Geschwisterstreit – vom Einmischen und Lockerlassen

Geschwister streiten und werfen mit Kissen
"Manchmal halte ich es nicht mehr aus und mische mich ein – auf meine Kosten!"
Symbolbild © Pexels / Karolina Grabowska

Geschwisterstreit? Etwas, woran sich unser Autor und Papa Markus Kirschbaum als Einzelkind erst gewöhnen musste – und manchmal immer noch gewöhnt…

Geschwister, ein Buch mit sieben Siegeln

Ich bin total froh, dass ich zwei Kinder habe – außer wenn sie streiten! Geschwister sind für mich im Grunde meines Herzens ein Buch mit sieben Siegeln. Das mag nicht zuletzt daran liegen, dass ich ein Einzelkind bin. Meine Frau ist da um einiges entspannter. Kunststück, sie hat ja auch total viele Geschwister!

Wenn bei uns daheim wieder einmal Sodom und Gomorrha herrscht, weil sich der sonst so herzallerliebste Nachwuchs kreischend in den Haaren liegt, rutscht mir auch heute noch manchmal ein zaghaftes: „Ist das echt normal?!“ heraus.
Meine bessere Hälfte sieht mich dann genervt an und nickt betont gleichgültig.
„Und wir sollen wirklich nicht eingreifen?“
Mitleidiges Kopfschütteln…

„Vorsicht, sie ist doch noch sooo klein!“

Ich stehe dazu: Mit Geschwisterstreit tue ich mir mangels eigener Erfahrung total schwer. Da kann ich mich nicht hineinversetzen und sehe einfach nur Weltuntergangsstimmung. Bei uns geht die Welt übrigens immer total laut unter und einer weint immer – manchmal auch beide!

: Die Bindung unter Kindern

Hängt der Haussegen bei uns schief, dann will ich ihn unbedingt so schnell wie möglich wieder geraderücken. Für mich ist es kaum auszuhalten, wenn ich ein natürliches Ungleichgewicht wittere. Wie oft mir in meinem Leben als Papa ein beherztes: „Vorsicht, sie ist doch noch so klein!“ herausgerutscht ist, wenn im Hause Kirschbaum ein Geschwisterstreit mit Brachialgewalt verfeinert wurde, kann ich gar nicht zählen. Die Sprache verschlagen hat es mir erst, als ich hautnah mitgekriegt habe, wie faustdick es „die Kleine“ hinter den Ohren hat.

Von Medaillen und zwei Seiten

Dass eben jede Medaille zwei Seiten hat, bewahrheitet sich bei Geschwisterstreitigkeiten bei uns nämlich seit Jahren. Frei nach dem Motto: „Was man nicht an Muskelkraft hat, muss man eben im Mundwerk haben!“ wird da vom scheinbar (!) schwächeren Part gestichelt und getriezt, dass es eine wahre Freude ist. Selbstverständlich aber nur, wenn das kleinere Kind sicher ist, dass auch wirklich kein Erwachsener in Hör- oder Sehweite ist – eh klar!
„Unfair!“, finde ich.
„Völlig normal!“, meint meine Frau – immer noch achselzuckend.

Papa, du bist sooo unfair!

Unfair bin übrigens auch ich! Nämlich immer dann, wenn ich mich – weil ich es gar nicht mehr anders aushalte – einmische. Dann kann ich förmlich dabei zusehen, wie die beiden Streithähne in Windeseile das Kriegsbeil begraben. Absolut einig sind sie sich dann, dass eigentlich eh alles halb so schlimm und voll super ist. Nur halt nicht der Papa, denn der checkt einfach gar nichts und ist „megaaa unfair“.

Im Grunde genommen eigentlich gar nicht die blödeste Art und Weise einem Geschwisterstreit den Wind aus den Segeln zu nehmen. Wenn ich das nicht selbst sooo unfair finden würde, dass ich mich auf leidliche Diskussionen einlasse und damit garantiert den nächsten großen Streit heraufbeschwöre: Brut vs. megaaa-unfairer Papa.

Einmischen? Mein Credo: So wenig wie möglich, so viel wie nötig!

Also verfahre ich, auch wenn es mir schwerfällt, am besten nach dem Motto: Einmischen? So viel wie nötig, so wenig wie möglich! Was soll ich sagen? Bisher haben sie sich jedenfalls noch nicht die Köpfe eingeschlagen und gegen den „unfairen Papa“ sind sie im Zweifelsfall ausgesprochen solidarisch. Der Erfolg scheint mir also recht zu geben! Und meine Frau? Die nickt wissend dazu…