Was ist das Couvade-Syndrom?
Das Couvade-Syndrom bezeichnet eine Form der Scheinschwangerschaft. Hierbei bemerken Partner von schwangeren Frauen typische Schwangerschaftsbeschwerden an sich selbst.
Übrigens: Beim Couvade-Syndrom handelt es sich nicht um eine anerkannte medizinische Diagnose.
Schätzungen zufolge erleben 20 bis 50 Prozent der werdenden Väter körperliche sowie psychische Symptome wie:
- Übelkeit und Erbrechen
- Sodbrennen
- Rückenschmerzen
- Schlaflosigkeit
- Stimmungsschwankungen
- Gewichtszunahme
Dass viele Männer während der Schwangerschaft ihrer Partnerin zunehmen, ist schon lange bekannt. Laut einer Untersuchung der St. George’s University of London legen Männer im Schnitt vier Kilo zu.
Meistens treten diese Beschwerden vor allem in der Frühschwangerschaft sowie einige Wochen vor der Geburt auf. Nach der Geburt legen sich die Beschwerden wieder.
Woher kommt der Begriff?
Der Begriff „couver“ (französischen: ausbrüten) bezeichnet Rituale von einigen Kulturen, mit denen sich der Vater auf die Geburt des Kindes vorbereitet. In diesen Ritualen ahmt der Vater bestimmte Symptome der Schwangerschaft und Geburt (zum Beispiel die Wehen) rituell nach. So soll die Beziehung zwischen Vater und Kind gestärkt und betont werden.
Der Begriff wurde von Psychologen übernommen, um eine Art der „Co-Schwangerschaft“ zu bezeichnen. Im Unterschied zu den Ritualen ahmen die Männer beim Couvade-Syndrom die Schwangerschaftsbeschwerden aber nicht vorsätzlich nach.
Hormonelle Veränderungen als „Brutpflege“
Einige kleinere Untersuchungen haben bewiesen, dass sich bei Männern während der Schwangerschaft ihrer Partnerin auch einige Hormonwerte verändern können. Zum Beispiel steigen manchmal die Prolaktin- und Östrogen-Werte, sowie der Cortisol-Spiegel in geringen Mengen.
Oft wird vermutet, dass es sich hierbei um ein biologisches Programm handelt – eine Art „Brutpflege“. Die hormonellen Veränderungen sollen bei Männern ein fürsorglicheres Verhalten bewirken.
Das sind aber lediglich Vermutungen – wissenschaftlich erwiesen sind diese Annahmen nicht.
Ursache des Couvade-Syndroms
Die Ursachen des Couvade-Syndroms sind noch recht unerforscht. Wie es zum Beispiel zu hormonellen Veränderungen beim Partner von Schwangeren kommt, ist nicht geklärt. Es wird vermutet, dass hier die Psyche Auswirkungen auf den Hormonspiegel haben kann. Denn: Auch für Männer ist die Schwangerschaft eine besondere Zeit mit vielen Veränderungen, Stress und Co.
Die Psychologen der St. George’s University of London vermuten, dass durch die Schwangerschaft bestimmte Signalstoffe (Pheromone) ausgeschüttet werden. Diese Signalstoffe der Mutter können sich auf den Hormonhaushalt des Partners auswirken und so das Brutpflegeverhalten auslösen.
Couvade-Syndrom – Ist es nur psychosomatisch?
Einige Experten vermuten, dass es sich beim Couvade-Syndrom lediglich um psychosomatische Beschwerden handelt. Männer würden die Schwangerschaftsbeschwerden also unbewusst nachahmen.
Es könnte sich hierbei um den unterbewussten Wunsch handeln, an der Schwangerschaft aktiver beteiligt zu sein. Als weitere mögliche Gründe werden auch hier die Veränderungen durch die Schwangerschaft (neue Lebensumstände) sowie möglicher Neid auf die Rolle der Schwangeren („Gebärneid“) genannt. Auch hierbei handelt es sich um Vermutungen.
Was können Männer tun?
Die Beschwerden des Couvade-Syndroms verschwinden nach der Geburt des Kindes von alleine wieder. Männer müssen also gar nichts tun. Eine Behandlungsmethode gibt es auch gar nicht.
Übrigens: Die Wissenschaftler der St. George’s University of London vermuten, dass das Couvade-Syndrom dazu beitragen könnte, dass Väter eine besonders enge Beziehung zu ihrem Kind aufbauen. Also könnte die Co-Schwangerschaft sogar positive Auswirkungen haben.