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Blasenentzündung in der Schwangerschaft: Wie gefährlich ist die Infektion?

vonConnie Gräf-Adams | freie Autorin
Schwangere mit Blasenentzündung
© Bigstock/ Sosiukin

Schwangere sind anfälliger für Harnwegsinfektionen und Blasenentzündungen. Warum ist das so? Wie kann man vorbeugen? Und: Ist das gefährlich für das Ungeborene? Die Antworten.


Warum sind Schwangere anfälliger für Harnwegsinfekte?

Bei einer Blasenentzündung, in der Medizin Zystitis genannt, handelt es sich um eine Infektion der unteren Harnwege, die hauptsächlich durch Bakterien aus der Darmflora verursacht wird.

Frauen sind aufgrund ihrer deutlich kürzeren Harnröhre ohnehin häufiger als Männer betroffen. In der Schwangerschaft gesellt sich noch eine weitere anatomische Besonderheit hinzu:

Aufgrund der hormonellen Veränderungen kommt es zu einer verminderten Muskelbewegung sowie einer Komprimierung der Harnleiter. Das führt zu einem geringeren Urinfluss, die Krankheitserreger werden nicht mehr so gut ausgespült wie üblich.

Begünstigt wird die bakterielle Besiedelung der Harnwege in erster Linie durch falsche Hygiene: Erfolgt das Abwischen auf der Toilette von hinten nach vorne anstatt von vorne nach hinten oder wird zur Reinigung von Scheide und Po derselbe Waschlappen benutzt, können Keime aus dem Afterbereich in die Scheide und von dort über die Harnröhre zur Blase aufsteigen.

Auch häufiger Geschlechtsverkehr und ein geschwächtes Immunsystem können das Risiko für eine Blasenentzündung erhöhen.


Symptome: Wie äußert sich die Blasenentzündung in der Schwangerschaft?

Eine Zystitis macht sich in der Schwangerschaft mit den gleichen Anzeichen bemerkbar wie bei nichtschwangeren Frauen:

  • Häufiger oder ständiger Harndrang (obwohl kaum oder kein Urin kommt)
  • Starkes Brennen beim Wasserlassen, zum Teil mit ziehenden Unterbauchschmerzen
  • Bisweilen kann der Urin auch Blut enthalten

Manche Betroffene klagen im Zusammenhang mit einer Blasenentzündung zusätzlich über Lenden- oder Nierenschmerzen, Fieber und Übelkeit.

Falls bei dir eine oder mehrere der genannten Beschwerden auftreten, solltest du in deiner Frauenarzt-Praxis umgehend den Urin untersuchen und dich entsprechend behandeln lassen.


Ist eine Blasenentzündung gefährlich für dein Kind?

Wird die Zystitis rechtzeitig behandelt, ist weder für dich noch für dein Kind eine gesundheitliche Gefährdung zu befürchten.

Im Rahmen einer medikamentösen Therapie lassen die Beschwerden schnell nach, die Entzündung heilt im Allgemeinen innerhalb von ein bis zwei Wochen vollständig aus.

Eine unbehandelte Blasenentzündung kann hingegen eine Nierenbeckenentzündung nach sich ziehen, außerdem besteht ein erhöhtes Risiko für vorzeitige Wehen oder eine Fehlgeburt.

Derartige Komplikationen können auftreten, wenn die bakterielle Entzündung nicht bemerkt wird, weil sie keine Beschwerden hervorruft. Man spricht in diesen Fällen von einer asymptomatischen Bakteriurie.

Um dem vorzubeugen, wird gemäß der in Deutschland geltenden Mutterschafts-Richtlinie bei jeder Vorsorgeuntersuchung in der Schwangerschaft auch ein Urintest gemacht.

Nimmst du die Vorsorgetermine regelmäßig wahr, lässt sich das Risiko auf eine Folgeerkrankung also deutlich verringern.


Antibiotika oder Hausmittel: Was hilft bei einer Zystitis in der Schwangerschaft?

Bei einer Blasenentzündung – ganz gleich ob mit oder ohne erkennbare Beschwerden – empfehlen Ärzte die Einnahme eines Antibiotikums, um Komplikationen vorzubeugen. Dabei werden Mittel verordnet, die auch in der Schwangerschaft unbedenklich sind.

: was ist erlaubt?

Folgende Maßnahmen kannst du zusätzlich ergreifen, um ein schnelles Ausheilen der Entzündung zu unterstützen:

  • Viel trinken (mindestens 2 Liter pro Tag), möglichst Wasser und ungesüßte Tees
  • Häufig zur Toilette gehen, um die Keime auszuspülen
  • Warmhalten mit Wärmflasche oder Körnerkissen entkrampft die Blasenmuskulatur und kann die Schmerzen lindern
  • Ausruhen und Entspannen
: Wichtig!
Medikamente in der Schwangerschaft

Nicht alle Arzneimittel eignen sich zur Anwendung in der Schwangerschaft. Das gilt auch für nicht verschreibungspflichtige Präparate. Falls du unsicher bist, welche Mittel in Schwangerschaft und Stillzeit geeignet sind, kannst du dich auf embryotox.de über Arzneimittel und Wirkstoffe sowie ggfs. besser geeignete Alternativen informieren.

Schwangere können sich auf dem vom Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie betriebenen Portal an der Berliner Charité auch individuell zu Arzneimitteln beraten lassen.


So kannst du einer Blasenentzündung vorbeugen

Eine Blasenentzündung kann zwar jederzeit wieder auftreten, dennoch kannst du einiges dafür tun, den Bakterien möglichst wenig Chancen zur Ausbreitung zu geben:

  • Ausreichend trinken: Täglich mindestens 1 bis 1,5 Liter Wasser und ungezuckerte Getränke.
  • Toilettengänge nicht verschieben: Durch häufiges Wasserlassen können Bakterien leichter ausgeschwemmt werden.
  • Richtige Wischtechnik: Von vorne nach hinten.
  • Safer Sex: Kondome schützen vor krankheitserregenden Keimen.
  • Angemessene Intimhygiene: Warmes Wasser reicht bei regelmäßiger Reinigung aus. Seifen und Spülungen können den natürlichen Säureschutzmantel der Haut angreifen und das Eindringen von Bakterien begünstigen.
  • Füße und Unterleib warmhalten: Auch wenn uns die Warnungen unserer Mütter noch im Ohr klingeln – sie hatten Recht. Das Sitzen auf kalten Untergründen, zu dünne Hosen, Röcke und Schuhe erhöhen das Risiko für eine unangenehme Blasenentzündung.

Zuweilen werden auch Cranberry-Präparate zur Vorbeugung von Blasenentzündungen empfohlen. Deren Wirksamkeit ist jedoch – ganz gleich ob als Saft oder Dragees – wissenschaftlich nicht bestätigt.

Quellen

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