Biochemische Schwangerschaft: Positiver Test und doch nicht schwanger?

vonConnie Gräf-Adams | freie Autorin
Frau hält positiven Schwangerschaftstest in der Hand
Der positive Schwangerschaftstest allein bringt leider noch keine absolute Sicherheit
© Bigstock / brizmaker

Bei einem positiven Schwangerschaftstest ist die Freude groß und natürlich erwartest du, in neun Monaten ein Baby zur Welt zu bringen. Umso herber die Enttäuschung, wenn sich die Schwangerschaft in weiteren Tests beim Frauenarzt nicht bestätigen lässt. Mediziner sprechen in diesem Fall von einer biochemischen Schwangerschaft.

Was ist eine biochemische Schwangerschaft?

Bei einer biochemischen Schwangerschaft handelt es sich um die früheste Form der Fehlgeburt. Sie wird deshalb als biochemische Schwangerschaft bezeichnet, weil eine Schwangerschaft im frühen Stadium lediglich mithilfe eines biochemischen Tests nachzuweisen ist.

Zeigt der hochsensible Urintest oder ein ärztlicher Bluttest einen Anstieg des Schwangerschaftshormons hCG (humanes Choriongonadotropin), ist das ein eindeutiges Zeichen, dass eine Eizelle befruchtet wurde und sich der Embryo in der Gebärmutter eingenistet hat.

Aufgrund verschiedener Ursachen kann die Schwangerschaft jedoch schon enden, bevor sie im Ultraschall nachgewiesen werden kann. Auch weitere Schwangerschaftstests fallen dann negativ aus.

Was sind die Gründe für eine biochemische Schwangerschaft?

Die Ursachen, warum sich der Embryo nicht vollständig einnistet und es zu einer frühzeitigen Fehlgeburt kommen kann, können vielfältig sein. In den meisten Fällen liegen laut wissenschaftlichen Erkenntnissen genetische Anomalien des Embryos zugrunde, die seine weitere Entwicklung verhindern.

Als weitere Risikofaktoren für einen frühzeitigen Schwangerschaftsabbruch gelten

  • Fehlbildungen der Gebärmutter wie z.B. eine dünne Gebärmutterschleimhaut
  • sexuell übertragbare Infektionen (STI)
  • hormonelle Veränderungen
  • Erkrankungen wie Funktionsstörungen der Schilddrüse, polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS) sowie die Einnahme bestimmter Medikamente
  • ungesunde Lebensweise (Nikotin- und Drogenkonsum)
  • Alter der Mutter

Entgegen häufigen Annahmen stehen Faktoren wie Stress oder intensive körperliche Belastungen nicht im Zusammenhang mit dem frühzeitigen Ende der Schwangerschaft.

Wie häufig kommt eine frühzeitige Fehlgeburt vor?

Laut medizinischer Studien liegt die Wahrscheinlichkeit, sein Kind zu verlieren, bis zur 5. Schwangerschaftswoche zwischen 50 und 75 Prozent. Anschließend sinkt die Fehlgeburtsrate rapide: Zwischen der 6. und 8. SSW beträgt sie etwa 18 Prozent, nach der 12. SSW nur noch etwa 1 Prozent.

Wie erkennt man eine biochemische Schwangerschaft?

Die biochemische Schwangerschaft endet mit einer Blutung. Aufgrund des frühen Zeitpunkts bemerken viele Frauen gar nicht, dass sie schwanger waren, sondern gehen von einer etwas verspäteten Periode aus. Die Blutung kann eventuell etwas stärker als üblich ausfallen, manchmal kommt es auch zum Abgang von Blutgerinnseln. Treten Rücken- und Unterleibsschmerzen auf, ähneln auch diese den herkömmlichen Menstruationsbeschwerden.

Zu einer biochemischen Schwangerschaft kann es sowohl bei einer natürlichen Schwangerschaft wie auch nach einer künstlichen Befruchtung kommen. Bei Frauen, die sich einer Kinderwunschbehandlung unterziehen, wird die frühzeitige Fehlgeburt allerdings häufiger erkannt. Grund dafür ist, dass dabei schon früh anhand von Tests ermittelt wird, ob die Befruchtung prinzipiell erfolgreich war. Ob sich der Embryo vollständig in der Gebärmutter eingenistet hat, lässt sich erst etwa ab der 6. SSW im Ultraschall erkennen. Da es sich dabei um ein sogenanntes klinisches Anzeichen handelt, spricht der Arzt oftmals auch von einer klinischen Schwangerschaft.

Muss die biochemische Schwangerschaft behandelt werden?

Bei einem sehr frühen Schwangerschaftsverlust ist keine medizinische Behandlung notwendig. Komplikationen treten im Allgemeinen nicht auf. Sollte eine Erkrankung Ursache für die Fehlgeburt sein, kann eine entsprechende Therapie die Chancen ein Baby zu bekommen, verbessern.

Wie lange muss man bis zur nächsten Schwangerschaft warten?

Aus medizinischer Sicht ist an sich keine Wartezeit notwendig. Die Fehlgeburt stellt jedoch, auch wenn sie in einem frühen Stadium erfolgt, oftmals eine starke seelische Belastung für die Eltern dar. In diesem Fall empfiehlt es sich, das Erlebnis – gegebenenfalls mit psychotherapeutischer Unterstützung – zu verarbeiten, bevor man erneut versucht, schwanger zu werden.

Was bedeutet die biochemische Schwangerschaft in der Kinderwunschbehandlung?

Eigentlich ist die biochemische Schwangerschaft ein gutes Zeichen, weil sie zeigt, dass die künstliche Befruchtung prinzipiell funktioniert. Nichtsdestotrotz ist die Enttäuschung über die Fehlgeburt natürlich doppelt so schwer, wenn zuvor aufgrund des positiven Tests bereits Hoffnung auf ein Baby bestand.

Für Paare mit Kinderwunsch spielt es zudem aus finanzieller Hinsicht eine Rolle, ob wiederholt biochemische oder klinische Schwangerschaften eingetreten sind. Nach einer gewissen Anzahl erfolgloser Versuche – abhängig von der Art der künstlichen Befruchtung – erlischt nämlich der Anspruch auf Leistungen der gesetzlichen Krankenkasse. Im Gegensatz zur biochemischen Schwangerschaft gilt eine klinische Schwangerschaft gemäß §27a SGB V als erfolgreicher Versuch und wirkt sich nicht nachteilig auf die Bezuschussung der Kasse aus.

Quellen