Statistik zeigt: Väter werden immer Älter
Im Jahr 2022 waren Väter in Deutschland bei der Geburt ihres Kindes im Schnitt 34,7 Jahre alt. Der Trend kennt dabei schon lange nur eine Richtung – nämlich aufwärts. 2012, also zehn Jahre früher, lag das Durchschnittsalter bei 34,1. 2002 waren Väter im Schnitt 33 Jahre alt und 1992 sogar erst 31,2 Jahre – so das Statistische Bundesamt.
Es ist also längst mehr die Regel als die Ausnahme, dass Männer mit Mitte oder Ende dreißig oder sogar erst nach ihrem 40. Geburtstag Vater werden. Ganz zu schweigen von sehr späten Elternschaften, die gerade bei Prominenten nicht selten sind.
So wurde der ehemalige “Tagesthemen”-Moderator Ulrich Wickert etwa mit 69 Jahren Vater von Zwillingen. Schlagzeilen machte auch Schauspieler Heinz Hoenig, als er mit 71 Jahren Nachwuchs bekam. Rock-Legende war mit 73 Jahren sogar noch zwei Jahre älter – und das sind nur drei Beispiele von vielen.
Vater werden: eine stark individuelle Entscheidung
Wichtig zu wissen ist: den idealen Zeitpunkt, Vater zu werden, gibt es nicht. Wann jemand ein Kind bekommt, hängt stark von der persönlichen Lebenssituation ab. Natürlich in erster Linie davon, ob eine Partnerin vorhanden ist, aber auch von der finanziellen und beruflichen Lage, den individuellen Vorstellungen und der Gesundheit. Also: Kann ich mir ein Kind überhaupt leisten? Passt es in die Lebensplanung? Fühle ich mich noch fit genug dafür?
Wenn bei Männern die Voraussetzungen erst später im Leben passen, geraten sie vielleicht ins Grübeln und fragen sich, ob sie zu alt sind, um Vater zu sein. Das Bild vom gebrechlichen “Opa-Papa” ist gesellschaftlich stark negativ behaftet. Auch mag ein Gedanke wie „Wenn mein Kind volljährig ist, bin ich schon im Rentenalter“ abschreckend wirken. Dabei gibt es aber durchaus auch Vorteile von eher späten Elternschaften.
Vater werden über 40 – das sind die Vorteile
- Weniger Unsicherheit: In der Regel haben Männer mit über 40 Jahren einen gesicherten Job und eine stabile Beziehung. Möglicherweise konnten sie sich über die Jahre etwas Geld an die Seite legen. Sie stehen mit beiden Beinen mitten im Leben und können ihrem Kind ein gutes Umfeld bieten.
- Große Erfahrung, weniger Druck: Mit 40 Jahren und mehr sinkt die Lust auf große Abenteuer. Der Druck, sich selbst etwas zu beweisen, lässt nach, im selben Maße steigt aber vielleicht die Lust, für ein Kind Verantwortung zu übernehmen. Außerdem können Väter ihren Kindern viel Lebensweisheit mitgeben.
- Mehr Gelassenheit: Oft heißt es, dass die Beziehung zwischen älteren Vätern und ihren Kindern harmonischer ist. Vor allem, weil die Väter gelassener werden. Das kann ein Garant für eine schöne und behütete Kindheit sein.
Welche Nachteile bei Vätern über 40?
- Belastbarkeit sinkt: Nachts windeln wechseln und Fläschchen geben, monatelang mit wenig Schlaf auskommen – das geht mit Anfang Dreißig sicher einfacher als mit Mitte Vierzig. Auch sollte man nicht unterschätzen, wie sehr Kleinkinder ihre Eltern körperlich fordern. Zehn Kilo Gewicht und mehr durch die Gegend tragen, auf dem Boden mit Autos und Puppen spielen, im Garten oder Park herumrennen oder ein Kind auf den Kletterturm hochheben – wer das alles mitmachen möchte, sollte körperlich noch einigermaßen belastbar sein.
- Größere Distanz zu Heranwachsenden: Wenn die Kinder größer werden und zunehmend eigene Wege gehen, fällt es älteren Vätern oftmals schwerer, sich in sie hineinzuversetzen. Ihre eigene Jugend liegt schließlich schon deutlich länger zurück.
- Kritisches Umfeld: Die Gesellschaft steht älteren Vätern noch immer skeptisch gegenüber. Es kann durchaus passieren, dass Väter mit ergrauendem Haar sich hämische Kommentare anhören müssen oder absichtlich als “Opa” angesprochen werden.
- Geringere Verbindung zu Großeltern: Für viele Kinder sind Oma und Opa wichtige Bezugspersonen in ihrer Kindheit. Je älter Vater (und Mutter) sind, desto älter sind auch die Großeltern – und desto geringer ist die Chance, dass sie noch eine lange, stabile Beziehung zu ihrem Enkelkind haben.
Väter sollten auf ihr Gefühl vertrauen
Die hier aufgelisteten Pros und Contras sollen bei der Entscheidungsfindung helfen, sind aber natürlich keine verbindliche Anleitung. Kaum ein Bereich des Lebens ist so individuell wie die Familienplanung.
Es gibt Punkte, die für junge Väter einfacher sind als für ältere. Bei anderen Dingen können hingegen ältere Männer im Vorteil sein. Aber keine Liste kann dir die Entscheidung darüber abnehmen, ob du im nicht mehr ganz jungen Alter bereit für die Vaterrolle bist. Hier können nur dein persönliches Gefühl und deine Lebenssituation den Ausschlag geben.
Eines gilt immerhin für alle Väter, egal ob sie mit 22 oder 46 Jahren ein Kind bekommen: Es ist eine unvergleichliche und großartige Erfahrung, dem eigenen Kind beim Aufwachsen zuzusehen.