„Papa, wen magst du lieber?“ – Die Sache mit dem Lieblingskind

Geschwister kuscheln sich an Vater
"Papa, wen magst du eigentlich lieber?" - Diese Frage treibt Eltern kalten Schweiß auf die Stirn.
© Unsplash / Annie Spratt

Eltern mit mehr als einem Kind kennen die allseits gefürchtete Frage, die so unschuldig aus Kindermündern tönt: „Papa/Mama? Wen hast du eigentlich lieber?“ Eine ganz schön gefinkelte Frage, um nicht zu sagen: die Gretchenfrage schlechthin! Da braucht es Fingerspitzengefühl und ein gutes Pokerface! Unser Autor und Papa Markus Kirschbaum berichtet, wie er mit solchen Fangfragen umgeht.

Geschwister: Die Konkurrenz ist groß

Hat man Geschwister, kennt man es aus leidvoller Erfahrung: Man kommt irgendwie immer zu kurz! Ob das Gefühl nun begründet ist oder nicht – egal! Setzt man später selbst mehr als ein Kind in die Welt, wiederholt sich das Spiel, in welcher Konstellation auch immer…

Eines steht jedenfalls fest: Der/die andere ist immer der Liebling, während man selbst eher den Titel „sträflich vernachlässigtes Kind“ verdient. Oder wie es meine Tochter gerne unter (Krokodils-)Tränen ausdrückt: „Warum habt ihr mich überhaupt bekommen? Ihr habt IHN doch sowieso viel lieber! MICH hasst ihr nur!“ (Zugegeben, sie ist SEHR theatralisch…)

Bescheidene Elternweisheit Nummer 23: Wo Geschwister leben, da herrscht Konkurrenz! Man kennt das ja…

„Papa, wen hast du eigentlich lieber?“

Meine Kinder sind zum Glück eher Freunde als Konkurrenten. Der entscheidende Vorteil bei unserer Konstellation? Unterschiedliches Geschlecht und auch sonst ein Haufen grundverschiedener Charaktereigenschaften und Interessen. Die beiden Sonnenscheinchen ergänzen einander prima und konkurrieren wenig miteinander. ABER dafür konkurrieren sie umso mehr um unsere Gunst. Das fing schon sehr früh mit der alles entscheidenden Frage an. Quasi aus dem Nichts ein gehauchtes: „Papaaa?? Wen hast du eigentlich lieber?“ Gefolgt von bedächtiger Stille, die ich mit einer ehrlichen Antwort füllen sollte. Tja, als Papa hat man es eben nicht immer leicht!

Verwirrung ist die beste Strategie

Ich gebe es zu, ich mache es mir ganz schön einfach. Bei dieser Frage halte ich mich nämlich vornehm zurück und überzeuge mit Verwirrung und blödsinnigen Antworten. Beispiele gefällig?

Wen ich lieber habe? Na die Mama! Wen ich lieber habe? Darüber muss ich ein paar Jahre nachdenken! Wen ich lieber habe? Ich bin die neutrale Schweiz! Wen ich lieber habe? Das Kind, das mir heute ein ordentliches Abendessen macht!

Egal, wie oft die Frage aus den Mündern meiner Kinder erklingt, eine ernstzunehmende Antwort gibt es darauf nicht! Aber gibt es die denn überhaupt?

Wie ist das mit dem Lieblingskind?

Bevor meine Tochter auf die Welt gekommen ist, habe ich ewig viel darüber nachgedacht, wie das sein wird. Würde ich beide Kinder exakt gleich lieben? Kann man seine Liebe gerecht aufteilen? Ist man nicht zwangsläufig manchmal unfair? Heute kenne ich die Antworten: Ja! Ja! Ja!

Ich kann reinen Herzens behaupten, dass ich beiden Nachwüchsen genau das gleiche Maß grenzenloser und bedingungsloser Liebe entgegenbringe. Trotzdem muss ich zugeben, dass ich mit manchen Charaktereigenschaften besser zurecht komme als mit anderen. Im Großen und Ganzen ist das aber gerecht aufgeteilt und ausgewogen, würde ich sagen. Und darüber bin ich wirklich sehr froh!