Ein Papa klagt: „Meine Kinder sind absolut Papa-fixiert – Mama wird ignoriert!“

Ein Vater hat seine kleine Tochter auf dem Arm
Papa ist der Beste: Das kann auch zur Zerreißprobe werden.
© Unsplash / Katie Emslie

„Papa ist der Beste!“ Der Satz, von dem jeder Vater träumt. Was aber, wenn die Kinder völlig Papa-fixiert sind und Mama links liegen lassen? Unser Autor Thomas Breves hat Zwillinge und erzählt hier, wie die Anhänglichkeit der beiden Jungs ihn und die Beziehung zu seiner Freundin verändert hat.

Meine Zwillinge sind mittlerweile fast zwei Jahre alt. Aus den „Diggis“, wie unser Arbeitsname in der Schwangerschaft lautete, sind zwei Jungs geworden, die den Alltag von mir und meiner Freundin ziemlich auf links gedreht haben. Nach zwei Monaten Elternzeit bin ich zügig zurück in meinen Job als Sportredakteur zurückgewechselt. Mama hat sich zu großen Teilen um die Jungs gekümmert, hat sie gewickelt, gefüttert, gekuschelt und all das getan, was eine Mama eben so tut – stundenlang.

Dass das an den Kräften und natürlich auch an den Nerven zehrt, liegt auf der Hand. Aber dann ist etwas passiert, worauf weder ich noch meine Freundin uns wirklich einen Reim machen konnten und das hat für reichlich Frust gesorgt: Die Jungs waren auf einmal komplett Papa-fixiert.

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Mama ist vergessen – und das ist gar nicht gut!

Das klingt natürlich aus meiner Sicht erst einmal klasse. Ich komme von der Arbeit nach Hause, die Jungs jubeln, wenn ich zur Haustür reinkomme, fallen in meine Arme und weichen mir nicht mehr von der Seite. Es wird gespielt, getobt und gelacht, was das Zeug hält. Vergessen ist Mama – und das ist gar nicht gut! Natürlich ist meine Freundin im ersten Moment froh, wenn sie endlich mal Zeit zum Durchatmen hat, einen Kaffee trinken kann, ohne dass sofort einer der beiden an ihren Beinen hängt und bespaßt werden will. Doch die Erleichterung weicht schnell, wenn fortan nur noch Papa im Mittelpunkt steht.

„Hallo? Mama ist auch noch da!“

Wo ist die Dankbarkeit für acht Stunden One-Woman-Unterhaltungsshow? Wenn dann nur noch Papa als „Ins-Bett-Bringer“ am Abend und Tröster in der Nacht akzeptiert wird, wird es schwierig, und die Selbstzweifel erhalten Einzug in Mamas Gedankenwelt. „Bin ich keine gute Mutter? Bei meinen Freundinnen ist das doch ganz anders!“

 

Unsere Beziehung hat darunter gelitten – und ich hatte keine ruhige Minute

Das habe ich dann natürlich auch ein Stück weit zu spüren bekommen und sei es nur durch genervte Blicke. Die Stimmung? Angespannt! Einmal abgesehen davon hätte ich mich natürlich auch darüber gefreut, wenn ich nach meinem mitunter anstrengenden Arbeitstag auch ein wenig Ruhe gehabt hätte oder um drei Uhr nachts nicht in Endlosschleife La-Le-Lu hätte summen und singen müssen.

Inzwischen hat sich der Wind etwas gedreht…

Meine Freundin und ich haben darüber zu wenig geredet. Das tat unserer Beziehung nicht gut, weil somit auch das Verständnis für den Partner ein Stück weit fehlte. Ein klärendes Gespräch, auch wenn am Ende des Tages eigentlich alles zu anstrengend wirkt, hätte uns vorangebracht. Die Jungs haben da so ihren eigenen Weg gefunden, eben genau dieses Verständnis wiederherzustellen. Der Wind hat sich nämlich mittlerweile ein wenig gedreht. Papa ist nicht mehr grundsätzlich die Nummer eins. Auch ich habe es in der vergangenen Zeit häufiger zu spüren bekommen, wenn ich zum Trösten der Falsche bin. Und das ist irgendwie auch doof.