bald nicht mehr gesehen.

Stummschalten hilft … kurzfristig zumindest

Im Laufe der Zeit habe ich mir irgendwie eine Co-Existenz mit den Gruppen geschaffen. Seit ich sie auf stumm geschaltet habe (also SEHR bald), lassen sie sich meistens sogar irgendwie aushalten.

Je nach Lust, Laune und zeitlicher Kapazität scrolle ich ab und zu durch auf der Suche nach wichtigen Infos – und der einen oder anderen Kuriosität zum Lachen. Freilich habe ich mir auch schon öfter überlegt, den virtuellen Elternvereinigungen den Rücken zu kehren, bin aber irgendwie immer geblieben. Schließlich könnte man ja doch etwas verpassen!

: Keine unnötigen Vergleiche

Vermutlich sieht das ein Teil der anderen Papas und Mamas ganz ähnlich, denn mittlerweile liest man immer dieselben Namen, während sich andere vornehm zurückhalten.

Aber mal ehrlich: Auf eine Art und Weise sind wir alle Helikopter- und Rabeneltern in einem, wie Mama Nadja hier beschreibt.

Es gibt Licht am Ende des Tunnels

In letzter Zeit beschleicht mich sowieso ein leises Gefühl, dass die Tage der Eltern-Gruppen im Hause Kirschbaum gezählt sind. Während im Fall der 11-Jährigen zwar noch fleißig über allerlei Sinniges und Unsinniges diskutiert wird, melden sich die Eltern der Siebtklässler schon viel sporadischer. Wenn das so weitergeht, kann ich also irgendwann mit Fug und Recht behaupten: Eltern-Gruppen? Ich habe sie überlebt – mit Stummschalten und einer ordentlichen Portion Galgenhumor!