„Mobbing ist sowas von out!“

Trauriges Mädchen sitzt an einem Türrahmen
Mobbing: Auch wir waren betroffen
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Betrunkene und Kinder sprechen die Wahrheit – wie man so schön sagt! Nun, besonders weit hergeholt ist das tatsächlich nicht. Kinder können ganz schön direkt sein. Vor allem in Gruppen macht sich dann schon einmal eine gewisse Dynamik breit. Doch wann handelt es sich um einen harmlosen Spaß und wann geht es wirklich ans Eingemachte? Der Grat ist durchaus schmal, möchte man meinen. Das kann auch unser Autor und Papa Markus Kirschbaum bestätigen!

Kinder lachen aus – und sie werden ausgelacht

Der Grat zwischen harmlosem Geplänkel und handfestem Mobbing ist ein durchaus schmaler, das kann ich aus meiner Erfahrung als Papa heraus bestätigen. Im Laufe der letzten Jahre waren meine Sprösslinge beides – Opfer und Täter! Sie haben ausgelacht und wurden ausgelacht. Damit unterscheiden sie sich wohl nicht besonders vom Großteil der anderen Kinder.

Kabbeleien sind okay – wenn sie im Rahmen bleiben

Dynamiken können aus dem Ruder laufen und dann braucht es ein Lenken der „Großen“, damit es nicht ausartet. Wir leben nach dem Leitspruch: „Nicht mehr in Ordnung ist es dann, wenn es den anderen kränkt!“ Das muss dieser andere aber natürlich auch in irgendeiner Weise deutlich machen. Alles in sich hineinfressen und nichts sagen, ist nie gut… Es ist nun einmal so: Dem einen Kind fällt ein flapsiger Spruch vielleicht nicht einmal auf, während sich ein anderes noch wochenlang darüber den Kopf zerbricht. Das Leben ist eben ein Lernfeld und auch soziales Miteinander will gelernt sein. Von nichts kommt nichts und deshalb sind Geplänkel, flapsige Sprüche, Streitereien und Kabbeleien zwischen Kindern auch relativ normal – sofern sie fair ablaufen und im Rahmen bleiben. Das leben wir unseren Kindern vor und geben wir ihnen so auch mit auf den Weg.

Mobbing ist kein Spaß

Weder ist man ein armes Opfer, wenn man wegen zwei verschiedenen Socken aufgezogen wird, noch ein böser Täter, wenn man es selbst einmal ein wenig mit blöden Sprüchen übertreibt. Der Rahmen muss passen und unterm Strich sollte es für alle stimmig sein. Wo der Spaß aber definitiv aufhört – und das wissen meine Kinder sehr genau – ist Mobbing. Mobbing ist nämlich nie lustig und einfach immer falsch! Haufenweise Erwachsene quälen sich durch mühsame Therapien, weil sie in ihrer Kindheit oder Jugend gemobbt wurden. Damals wurde das noch sehr verharmlost und ein eigenes Wort gab es dafür schon gar nicht. Die Folgen sind deswegen aber natürlich nicht minder schwer…

Zivilcourage will gelernt sein

Sobald ich hinter vermeintlich „unschuldigem“ Geplänkel ein System wittere und sich Leidensdruck bemerkbar macht, ist definitiv Schluss mit lustig. Der Grat zwischen „noch im Rahmen“ und „läuft gerade heftig aus dem Ruder“ ist zugegebenermaßen manchmal verdammt schmal. Umso wichtiger ist es, genau hinzuschauen, um nichts zu übersehen. Da sind alle gefragt! Mobbing hat nämlich auch immer etwas mit Zivilcourage zu tun. Damit, aufzustehen und für andere einzustehen. Für jene, die sich vielleicht nicht so gut selbst wehren können. Denn wo Widerstand ist, da hat Mobbing wenig Chance! Das sollte man Kindern vermitteln – das Wort erheben, wenn Unrecht geschieht. Denn Kinder haben meist ein ganz gutes Gespür dafür, wann es beginnt, unfair zu werden.

Mobbing: Auch wir waren betroffen

Wir selbst hatten zwei Mal das Vergnügen, die Anfänge von systematischem Auslachen durchbrechen zu müssen. Im letzten Kindergartenjahr und im dritten Schuljahr. Beide Male ging es – wie überraschend – um Kleidung. Und nein, die Klamotten unserer Kinder sind nicht besonders auffällig, auch, wenn das natürlich ganz egal wäre. Abgelaufen ist es wie meistens: Ein paar Kinder rotten sich zusammen und hänseln systematisch. Ich bin sicher, da ging es vorrangig darum, einen sehr geringen Selbstwert zu pushen. Wie auch immer… Zum Glück haben wir es sehr schnell bemerkt und konnten intervenieren, bevor es ausgeartet ist. In beiden Fällen haben wir postwendend die Pädagogen ins Boot geholt, die auch wirklich vorbildlich reagiert haben. Sie haben sensibilisiert und so die Anfänge des Mobbings im Eiltempo niedergeschlagen. Dafür bin ich heute noch dankbar und habe auch Feedback gegeben. Denn das war tatsächlich professionelle Arbeit, so wie sie sein sollte!