„Aber so lernen sie es doch nie!“
Ob Jung oder Alt, so manch einer schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, wenn er erfährt, dass es bei uns noch nie Hausarrest, Handy- oder Fernsehverbot gegeben hat. Auch aufs Zimmer schicke ich meinen Nachwuchs nicht. Generell halte ich von Erziehung, die auf nicht nachvollziehbaren Strafen basiert, nicht viel. Was soll das auch bringen? Auf das viel gehörte Argument: „Aber so lernen sie es doch nie!“, erwidere ich meistens lapidar, dass sie so doch auch nur lernen würden, sich nicht mehr erwischen zu lassen, um den sinnbefreiten Strafen zu entgehen. Wirklich gewonnen ist dadurch nichts.
Strafen? Sind die überhaupt noch zeitgemäß?
Mich persönlich erinnern Dinge wie Hausarrest, Fernsehverbot oder Strafaufgaben irgendwie an ein düsteres Kapitel in der Geschichte der Erziehung. Kinder aus einem elterlichen Ohnmachtsgefühl heraus mit Strafen zu überschütten, ist für mich der falsche Weg. Kinder, die parieren, legen das Selbst-Denken ab – und das möchte ich für meinen Nachwuchs nicht. Deshalb ist mein Motto seit jeher: Strafen: Nein, danke! Konsequenzen: Unbedingt! Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ich es mir damit besonders leicht mache…
Ohne Strafen geht es auch!
Sinnlose Strafen gibt es im Hause Kirschbaum also nicht. Das heißt aber nicht, dass der werte Nachwuchs schalten und walten kann, wie er will. Vermutlich wäre meinen Kindern die eine oder andere drakonische Strafe sogar recht, wenn sie danach ihre heilige Ruhe hätten. Aber nicht mit mir! Ich setze auf Konsequenz, zumindest bei den Dingen, die mir wichtig scheinen. Dabei ist Konsequenz für alle Beteiligten nervenaufreibend.
Gibt Töchterchen ihr Jausengeld für Süßes aus, wäre es mir auch lieber, Handy und Taschengeld zu konfiszieren. Ich bin aber sehr sicher, sobald sie die Möglichkeit hat, greift sie wieder zu Süßem und lernt nichts, außer, es heimlich zu tun. Also stelle ich mir Tag für Tag den Wecker zehn Minuten früher, um ihr ein Jausenbrot zu schmieren, was ich hasse. Das Jausengeld bleibt in der Haushaltskasse, Süßes gibt es nachmittags.
Stößt Söhnchen seine Schwester im Schwimmbad vom Beckenrand, obwohl er weiß, dass sie darauf panisch reagiert, muss er sein Handy nicht abgeben und darf auch am nächsten Tag das Haus verlassen, wenn er möchte. Aber unmittelbar nach dem Beckenrand-Vorfall ist der Badetag für ihn gelaufen, egal wie ehrlich er sich entschuldigt. Er fährt mit mir heim, während meine Frau und Töchterchen noch bleiben können. Solche unmittelbaren Konsequenzen fallen bei mir unter Schule des Lebens. Da müssen Eltern wie Kinder durch!
Erziehung ist eben harte Arbeit
Ich müsste lügen, würde ich behaupten, die Sache mit den Konsequenzen wäre nicht anstrengend. Strafen zu verteilen und hinter mir die Sintflut, wäre sicher einfacher. Dann würde ich für einen Fast-Teenie keine Pausenbrote schmieren müssen und könnte beinhart im kühlen Nass bleiben, auch wenn mein Spross beschließt, den Halbstarken zu markieren. Aber naja, es hat ja auch niemand behauptet, Erziehung wäre ein Kinderspiel!
Was wir in Sachen Erziehung heute dennoch anders machen würden, erklärt meine Frau hier.