Schlaf? Kann man das essen?
Ich wollte immer Kinder. Hätte ich aber gewusst, dass die Floskel „schlafen wie ein Baby“ mehr als irreführend ist, hätte ich zumindest nochmal eine Nacht darüber geschlafen (haha). Nein, ernsthaft: Ich wurde mit zwei extrem schlechten Schläfern gesegnet, da nützte auch jedes Einschlafritual nichts. Die ersten Jahre waren die Hölle und meine Frau und ich mehrmals am Rande des schlafdefizitären Nervenzusammenbruchs. Einschlafen? Durchschlafen? Überhaupt schlafen? Unser Kinder hatten Wichtigeres zu tun!
Nur gaaanz langsam wurde es besser. Im Schneckentempo sozusagen. Aber man nimmt ja bekanntlich, was man kriegt und wir hatten eben diese beiden süßen Zwerge bekommen, für die jeglicher Schlaf überbewertet war. Wenn ich in diesen ersten Jahren etwas gelernt habe, dann: Kreuzt der Sandmann deinen Weg, schau, ob du ihn irgendwie kidnappen kannst!
Der frühe Vogel kann mich mal!
Die Jahre zogen ins Land und mit der Zeit stellte sich bei meinen Kindern fast so etwas wie ein Tag-Nacht-Rhythmus ein. Will heißen: Irgendwann im Laufe des Abends gaben sie schließlich von selbst auf und holten sich eine klitzekleine Mütze voll Schlaf, um am nächsten Tag in aller Herrgottsfrühe in den Tag zu starten. Getreu dem Motto „der frühe Vogel fängt den Wurm“, begab sich mein lieber Nachwuchs spätestens im Morgengrauen auf Wurmsuche. Jetzt weiß ich auch endlich, weshalb es MorgenGRAUEN heißt. Mir persönlich graut es seither nämlich vor dem Blick auf die Uhr!
: Rund um das Schlafen
Tagwache um fünf Uhr oder gerne auch früher? Für die Kirschbaum-Sprösse jahrelang Standard. Dass ich selbst eine Nachteule bin und das sowas von überhaupt nicht meine Zeit ist, möchte ich an dieser Stelle nicht extra ausführen. Nur so viel: Fotos von mir aus damaligen Zeiten sind wirklich mitleiderregend!
Verdammt, ist die Uhr kaputt?
Und dann war da dieser Sonntag vor ein paar Monaten… Ich schlug die Augen auf… Einfach so… Von ALLEINE, ohne dass mich ein Kind geweckt hätte… Es war unheilvoll still. Blick nach rechts zum Radiowecker: 9:15 Uhr. 9:15 UHR!? Niemand zu hören? DA STIMMT DOCH WAS NICHT! Ist etwa die Uhr kaputt!? Zur Abwechslung mutierte ich einmal zu einem halbwegs frühen Vogel und stürzte ins Kinderzimmer. Es wird doch nichts passiert sein?
Was ich dann erblickte, hatte ich mir so viele Jahre verzweifelt gewünscht: Da lagen sie in ihren Betten und schliefen – wohlgemerkt um 9:15 Uhr – den Schlaf der Gerechten. Erst mein verwunderter Aufschrei schreckte sie hoch.
Alles ist möglich…
Seither ist alles anders. Quasi von einen Tag auf den anderen gibt es keine frühen Vögel mehr im Hause Kirschbaum. Die beiden Jungvögel haben still und heimlich ihren Schlafrhythmus von „Kind“ auf „Pubertist“ umgestellt. Im Klartext heißt das: abends nicht ins Bett wollen und am nächsten Tag nicht raus! Am Wochenende bis zum späten Vormittag in den Federn liegen? Plötzlich völlig normal!
Was soll ich sagen? Auch wenn es jetzt an Schultagen eine gewisse Herausforderung ist, den werten Nachwuchs aus dem Bett zu schmeißen, bin ich überglücklich. Endlich entspricht der kindliche Schlafrhythmus halbwegs meinem eigenen. Die Pubertät darf also gerne kommen, wenn das so bleibt!