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Papa im Erziehungsdilemma: „Warum manchmal nur Bestechung hilft“

Kind mit einer Mütze sitzt auf der Straße
"Wenn du jetzt ganz brav bist, gibt's später ein Eis!" Unser Autor Markus Kirschbaum kommt manchmal an seine pädagogischen Grenzen.
© Unsplash / Celine Preher

Erziehung schön und gut – doch was, wenn man die Pädagogik nach allen Regeln der Kunst angewendet hat und trotzdem einfach nichts fruchtet? Was, wenn einem der geschätzte Nachwuchs schlicht und einfach ein resolutes Nein an den Kopf knallt? Papa Markus Kirschbaum hat da manchmal etwas „andere“ Wege…

Pädagogik nach Lehrbuch: Und dann kam die Praxis!

Ich habe mich stundenlang mühevoll in die modernsten Pädagogen eingelesen. Jesper Juul, und wie sie alle heißen mögen – kann ich alle im Schlaf zitieren! In der grauen Theorie bin ich also bestens gewappnet für all die Situationen, die auf mich als Papa so zukommen können. Ich habe so viele Ideen und Visionen gehabt:

Einfühlsam werde ich sein, aber dennoch deutlich meinen Erziehungsmaximen folgen. Mit einer ordentlichen Portion Empathie, Fingerspitzengefühl und Reflexion ausgestattet, werde ich den Nachwuchs querfeldein durch den steinigen Pfad der Kindheit und Jugend führen. Sie zu glücklichen, wertvollen Mitgliedern der Gesellschaft formen. Und dann …

… waren die Kinder da! Und die Realität holte mich mit Riesenschritten ein.

Selbst Pädagogik stößt an ihre Grenzen

In meiner bisherigen Laufbahn als Papa – und das sind ab heute stolze acht Jahre! – fand ich mich in der einen oder anderen Situation wieder, in der Erziehungsprinzipien definitiv noch weniger als gar nichts brachten. Egal wie wertschätzend oder empathisch ich mich den Kindern gegenüber gab, den werten Nachwuchs scherte das wenig.

Wie gerne hätte ich an so manchen Tagen Jesper Juul auf einen schnellen Kaffee in unser Badezimmer eingeladen, damit er sich ein Bild von meinen kleinen erzieherischen Härtefällen machen kann. Ein Beispiel: Meiner Tochter sitzt in der Wanne und verteidigte ihre fast hüftlange Lockenpracht vehement gegen Wasser und Shampoo.

„Jesper“, hätte ich gesagt und auf das tobende, trotzende, nicht Haare waschen wollende Bündel Mensch gezeigt, „Jasper, mach mal!“

Mein Ausweg? Bestechu … ähm … Kompromisse!

Aber: Nachdem Herr Juul niemals Gast in unserem heimischen Bad war, musste ich da ganz alleine durch! Was ich in solchen Situationen (manches Mal) gemacht habe? Sämtliche erzieherische Grundsätze über Bord geworfen und meinen werten Goldschatz knallhart bestochen.

Statt: „So, jetzt werden die hübschen Haare gewaschen, damit du gesund und munter bleibst und überdies gut riechst. Das ist wichtig für dich, glaube mir, mein Kind!“ klang das so: „Ich zähle bis drei und dann werden die Haare gewaschen. Ende der Diskussion! Dafür darfst du hinterher ausnahmsweise zwei Extrafolgen Caillou schauen!“

Das wirkte meistens und war meist die kürzeste und schmerzloseste Variante für mich und mein Kind.

Ende gut, Erziehung gut!

Unter uns gesagt: Selbst wenn man ab und zu von Prinzipien abrückt und Kompromisse aushandelt (klingt doch gleich viel besser als „Bestechung“): Kinder halten das gut aus und wissen trotzdem instinktiv, wann es keinen Sinn macht, sich zu verweigern. Zumindest auf unsere zwei Dickköpfe trifft das zu!

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