Wickeltischdrama: Papas kämpfen für mehr Gleichberechtigung

Ein Baby wird gewickelt
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Es gibt viele Papas, die sich genauso um ihre Kinder kümmern möchten, wie die Mamas. Doch häufig ist das für sie überhaupt nicht möglich. Ein Beispiel: Schon mal einen Wickeltisch in einem Männerklo gesehen? Wir auch nicht! Und dagegen wehren sich jetzt immer mehr Väter.

Papas im Nachteil

Wenn der Vater mit dem Kind unterwegs ist und sich eine volle Windel bemerkbar macht, stehen beide oft vor einer regelrechten Herausforderung. Wo wechsel ich jetzt bloß die Windel? Auf die Damentoilette zu gehen ist keine Option und so bleibt oft nur eine Möglichkeit: Papa muss sich samt Wickeltasche auf der Herrentoilette hinknien, das Kind auf den Schoß legen und während dieses Balanceaktes versuchen nichts vom Windelinhalt abzukriegen. Da das aber dauerhaft ja kein Zustand ist, haben Väter weltweit mit dem Hashtag #SquatforChange eine Welle ausgelöst.

Sie wollen Bewusstsein schaffen für diese Situation. Denn so wie es aktuell ist, fällt das Windelwickeln automatisch immer der Mama zu. Gleichberechtigung bei der Kindererziehung? So nur schwer möglich. Und wenn Männer allein mit Kind unterwegs sind, wollen sie ebenfalls eine normale Möglichkeit haben, den Nachwuchs zu wickeln. Die virale Aktion zeigt Erfolg. Die Fundraising-Organisation, die sich hinter #SquatForChange verbirgt hat zusammen mit Pampers für über 5.000 neue Wickelstationen in Kanada und den USA gesorgt.

Wickeltische auf Männertoiletten?

New York hat sogar ein Gesetz eingeführt, nach dem in jeder Männertoilette auch ein Wickelmöglichkeit vorhanden sein muss. Was es mit dem Gesetz auf sich hat und welche prominenten Unterstützer es hat, siehst du im Video.

NEW YORK FÜHRT WICKELTISCHPFLICHT AUF MÄNNERTOILETTEN EIN

Wie sieht es in Deutschland aus?

Die SPD hatte einen Antrag an die Stadtverwaltung Stuttgarts gestellt, der prüfen sollte, in welchen öffentlichen Herrentoiletten Wickeltische angebracht werden könnten. Das Anliegen wurde jedoch mit der Begründung, dass eine flächendeckende Bestandsaufnahme samt Kostenprüfung aus Kapazitätsgründen nicht leistbar sei, im März 2019 von Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) abgelehnt. Jedoch soll bei städtischen Neubauten auf einen geschlechtsneutralen Wickelraum geachtet werden. In Berlin wurde 2018 auf einem Parteitag beschlossen, dass ein für beide Geschlechter zugänglicher Wickeltisch in Behörden und Gaststätten Pflicht werden soll.

Bisher gibt es noch keine Statistiken, in wie vielen Kommunen öffentliche Männertoiletten mit Wickeltisch ausgestattet sind. Und auch eine entsprechende landesweite Regelung ist nicht in Aussicht. In Deutschland kann es also noch dauern, bis auch Männer gleichermaßen in der Öffentlichkeit eine Chance bekommen ihr Kind auf einer geeigneten Unterlage zu wickeln.