Erfüllt dein Kind alle Voraussetzungen für die Schule?
Lesen und schreiben muss dein Vorschulkind natürlich nicht können – all diese Fähigkeiten lernt es zukünftig im Klassenzimmer. Trotzdem gibt es einige Voraussetzungen, die dein Kind bereits zur Einschulung erfüllen muss:
- Das Alter
In Deutschland müssen Kinder spätestens bis zum 30. September des jeweiligen Schuljahres das sechste Lebensjahr vollendet haben, um eingeschult zu werden. Das bedeutet, dass dein Kind zwischen dem 1. Oktober des Vorjahres und dem 30. September des Schuljahres geboren sein muss. In den meisten Bundesländern gelten die zwischen dem 1. Juli und 30. September geborenen Kinder als „Kann-Kinder“. Das heißt: Hier dürfen die Eltern entscheiden, ob ihr Nachwuchs schon reif für die Einschulung ist, oder lieber noch ein Jahr im Kindergarten verbringen soll. - Kognitive Kompetenzen
Kann sich dein Kind problemlos eine Zeit lang konzentrieren und komplexe Zusammenhänge verstehen? Dann ist es auch bereit, zu lesen und Matheaufgaben zu lösen. - Sprachkompetenz
Dein Kind sollte in der Lage sein, sich verständlich auszudrücken und auch Anweisungen zu verstehen. Dabei haben Vorschulkinder durchaus einen sehr unterschiedlich großen Wortschatz. - Motorische Fähigkeiten
Hierbei ist nicht entscheidend, ob dein Kind auf einem Bein hüpfen kann. Für die Anforderungen des Schulalltags muss es allerdings in der Lage sein, einen Stift zu halten und zu führen. Erstklässler sollten sich außerdem selbstständig an- und ausziehen sowie allein auf die Toilette gehen können. - Soziale und emotionale Fähigkeiten
Im Klassenverband müssen sich Kinder in einer neuen Gruppe zurechtfinden und zur Not durchsetzen können. Falls dein Kind auf Ablehnung oder Enttäuschungen noch sehr sensibel reagiert, ist es unter Umständen zu früh für den Schulbeginn. Hier besteht die Gefahr, dass Kinder dauerhaft Angst vor der Schule entwickeln oder gemobbt werden.
Was passiert bei der Schuleingangsuntersuchung?
In der Regel führt ein Schularzt des örtlichen Gesundheitsamtes die Schuleingangsuntersuchung durch. Die Untersuchung umfasst die Kontrolle von Gewicht, Größe und Blutdruck sowie des Zustands der Augen, Ohren und Zähne des Kindes. Der Arzt stellt auch Fragen zur Entwicklung und zum Verhalten, um die Schulfähigkeit abzuschätzen.
Anschließend wird eine Empfehlung zum Einschulungszeitpunkt des Kindes gegeben, an die du dich als Elternteil nicht halten musst. Schuleingangsuntersuchungen bieten ein wichtiges Instrument, um den generellen Gesundheitszustand eines gesamten Schuljahrganges zu dokumentieren und zu beurteilen.
Ist dein Kind mental bereit für die Schule?
Falls dein Kind zwischen Juli und September geboren ist, stehst du vor der Wahl: Sollte es lieber noch ein Jahr ganz unbeschwert Kind sein dürfen oder bereits ein strukturiertes Schulleben beginnen? Vielleicht wird dein Kind auch erst nach dem Stichtag (30. September) sechs Jahre alt, aber du denkst darüber nach, es auf Antrag früher in die Schule zu schicken? Die folgenden Überlegungen können bei der Entscheidung helfen:
Frühere oder spätere Einschulung – was ist besser für das Kind?
Fragt man Wissenschaftler, ist die Forschungslage bezüglich dieser essenziellen Frage leider uneindeutig. So verglichen amerikanische Forscher in einer Studie Erstklässler, die bei Einschulung erst knapp sechs Jahre alt waren, mit ihren Klassenkameraden, die kurz nach Schulstart ihren siebten Geburtstag feierten. Die älteren Schüler zeigten zur Einschulung eine deutlich bessere intellektuelle Entwicklung als ihre jüngeren Mitschüler und dieser Unterschied war auch noch Jahre später nachweisbar. Die ehemals älteren Erstklässler hatten nach Abschluss der Schule sogar bessere Chancen, einen Platz an einer guten Universität zu ergattern.
Britische Wissenschaftler stellten außerdem fest, dass die jüngeren Schulkinder deutlich öfter unter Mobbing durch ihre Klassenkameraden litten als die älteren. Aber: Der internationale Vergleich zeigt, dass Schüler in Ländern, die ihre Kinder traditionell sehr früh einschulen, keine schlechteren Leistungen zeigen. Gerade Dänemark, Schweden und Neuseeland, in denen Kinder bereits ab drei Jahren die Vorschule besuchen, schneiden im PISA-Test traditionell gut ab.
Ist mein Kind noch zu zappelig für die Schule?
Bei früh eingeschulten Kindern wird laut Statistik häufiger ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADHS) vermutet. Doch hier handelt es sich in Wahrheit in den meisten Fällen um eine verzögerte Entwicklung der Konzentrationsfähigkeit. Gerade im Alter zwischen fünf und sieben Jahren zeigen Kinder von Natur aus ihren größten Bewegungsdrang. Hier stellt sich die Frage: Hilft es, das Kind noch ein Jahr im Kindergarten toben zu lassen oder lässt sich die Bewegungslust parallel zur Einschulung im Sportverein kanalisieren?

Welche Schulform ist die richtige?
Ganz klar: Die wegweisende Entscheidung für die weiterführende Schule fällt erst in vier Jahren. Doch bereits bei der Wahl der Grundschule hast du als Elternteil mehrere Optionen. Die folgenden Schultypen stehen zur Auswahl:
- Staatliche Grundschule: Hier hast du in manchen Bundesländern nicht grundsätzlich die freie Wahl, welche Schule dein Kind besuchen soll. Denn jede öffentliche Schule hat ihr Einzugsgebiet, sodass deinem Kind automatisch eine Schule zugewiesen wird. Falls du dich für eine andere öffentliche Schule entscheidest, musst du unter Umständen (z.B. in Bayern) einen Gastschulantrag stellen. Dieser Antrag kann unter Umständen abgelehnt werden, falls die Kapazitäten der Wunschschule bereits belegt sind.
- Freie Schulen: In Deutschland gibt es etwa 250 Waldorfschulen und rund 400 Schulen, die nach dem Konzept von Maria Montessori unterrichten. Diese Schulen stehen allen Kindern offen – ganz gleich, welcher Konfession sie angehören oder aus welchem sozialen Umfeld sie stammen. Falls dein Kind bereits einen Waldorf- oder Montessori-Kindergarten besucht hat, kann der Wechsel auf die entsprechende Grundschule die beste Wahl sein, falls dir das Lernkonzept gefällt und vielleicht sogar ein paar Freunde deines Kindes gleichzeitig mit ihm eingeschult werden.
- Private Grundschulen: Hierzulande werden knapp 900 Grundschulen in privater Trägerschaft betrieben. Dabei sind die Lehr- und Lernkonzepte höchst unterschiedlich: Neben Waldorf- und Montessorischulen gibt es auch Grundschulen mit besonderer konfessioneller Ausrichtung oder bilinguale Schulen. Das Schulgeld variiert je nach Schule zwischen 60 bis mehreren hundert Euro pro Monat und wird häufig dem Einkommen der Eltern angepasst.
Verschiedene Schulformen
Waldorf und Montessori – wo liegt hier eigentlich der Unterschied?
Hier bekommen Kinder keine Schulnoten und lernen, ihren Namen zu tanzen – mehr als diese Vorurteile haben Eltern oft nicht im Kopf, wenn es um alternative Schulkonzepte nach Rudolf Steiner oder Maria Montessori geht. Faktisch bestehen zwischen den beiden Schulformen deutliche Unterschiede. So lautet das Motto der Montessori-Pädagogen „Ich helfe dir, es selbst zu tun“ und appelliert an die Eigenständigkeit der Kinder. In Montessorischulen lernen Kinder mit außergewöhnlichen Materialien und dürfen sich in Freiarbeitsphasen entfalten. Dieses Konzept eignet sich weniger, falls Kinder auf Anleitung und Motivation angewiesen sind.
In Waldorfschulen liegt der Fokus dagegen auf Gemeinschaftssinn und sozialem Lernen. Hier gliedert sich der Unterricht in sogenannte „Epochen“, die wochenlang ein Thema wie Mathematik oder Gärtnern behandeln. Die Erfahrung zeigt, dass Kinder, die gerne für gute Leistungen belohnt und anerkannt werden, in Waldorfschulen eher nicht zufrieden sind. Kinder, die sich dem konventionellen Unterricht eher schlecht anpassen können, blühen in Waldorfschulen manchmal auf.

Wie kommt dein Kind zur Schule?
Im Idealfall liegt die gewählte Grundschule nicht zu weit von eurem Wohnort entfernt und dein Kind kann den Schulweg perspektivisch allein bewältigen. Doch welche Schritte sind bis dahin nötig?
- Den neuen Tagesablauf praktizieren
Bevor der selbstständige Schulweg wichtig wird, sollte dein Erstklässler zunächst seinen neuen Alltag einüben können. Dazu gehört: Sich selbstständig den Wecker stellen, aufstehen, Zähne putzen, seinen Schulranzen packen und am Nachmittag seine Hausaufgaben machen. In der ersten Zeit kannst du also durchaus „Elterntaxi“ spielen, um deinem Kind die Umstellung etwas zu erleichtern. Allerdings muss klar sein: Diesen Service gibt es nur als Übergangslösung und dein Kind sollte sich mental darauf vorbereiten, irgendwann alleine zur Schule zu gehen.
- Wähle den sichersten, nicht den kürzesten Schulweg
Prinzipiell sind bereits Erstklässler in der Lage, den Weg zur Schule allein zurückzulegen. Diese Entscheidung ist allerdings individuell zu treffen und Eltern nicht zu nehmen. Die Voraussetzung: Wege und Straßen müssen den kindlichen Fähigkeiten möglichst gut angepasst sein. Im Idealfall gibt es bei jeder Straßenquerung eine Ampel oder die Kinder werden von Schülerlotsen überwacht. Wenn vor der Schule eine Tempo-30-Zone ausgewiesen ist, reduziert das zusätzlich die Unfallgefahr. Grundsätzlich gilt: Einen sicheren, aber längeren Weg solltest du immer einer Abkürzung vorziehen, auf der es weniger Ampeln oder uneinsichtige Ecken gibt. Denn erst ab einem Alter von 6 Jahren können Kinder potenzielle Gefahrenmomente im Straßenverkehr durch die kognitive Entwicklung besser einschätzen.
- Übt gemeinsam den Schulweg
Egal ob es sich um einen Fußweg oder eine Busfahrt handelt – erst einmal solltest du dein Kind auf seinem neuen Weg begleiten. Nimm dabei erst einmal wenig Einfluss und versuche am Verhalten deines Kindes mögliche Gefahrenpunkte auszumachen. In einem zweiten Schritt kannst du dein Kind vorausgehen lassen und du folgst ihm in größerer Entfernung. Vielleicht haben mehrere Kinder aus deiner Nachbarschaft denselben Schulweg, sodass sich eine Gruppe zusammenfindet. Diese Gruppen können in den ersten Wochen nach der Einschulung jeweils von einem wechselnden Elternteil begleitet werden.
- Ermutige dein Kind zur Selbstständigkeit
Die Einschulung ist für dein Kind ein Meilenstein der wachsenden Autonomie. Wenn du es ermutigst, eigenständig aufzustehen, seinen Rucksack selbst zu packen und einen sicheren Schulweg zu Fuß zurückzulegen, lernt es, mehr Verantwortung für sich selbst zu tragen. Auf der anderen Seite spürt es dein Vertrauen und entwickelt ein stärkeres Selbstbewusstsein.
- Berücksichtige die persönlichen Bedürfnisse
Jedes Kind ist anders und es gibt kein starres Rezept dafür, wie schnell Erstklässler auf dem Schulweg selbstständig werden. Einige Kinder sind von Natur aus unabhängiger und selbstbewusster, andere brauchen mehr Unterstützung. Jede Persönlichkeit hat dabei eigene Schwächen: Die Extrovertierten werden schneller übermütig und die Schüchternen trauen sich zu wenig. Du selbst kennst deinen Nachwuchs am besten und weißt, worauf du achten musst.
Was braucht dein Kind für die Einschulung?
Zur Einschulung benötigt dein Kind in der Regel:
- Schulranzen: Ein guter Schulranzen sollte schadstofffrei sein und ein geringes Leergewicht haben. Um es bequem zu tragen, hat ein Qualitätsmodell gepolsterte Schultergurte, evtl. auch einen Hüftgurt, um die Last besser zu verteilen.
- Schulhefte: Dein Kind benötigt Schulhefte in verschiedenen Größen und Farben.
- Schreibutensilien: Die Grundausstattung beinhaltet einen Füller, Stifte, Farbstifte, Textmarker, Radierer, Lineal, Bleistifte und Anspitzer. Für die Schreibausstattung solltet ihr ein Federmäppchen wählen, in dem sich leicht Ordnung halten lässt.
- Schulbücher: Die Lehrbücher werden in der Regel von der Schule zur Verfügung gestellt oder können bei einem Buchhändler gekauft werden. Vor Schulbeginn erhalten die Eltern dazu normalerweise eine Liste.
- Sportbekleidung: In der Sportbekleidung sollte dein Kind sich gut bewegen können, besonders die Sportschuhe sollten gut auf die individuelle Fußform abgestimmt sein. Befördert wird alles in einem waschbaren Sportbeutel.
- Brotbox und Trinkflasche: Sollte dein Kind nicht in einer Ganztagsschule mit Mittagessen versorgt werden, braucht es unbedingt einen Snack für die große Pause. Vollkornbrot, Joghurtbecher, Obst und Gemüsesticks lassen sich in einer großen Lunchbox transportieren. Für Müsli gibt es spezielle Becher, die trockene und feuchte Zutaten bis zum Verzehr trennen, damit nichts matschig wird.
- Ein extra Set Kleidung: Es ist ratsam ein extra Set Kleidung in den Schulranzen zu packen, falls dein Kind auf dem Schulhof unglücklich in eine Matschpfütze fällt. Manche Schulen bieten den Kindern für diesen Zweck auch einen Spind an.
Kontaktiere vor der Einschulung die Schule oder die zukünftige Klassenlehrerin, um sicherzustellen, dass dein Kind alle erforderlichen Gegenstände für den Schulstart hat. Manche Schulen stellen auch spezifische Anforderungen an die Art des Equipments.

Wie kannst du dein Kind bestmöglich vorbereiten?
Der Schulanfang ist aufregend, kann Kindern aber auch manchmal Angst machen. So kannst du deinen Nachwuchs mental coachen:
- Vermittele Zuversicht und Unterstützung: Lass dein Kind wissen, dass du an seine Fähigkeiten glaubst und es auch im neuen Lebensabschnitt der Schule in jeder Hinsicht unterstützen wirst.
- Sprich mit deinem Kind über die Schule: Erklär ihm so gut du kannst, welche Aktivitäten und Lerninhalte es erwarten, und betone dabei, dass alle Kinder zusammen „bei Null“ beginnen.
- Ermutige dein Kind, Fragen zu stellen: Worauf freut sich dein Kind besonders? Welche Unsicherheiten bestehen auf seiner Seite? Welche Ängste und Sorgen hegt es eventuell im Bezug auf die Schule? Hör einfach zu und beruhige dein Kind, wenn es besorgt ist.
- Fördere die sozialen Fähigkeiten deines Kindes: Schon vor der Einschulung können Kinder ihre Integration in Gruppen trainieren. Ermutige dein Kind dazu, neue Freundschaften zu schließen und seine sozialen Fähigkeiten zu entwickeln, indem es an Aktivitäten wie Spielgruppen oder Sportteams teilnimmt.
- Erstelle eine Tagesroutine: Die Hausaufgaben machen, das Sportzeug in den Wäschekorb werfen, den Ranzen für den Folgetag packen – definiert gemeinsam, welche Aspekte im neuen Alltag regelmäßig erledigt werden müssen und erstellt einen Plan dafür.
- Erkläre deinem Kind den Zweck der Schule: Warum ist Schulbildung eigentlich wichtig, wenn man doch Computer hat? Welche Vorteile bringt ein Schulabschluss und wie entwickelt sich das eigene Potenzial in den Jahren bis dahin? Sprich mit deinem Kind darüber, was ihm der neue Lebensabschnitt eigentlich bringt.
Fazit: Mit der richtigen Vorbereitung zur erfolgreichen Einschulung
Kinder freuen sich auf ihre Einschulung, weil sie von Natur aus wissbegierig sind und gern neue Dinge lernen. Als Elternteil solltest du dein Kind darin bestärken und es bestmöglich auf den Schulalltag vorbereiten. Dafür müssen Eltern mit ihren Vorschulkindern weder Lesen noch Schreiben trainieren, sondern sollten ihnen lediglich ein gut strukturiertes und verständnisvolles Umfeld bieten, das den Eintritt in den neuen Lebensabschnitt als Schüler bestmöglich unterstützt.