Das sieht das Cannabisgesetz vor
Vor dem Hintergrund, dass die bisherige restriktive Cannabis-Politik gescheitert ist, soll in Deutschland 2024 das Cannabisgesetz (CanG) in Kraft treten – mit dem Ziel, „zu einem verbesserten Gesundheitsschutz beizutragen“. Mit der Legalisierung will man erreichen, dass Drogenkriminalität und Schwarzmarkt zurückgedrängt und das Dealen mit toxischen und gestreckten Substanzen eingedämmt wird. Der Entwurf für das Cannabisgesetz beinhaltet unter anderem folgende Regelungen:
- Der Besitz von maximal 25 Gramm Cannabis soll für Erwachsene straffrei sein.
- Erwachsenen soll ein privater Eigenbau von bis zu drei Cannabis-Pflanzen zum Eigenkonsum sowie ein gemeinschaftlicher, nicht-gewerblicher Anbau in sogenannten Anbauvereinigungen erlaubt werden.
Für Personen unter 18 Jahren wird der Erwerb, Besitz und Anbau von Cannabis weiterhin verboten sein. Um Minderjährige zu schützen, soll in einer Schutzzone von 200 Metern Abstand zu Sportstätten, Spielplätzen, Schulen und sonstigen Einrichtungen für Kinder und Jugendliche ein Konsumverbot für Cannabis gelten. Unter dem Motto „Legal, aber…“ will man Jugendliche und junge Erwachsene zudem mit einer Aufklärungskampagne auf die Gefahren von Cannabis hinweisen.
Sie warnen vor steigendem Risiko für „irreparable Hirnschäden“ bei jungen Leuten.
Ab der Pubertät bis zum Alter von etwa 21 Jahren findet nämlich die zweite Phase der Hirnentwicklung statt. Eine wichtige Funktion für die Synapsenbildung und Platzierung der Nervenzellen im Gehirn nimmt dabei das sogenannte Endocannabinoid-System (ECS) ein. Cannabis enthält Substanzen wie unter anderem THC, die den körpereigenen Cannabinoiden ähneln und daher die Entwicklung des Gehirns stören. Zu den Folgen gehören Konzentrationsstörungen und ein schlechtes Gedächtnis, was sich schnell auf die Leistungen in Schule und Job auswirken kann. Langfristig angelegte Studien weisen zudem darauf hin, dass sich der IQ insbesondere bei regelmäßigem Konsum im Teenager-Alter verschlechtern kann.
Erhöhte Anfälligkeit für Psychosen und Suchtverhalten
Wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge besteht auch ein Zusammenhang mit Psychosen – und zwar in doppelter Hinsicht. Zum einen treten Psychosen bei Cannabis-Konsumenten deutlich häufiger auf als bei Nicht-Konsumenten, zum anderen scheinen Menschen mit psychotischen Störungen anfälliger für einen übermäßigen Cannabis-Konsum zu sein.
Das gilt ebenfalls für Jugendliche, die unter depressiven Verstimmungen und Ängsten leiden oder sich in schwierigen persönlichen Situationen (z.B. Arbeitslosigkeit, Trennung) befinden. Um den Alltag zu vergessen und sich leicht zu fühlen, greifen sie zum „Dope“. Lässt der Rausch allerdings nach, fühlt man sich erst recht „down“, was das Wunsch nach der nächsten Dosis weckt und schnell in eine Abhängigkeit führen kann.
Cannabis als Einstiegsdroge
Das Verlangen nach mehr kann nicht nur in einem häufigen Cannabis-Genuss münden, sondern auch zum Konsum härterer Drogen verleiten. Versuche mit jugendlichen Ratten haben gezeigt, dass diese bei Gabe hoher THC-Dosen eher geneigt sind, sich selbst Kokain oder Heroin zu verabreichen. Diese sind meistens auch leicht verfügbar, da Dealer gewöhnlich neben Cannabis noch weitere Drogen „im Angebot“ haben.
Joint, Wasserpfeife oder Haschkeks?
Wirkung und gesundheitliche Gefahren hängen nicht nur von Alter und Konsum-Frequenz ab, sondern auch von der in Cannabis enthaltenen Menge an THC. Bei einem hohen THC-Gehalt können sich die negativen Folgen noch verstärken, es kann zu Halluzinationen, Herzrasen, Schwindel und Übelkeit kommen.
Zudem hat die Art des Konsums Einfluss auf die Wirkung. Wird ein Joint geraucht, stellt sich der Rausch innerhalb von ca. 10 Minuten ein. Noch schneller, intensiver und gefährlicher wird’s beim Rauchen einer Bong (Wasserpfeife), da viel mehr Rauch eingeatmet wird.
Bei Hasch-Cookies und Space Cakes macht sich das THC erst nach 1 bis 2 Stunden bemerkbar, da es erst den Verdauungstrakt passieren muss. Es kann daher leicht zu einer Überdosierung kommen.
Was können Eltern tun, um Jugendliche vor Drogenmissbrauch zu schützen?
Teenager sind neugierig und testen gerne viel aus – auch illegale Drogen. Das belegt der Forschungsbericht der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zur Drogenaffinität Jugendlicher in Deutschland. Demnach hat etwa jeder 10. Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren bereits einmal eine illegale Droge – in erster Linie Cannabis – probiert. Bei den Meisten bleibt es bei einem einmaligen Erlebnis, 2 % der Jugendlichen konsumieren die Rauschmittel allerdings regelmäßig.
Ein striktes Verbot oder Moralpredigten bringen bei Kindern dieser Altersgruppe erfahrungsgemäß wenig. Falls du vermutest oder weißt, dass dein Kind Drogen konsumiert, sind offene Gespräche ein guter erster Schritt. Vielleicht bietet die Aufklärungskampagne der Bundesregierung einen passenden Einstieg in die Kommunikation.
- Informiere dich vorab ausführlich über Cannabis.
- Signalisiere Interesse und versuche herauszufinden, warum deine Tochter oder dein Sohn Drogen konsumiert.
- Biete deine Unterstützung bei Problemen an und sucht gemeinsam nach Lösungen.
- Wichtig ist, dass du im Gespräch ruhig bleibst und das Verhalten deines Kindes nicht pauschal verurteilst.
- Sprich auch über dich, deine Sorgen und Ängste hinsichtlich des Cannabis-Konsums.
Falls du die Situation nicht alleine meistern kannst, findest du nachfolgend Infos über Anlaufstellen und Beratungsangebote.
Informationen & Hilfe für suchtgefährdete Jugendliche und Angehörige
- Anonyme telefonische Beratung rund um die Uhr bietet die Sucht & Drogen Hotline unter 01806/313031.
- Die nächstgelegene Beratungsstelle vor Ort findet ihr im Suchthilfeverzeichnis der DHS.
- Ausführliche Informationen und Hilfsangebote für Jugendliche und Eltern gibt es auf dem Portal cannabispraevention.de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
- Mit dem Cannabis Check auf drugcom.de können Jugendliche herausfinden, wie riskant der persönliche Cannabis-Konsum ist. Der Selbsttest dauert etwa 15 Minuten. Das drugcom-Team bietet auch kostenlose Beratungen per Mail und Chat.
- Quit the Shit ist ein Programm, das dabei hilft, den Cannabis-Konsum zu beenden oder zu reduzieren. Im dazugehörigen Forum können sich Betroffene austauschen und gegenseitig Tipps geben.