„Meine Tochter hat im Supermarkt geklaut!“

Gang eines Supermarkts
Im Supermarkt gibt es viele Verführungen - doch was, wenn da etwas in die Tasche wandert?
© Bigstock / Fascinadora

Für die eigenen Kinder legt man die Hand ins Feuer. Recht wohlgeraten, würden sie doch niemals etwas tun, das nicht rechtens wäre. Oder etwa doch? Dass manche „Schandtaten“ in den besten Familien vorkommen, weiß unser Autor Markus Kirschbaum seit seine Tochter im Sommer geklaut hat. Wie er darauf reagiert hat, erzählt er hier.

Alleine einkaufen gehen? Kein Problem!

Unsere Kinder sind ganz schön selbständig. Das kommt nicht von ungefähr, denn wir haben sie bewusst so erzogen. Ich persönlich kann es nämlich kaum mitansehen, wie manche Eltern ihrem Nachwuchs alles hintertragen – das kann doch nur schädlich für die Entwicklung sein! Unsere Kinder haben also Aufgaben und Pflichten, dafür aber auch viele Freiheiten. Alles auf Augenhöhe, würde ich behaupten.

Dass die beiden seit letztem Sommer ab und zu gemeinsam ein paar Kleinigkeiten einkaufen gehen, ist also nicht ungewöhnlich. Der Supermarkt liegt am Ende der Straße, die Kinder machen es gerne und nebenbei lernen sie den richtigen Umgang mit Geld. Learning by doing sozusagen. Manchmal bekommen sie auch einen Euro extra mit, damit sie sich etwas für sich selbst aussuchen können.

Was kaut das Kind denn da?

Das mit dem Einkauf hat den ganzen Sommer über bestens geklappt und die beiden waren auch ziemlich stolz auf sich. Alleine einkaufen gehen? Das darf von ihren Freunden kaum jemand! Ich persönlich finde das spannend, denn als ich in dem Alter war, war das ganz normal. Aber egal, zurück zum Einkauf: Für Töchterchen ist jeder Supermarkt ein wahres Schlaraffenland. Sie ist nämlich total auf Süßes fixiert und wenn sie könnte, dann würde sie ohne Ende naschen. Darf sie aber natürlich nicht! Dass man im Supermarkt nichts nehmen darf, ohne zu bezahlen, weiß sie mit ihren sechs Jahren natürlich auch.

Kaugummi – aber sie hatte doch gar kein Geld dabei?!

Und dann stand sie eines Tages nach solch einem kleinen Einkauf versteckt in einer Ecke des Gartens und kaute ziemlich verdächtig auf etwas herum. Ziemlich verdächtig deshalb, weil sie kein Geld für den Eigenbedarf dabei hatte. Und das Restgeld hatte ich abgezählt. Ich rief die kauende Prinzessin also zu mir. Sie kam angetrabt. Gleichzeitig versuchte sie – ziemlich erfolglos – zu vertuschen, dass da etwas Großes und Klebriges in ihrem Mund weilte: Kaugummi! Das hat Sherlock Papa gleich erkannt!

Geklaut? Das darf doch nicht wahr sein!

Das Corpus delicti war eine Packung quietschrosa Kaugummi. Der, mit dem man die allergrößten Blasen machen kann! Töchterchen konnte einfach nicht widerstehen. Also hat sie gewartet bis niemand hinsieht und sich die Packung blitzschnell in die Hosentasche gesteckt. Sie WUSSTE SCHON, dass das falsch ist, gestand sie schluchzend unter (Krokodils-)Tränen, aber der Kaugummi war SOOO einladend. Tja, was soll ich sagen? Ich war stocksauer! Klauen, das geht überhaupt nicht! Und schon gar nicht in unserem kleinen Supermarkt an der Ecke, in dem die Kinder bekannt sind wie die bunten Hunde.

Ehrlich währt am längsten!

Nachdem die Tränen versiegt und der Kaugummi ausgespuckt war, tat ich das, was ein Papa in solch einer Situation eben tun muss…

Ich würde euch jetzt liebend gerne erzählen, dass ich Hand in Hand mit Töchterchen zum Supermarkt marschiert bin, wir den Diebstahl gebeichtet und den Kaugummi bezahlt haben. Lektion fürs Leben uns so… Aber: Das wäre mir schlicht zu peinlich gewesen! Also habe ich den restlichen Kaugummi konfisziert, eine mächtige Standpauke gehalten und die Sache dabei bewenden lassen…

Noch monatelang habe ich ganz genau nachkontrolliert, wann immer Töchterchen einkaufen war. Geklaut hat sie nie wieder etwas – zumindest, soweit ich das weiß. Die Hand lege ich seit der Situation damals aber lieber nicht mehr ins Feuer! Könnte heiß werden…