Für viele junge Männer, die gerade Vater geworden sind, können insbesondere die ersten Wochen als Papa anstrengend und mitunter eine echte Herausforderung an die eigene Psyche sein. Wer nie mit Babys zu tun hatte, fühlt sich schnell überfordert. Bei den meisten macht es dann allerdings schon nach einigen Wochen Klick und plötzlich ist der oder die Kleine alles, was zählt. Vätern liegt die Zeit mit den Kindern heutzutage immer mehr am Herzen, weshalb sie sich häufiger dazu entscheiden, weniger Zeit für den Beruf aufzubringen und mehr bei den Kindern zu sein.
Frauen dagegen streben heute viel eher als früher danach, eine Karriere hin- und das Klischee der Hausfrau abzulegen. Aber stimmt es tatsächlich, dass die Rollenbilder immer fluider werden?
Hausmann sein: Zukunftstrend oder Sonderfall?
Es sagt sich so einfach: Die Möglichkeiten, als Mann Zuhause zu bleiben, werden immer leichter. Vor allem, weil Hausmänner und Karrierefrauen heute nicht mehr als „komisch“ oder „unangemessen“ gelten. Die Akzeptanz steigt tatsächlich; aber nimmt die Zahl der Hausmänner auch wirklich so deutlich zu, wie der subjektive Eindruck es vermuten lässt?
Tatsächlich nicht: Mit einer Rollenverteilung, bei der die Frau arbeiten geht und der Mann größtenteils als Hausmann fungiert, nehmen junge Paare in Deutschland noch immer einen Sonderstatus ein. Die im Jahr 2017 veröffentlichte OECD-Studie „Dare to Share“ zeigt, dass in Deutschland weiterhin ein traditionelles Familienbild vorherrscht. Die Papas sind noch immer die Hauptverdiener in der Familie und ganze 93,7 Prozent von ihnen arbeiten sogar in Vollzeit.
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Solltest du Dich als Papa fragen, ob es denn irgendeinen Haken als Hausmann gibt – außer natürlich der Tatsache, dass du dich in deine neuen Verpflichtungen und täglichen Aufgaben erst eine Zeit lang einfinden musst –, kannst du beruhigt sein. Die Statistik ist nur deshalb noch immer so drastisch traditionell, weil Männer bei gleicher Arbeit oftmals immer noch mehr verdienen. Deshalb wollen sich viele Paare eine berufliche Gleichberechtigung einfach nicht leisten. Wenn dann auch noch staatliche Anreize, wie etwa die beitragsfreie Mitversicherung von Familienangehörigen in der Krankenkasse oder steuerliche Vorteile durch das Ehegattensplitting dazukommen, ist die Entscheidung schnell in herkömmlicher Manier getroffen.
Und dennoch darf der „Papa als Hausmann“ durchaus als Zukunftstrend bezeichnet werden. Die Gehaltsunterschiede werden immer geringer, die Gleichberechtigung in allen Belangen hat sich – nicht zuletzt durch aktuell wieder aufflammende Debatten – vermutlich bald etabliert. Spätestens in wenigen Jahrzehnten dürften die Statistiken also deutlich anders aussehen.
Voraussetzungen für den Erfolg als Hausmann
In der Entscheidung miteinander übereinstimmen
Die erste und vielleicht sogar wichtigste Voraussetzung für den Erfolg als Hausmann gilt im Grunde für alle Entscheidungen, die in einer Beziehung gefällt werden: Diese sollten gemeinsam getroffen werden! Wenn Papa Hausmann sein möchte, Mama sich aber auf ihre Rolle als Hausfrau schon von Klein auf gefreut hat und nun stattdessen arbeiten gehen soll, könnte es kritisch werden. Du als Papa solltest also in jedem Fall früh genug das Gespräch suchen – am besten schon dann, wenn überhaupt erst der Kinderwunsch auf den Tisch kommt.
Denn selbst wenn die Rolle des Vaters als Hausmann gesellschaftlich inzwischen als emanzipiert und vorbildlich gelten sollte, lässt sie sich gerade wegen Mama auch heute nicht immer einfach leben. Die Angst davor, nach Feierabend nach Hause zu kommen und Papa und Kind zwar vielleicht zufrieden, die Wohnung aber verwüstet, den Kühlschrank leer und die Wäsche schmutzig vorzufinden, ist nicht selten groß. Viele Frauen trauen ihren Männern den Haushalt mit Kind einfach nicht zu.
Dieses Vertrauen muss jedoch gegeben sein. Ihr solltet daher genau miteinander besprechen, was wie und warum gemacht wird. Auch die Möglichkeit, den Rollentausch gegebenenfalls abzubrechen und das konservative Modell wieder umzusetzen, sollte immer offengehalten werden.
Du solltest dir als Hausmann bewusst sein, wie viel dir dein Job eigentlich bedeutet und ob du, wenn er dich glücklich macht, dieses Glück durch das Leben als Hausmann ersetzen kannst. Wer seinen Beruf zumindest zum Teil auch zur Selbstbestätigung braucht, ist als vollzeitiger Hausmann wohl eher weniger geeignet. Ansonsten gibt es noch die Möglichkeit, dass beide je 50 Prozent arbeiten und den Rest der Zeit bei den Kindern verbringen – vorausgesetzt, der Arbeitgeber lässt das zu.
Die Rolle voll und ganz annehmen
Wenn du ein guter Vater und Hausmann werden willst, solltest du diese Rolle voll und ganz annehmen. Das bedeutet vor allem zweierlei:
- Du musst dich in die künftigen Aufgaben so einarbeiten, dass du sie zur Befriedigung des Kindes, der Mama und deiner eigenen Vorstellungen erfüllen kannst, ohne vor Anstrengung deprimiert zu werden. Vor allem am Anfang kann das ganz schön anstrengend sein.
- Du musst dich mit deiner Rolle auch psychisch so identifizieren, dass sie für dich eine ganz normale und natürliche Sache darstellt. Gerade dieser zweite Punkt ist für viele Männer noch immer kein Zuckerschlecken. Spätestens wenn es die ersten Kommentare von Freunden hagelt oder andere berufstätige Männer sich lustig machen, wird es oft kritisch. Wer dann nicht zu seiner modernen Lebensweise und Entscheidung stehen und über die Oberflächlichkeiten und Meinungen der anderen hinwegsehen kann, hält dem Druck mitunter nicht stand und sehnt sich zurück nach den früheren Zuständen. Dann ist der Job aber mitunter schon gekündigt und es gibt kein Zurück mehr.
Die Rahmenbedingungen optimieren
Damit der Alltag als Hausmann so flüssig wie möglich vonstattengeht, solltest du als Hausmann vor allem die Rahmenbedingungen dafür optimieren. Was heißt das genau?
Das heißt konkret, dass du dafür sorgst, dass einer zügigen und ordentlichen Arbeit schon einmal keine äußerlichen Hindernisse im Weg stehen. Dazu gehören unter anderem folgende beiden Punkte:
- Das Beseitigen von Ablenkung: Wenn du dein Handy auf laut gestellt hast, in einer Whats App-Gruppe ständig Nachrichten von Fußballkumpels aufblinken und du die neusten Gerüchte und den Tratsch verfolgen musst, verlierst du wertvolle Zeit. Darunter leidet dann die wenige Freizeit, die du sowieso schon hast und die du gezielter zum Erholen oder zu vernünftigerer Unterhaltung nutzen könntest. Auch ein Fernseher, der nebenher läuft, lenkt ab und schadet mitunter den Kindern, vor allem wenn sie noch sehr klein sind. Besser ist es, während der Hausarbeit Musik zu hören, die den Kindern, wenn sie denn anwesend sind, auch gefällt. So vereinst du Unterhaltung und Motivation.
- Das Schaffen einer gemütlichen Arbeitsatmosphäre: Damit ist nicht gemeint, dass du es dir so gemütlich machen solltest, dass du nicht arbeiten willst. Vielmehr erfordert der Alltag mit Kindern im Haushalt viel körperlichen Einsatz. Wo du in deinem vorherigen Beruf vielleicht viel am Schreibtisch gesessen hast oder gar unterwegs auf Geschäftsterminen warst und vor allem geistig gearbeitet hast, musst du dich nun viel bewegen. Dabei weiterhin Anzug und Krawatte zu tragen, ist unpraktisch. Ein bequemes Outfit, bestehend aus Pullover und Jogginghose etwa erleichtert dir die Arbeit enorm und hat mit dem einstigen Schmuddellook ohnehin nichts mehr gemeinsam. Jogginghosen sind längst nicht mehr nur im Wohnzimmer, sondern auch auf internationalen Laufstegen etabliert. Wenn du also einmal schnell zum Bäcker musst oder bei der Apotheke etwas für die Kleinen abholen, kannst du ein stylishes Exemplar getrost anbehalten. Die aktuellen Schnitte machen auch auf der Straße etwas her und du musst du dich weder schämen, noch jedes Mal deine frischgebügelte Stoffhose aus dem Schrank kramen.

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Wie Papa die Erziehung leichter fällt
Strukturen und Abläufe inkorporieren
Bis mittags sind die Kinder im Kindergarten und in der Schule und jeden Tag geputzt werden muss ja auch nicht – klingt doch eigentlich nach einem recht entspannten Alltag als Hausmann. Ganz so einfach ist es dann allerdings doch nicht. Denn die Zeit zum Müßiggang ist eher rar, wenn Papa sich einmal anschaut, wie so ein Alltag als Hausmann in etwa eigentlich aussehen wird:
- 06:00 Uhr: Der Wecker klingelt und du musst aus den Federn. Du würdest vielleicht gerne länger schlafen, aber die Kinder müssen in die Schule und die beginnt nun einmal um 7.30 oder 8.00 Uhr. Nach einer kurzen Erfrischung im Bad, geht es ab in die Küche und es wird Kaffee oder Tee aufgesetzt. Da du als Hausmann einiges an Energie brauchst, sollte ein starker Kaffee nicht fehlen.
- 06:30 Uhr: Du weckst die Kinder. Nicht einmal und nicht zwei Mal, sondern eher drei oder vier Mal, denn die wenigsten Quengler springen freiwillig aus den warmen Laken und in ihre Kleider hinein. Dabei musst du Ihnen im Zweifelsfall übrigens auch helfen. Und dann geht es ab zum Frühstück. Den Tisch hast du übrigens am besten schon gedeckt, damit alles schneller geht. Wenn du außerdem schnell isst, kannst du den Kindern noch Brote für die Schule schmieren. So sind sie für den Schultag bestens versorgt.
- 07:00 – 07:30 Uhr: Sind die Kinder noch nicht groß genug, musst du sie zur Schule bringen. Auch hier gilt: Du musst oft Überzeugungsarbeit leisten und Druck ausüben. Dinge, auf die viele Kinder keine Lust haben, werden oft sehr langsam angegangen. Die Beherrschung zu behalten und dennoch die eigene Meinung durchzusetzen bedarf einiges an Übung.
- 08:00 Uhr: Der Alltag alleine zuhause beginnt. Aber Füße hochlegen ist keinesfalls möglich. Denn mit einem oder mehreren Kindern im Haus ist der Kühlschrank schneller leer, als zu zweit oder gar alleine. Außerdem sollte die Ernährung der Kinder vielfältig und abwechslungsreich sein. Eine warme Mahlzeit am Mittag ist empfehlenswert. Also: Einkaufliste fürs Kochen schreiben und einkaufen gehen.
- 09:00 Uhr: Schon während des Einkaufens solltest du dir vielleicht Gedanken darüber machen, was im Haushalt eigentlich noch alles zu tun ist. Zu den Aufgaben, die doch häufiger erledigt werden müssen, als vielleicht gedacht, gehören: Staubsaugen, Abwaschen, Wäsche machen und diese eventuell bügeln. Ab und an müssen auch die Fenster geputzt und sonstige Dinge erledigt werden, die vorher vielleicht die Partnerin übernommen hat.
- 11:30 Uhr: Da die Kinder bald wieder Zuhause sind, solltest du nun das Essen zubereiten. Dann holst du sie gegebenenfalls von der Schule ab. Anschließend geht es an die Hausaufgaben, bei denen du mitunter ordentlich mithelfen und dich vielleicht wieder ins Bruchrechnen hineindenken musst. Dann möchte das eine Kind vielleicht zum Sport, das andere zu einer Freundin. Also musst du erneut den Chauffeur spielen.
- 17:00 Uhr: Inzwischen hast du deine Aufgaben gut gemeistert: Du hast ein leckeres Mittagessen gemacht, du hast Ihnen bei ihren Hausaufgaben geholfen. Dann hast du die beiden irgendwo hingefahren, sie möglicherweise auf dem Spielplatz beaufsichtig, mit fremden Eltern geredet, die Kinder wieder abgeholt, hast vielleicht mit ihnen gebastelt, gespielt, ihnen zugehört und etliche Fragen so beantwortet, dass alle zufrieden waren. Dann hast du noch ein wenig geputzt und gewaschen und jetzt ist doch eigentlich Feierabend, oder? Ah, falsch, der Hunger setzt schon wieder ein. Außerdem kommt Mama bald nach Hause, also Zeit, das Abendessen vorzubereiten.
- 18:00 Uhr: Mama kommt und die Kinder sind zum ersten Mal nicht nur mit dir beschäftigt. Allerdings hatte Mama vielleicht einen anstrengenden Tag im Büro und hat nun auch keine große Lust, sich ausführlich den Kindern zu widmen. Zumindest wird zunächst einmal gegessen. Wenn du Pech hast, musst du dir dabei anhören, wie nervig der Chef heute war und wie viele Konflikte es wieder mit Mitarbeitern gab. Außerdem wird genau ausgefragt, wie es mit den Kindern war.
- 20:00 Uhr: Die Kinder liegen im Bett, nachdem ihr sie beide oder Mama sie unter häufig großem Gemecker dorthin gebracht hat. Manchmal finden die Kleinen Papas Stimme angenehmer, also musst du Ihnen auch noch eine Gutenachtgeschichte vorlesen. Gegen halb Neun oder Neun kehrt dann endlich langsam Ruhe ein.
- 21:00 Uhr: Jetzt schlafen die Kleinen endlich und ihr habt noch ein oder zwei Stunden für Euch, bevor es ebenfalls ins Bett geht. Denn morgen steht ein neuer Tag an. Dieser kann, wenn er mit viel Elan und Freude angegangen wird, richtig schön werden. Entspannt wird dabei aber wohl kaum, denn ein Fulltime-Job ist das Dasein als Hausmann auf jeden Fall.
Probleme, die auftreten können
Es gibt einige typische Probleme und Herausforderungen, die auf dich als Hausmann zukommen können. Hier findest du einen kleinen Überblick, mit dem du dich vorbereiten und dem ein oder anderen Problem vorbeugen kannst:
- Es kommt schon einmal vor, dass Mama enorm gestresst von der Arbeit kommt und erst einmal nur schimpft und meckert, ohne ein Wort der Würdigung. Es gilt dann, dich in deinem männlichen Stolz nicht gekränkt zu fühlen und zu wissen, was du geleistet hast.
- Du wirst auf Spielplätzen und in Kindergärten vornehmlich mit anderen Müttern konfrontiert sein. Väter, die sich genauso entschieden haben, wie du, sind die Ausnahme. Über Mütter mit anderen Vätern reden wird also beispielsweise kaum möglich sein.
- Mütter haben von der Geburt des Kindes an eine viel direktere und körperliche Beziehung zum Kind, als Väter. Dies musst du dir zuerst aufbauen. Indem du die Kinder aber etwa viel am Körper in der Wohnung herumträgst, hat sich das bald von alleine geregelt.
- Die eigenen Kinder sehen auch, dass bei anderen Eltern eher die Mama zuhause bleibt und der Papa arbeiten geht. Auch hier solltest du die passend auf mögliche Fragen vorbereiten.
Erziehungsanalyse: Wenn der Mann Zuhause bleibt
Die Komplettierung der Erziehung durch den männlichen Part
Abschließend wollen wir dir kurz Bekräftigung für deine Rolle als Hausmann geben, die aus einfachster erziehungspsychologischer Sicht herrührt:
Du als Vater spielst als aktive Bezugsperson für deine Kinder eine wichtige Rolle! Nicht ohne Grund hatten einige Kinder aus wenigen Generationen zuvor als sie älter wurden Vaterkomplexe – der Vater diente nur als Ernährer und Verdiener und hatte kaum Zeit für die Kleinen. Heute ist das anders: Wo Mama vor allem Emotionalität und Ruhe spendet, sind Väter, für risikobereite und körperliche Aktivitäten zuständig. Auch wenn es keine wissenschaftlichen „Beweise“ in dem Sinne gibt, gehen Psychoanalytiker davon aus, dass Väter alleine durch ihre Anwesenheit eine zu enge Bindung an die Mutter verhindern, die in späteren Jahren zu Trennungsängsten führen könnte.
Bestehen Unterschiede in der Konsequenz der Erziehungsmaßnahmen?
Der männliche Einfluss bei der Erziehung wurde lang unterschätzt. Selbst wenn sich beide Elternteile einig darüber sind, wie streng und konsequent sie in ihren Erziehungsmaßnahmen sind, bestehen doch geschlechterspezifische Unterschiede. Während die Erziehung des Sohnes in Kinderjahren von einer Art Schüler-Lehrer-Verhältnis geprägt ist, das später umschwappt, indem der Sohn anfängt Ideale infrage zu stellen und durch eigene Sichtweisen und Erfahrungswerte zu ersetzen, wird die Tochter oft verwöhnt; dennoch stärkt Papa auch das Selbstbewusstsein seiner Tochter. Der weibliche Erziehungspart der Mutter wiederum gleicht diese Tendenzen positiv aus, sodass sich ein natürliches Gleichgewicht bildet.