Was ist eine Cerclage?
Der Begriff Cerclage kommt aus dem Französischen, Zervixcerclage bedeutet übersetzt Gebärmutterumschlingung.
In den meisten Fällen kommt das Verfahren nach McDonald zur Anwendung. Dabei wird in einer Operation unter Vollnarkose ein Kunststofffaden oder -bändchen um den Gebärmutterhals gelegt und ähnlich wie ein Turnbeutel zugezogen, um den Muttermund zu stabilisieren.

© Bigstock/ Betty Betty
In einigen Fällen wird der Muttermund auch mit einer doppelten Naht komplett verschlossen, man spricht dann von einem frühen totalen Muttermundverschluss (FTMV).
Der Eingriff galt bis in die 1980er Jahre – oft ohne klare Evidenz – als Allheilmittel, um drohenden Früh- oder Fehlgeburten vorzubeugen. Mittlerweile ist die Cerclage-OP umstritten und wird deutlich seltener durchgeführt.
Wann wird eine Cerclage gemacht?
Nach aktuellem Kenntnisstand ist eine Cerclage allenfalls in drei Fällen angeraten bzw. wirksam:
- Bei einer Zervixinsuffizienz (Muttermundschwäche), wenn eine oder mehr Frühgeburten oder Spätaborte vorausgegangen sind und es sich um eine Einlingsschwangerschaft handelt
- bei Einlings- oder Mehrlingsschwangerschaften nach mehreren Früh- oder Fehlgeburten (prophylaktische Cerclage)
- bei einer ausgeprägten Muttermundschwäche, wenn die Fruchtblase im zweiten Schwangerschaftstrimester bei einer Untersuchung mit dem Spekulum bereits in Muttermund oder Scheide sichtbar ist (Notfallcerclage).
Die Operation sollte möglichst früh erfolgen, idealerweise zwischen der 12. und 16. Schwangerschaftswoche. Eine Notfallcerclage kann noch bis zur 28. SSW gelegt werden.
Bei bestehenden Infektionen (z.B. einer Gebärmutterhalsentzündung oder bakteriellen Vaginose), bei Blutungen, falls bereits ein Blasensprung erfolgt ist oder Wehen eingesetzt haben, kann die Cerclage nicht vorgenommen werden.
Bei länger anhaltenden oder starken Beschwerden oder falls vorzeitige Wehen auftreten, ist sofort ein Arzt aufzusuchen.
Auf Geschlechtsverkehr sollte mindestens eine Woche verzichtet werden. Zur Vorbeugung vor Infektionen empfiehlt sich die Verwendung von Kondomen.
Generell gilt der Gebärmutterverschluss nur dann als erfolgversprechend, wenn sich die Schwangere anschließend schont. Körperliche Belastungen sind unbedingt zu vermeiden, zuweilen verordnet der Arzt auch, bis zum Geburtstermin zu liegen.
Wann wird der Gebärmutterverschluss wieder entfernt?
Das Lösen der Cerclage erfolgt meist um die 37. SSW, bis zu diesem Zeitpunkt sind alle Organe des Kindes voll entwickelt. Sollte es vorab zu einem Blasensprung oder Wehen kommen, muss der Verschluss der Gebärmutter unverzüglich entfernt werden. Das gilt auch beim Auftreten von Infektionen oder einer Trübung des Fruchtwassers.
Der Eingriff wird ambulant unter örtlicher Betäubung vorgenommen.
Grundsätzlich ist eine natürliche Geburt möglich. Die Eröffnungsphase kann länger dauern, da sich der Muttermund nach einer Cerclage langsamer als üblich dehnt.
In der Regel empfiehlt der Arzt eine mehrtägige stationäre Beobachtung nach der Operation.
Gibt es Alternativen zur Cerclage?
Viel diskutiert wird in medizinischen Fachkreisen, ob ein Zervix-Pessar eine Alternative zur Cerclage darstellen kann. Die Pessartherapie erspart der Patientin Operation und stationären Klinikaufenthalt, das Einsetzen der Silikonkappe zur Stabilisierung des Muttermunds ist jedoch nicht ganz einfach.
Während 2012 eine groß angelegte klinische Studie zu dem Ergebnis kam, dass die Pessar-Einlage bei Frauen mit Zervixinsuffizienz das Risiko von Frühgeburten wesentlich senken kann, konnten andere Untersuchungen entsprechend positive Effekte nicht bestätigen.
Stattdessen kann bei Einlings- und Mehrlingsschwangerschaften nach vorausgegangenen Früh- oder Fehlgeburten die Anwendung mit Progesteron – in Kapselform oder als vaginales Gel – in Betracht gezogen werden. Inwiefern die Progesterontherapie bei einer Gebärmutterhals-Verkürzung indiziert ist, hängt von der Zervixlänge ab.
Welche Methode die größten Erfolgsaussichten zur Vermeidung einer Fehl- oder Frühgeburt verspricht, entscheidet der behandelnde Gynäkologe unter Berücksichtigung der individuellen Indikation der Patientin. In einigen Fällen kann auch die Kombination von Cerclage und Progesteron angeraten sein.