Durchfall in der Schwangerschaft: Wann wird es gefährlich?

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Durchfall in der Schwangerschaft ist keine sehr typische Schwangerschaftsbeschwerde. Dennoch muss das nichts Schlimmes bedeuten. Was hinter der Diarrhö steckt und was dir jetzt hilft, liest du hier.

Durchfall in der Schwangerschaft

Durchfall ist kein typisches Schwangerschaftssymptom. Schwangere leiden eher unter Verstopfung, daher sollte man eine Durchfallerkrankung nicht auf die leichte Schulter nehmen.

: gut zu wissen
Habe ich Durchfall oder normalen Stuhlgang?

Von Durchfall spricht man, wenn man öfters als drei Mal pro Tag Stuhlgang hat, der hauptsächlich aus Wasser besteht, also sehr breiig oder flüssig ist.

Allerdings ist der „normale“ Stuhlgang von Mensch zu Mensch unterschiedlich, ein häufiger Stuhldrang muss also noch nicht zwingend auf eine Durchfallerkrankung hinweisen. Wenn du aber das Gefühl hast, dass du häufiger auf die Toilette musst als normalerweise, kann es sein, dass du unter Diarrhoe leidest.

Ursachen für Durchfall in der Schwangerschaft

Um die richtige Behandlung zu wählen, ist es wichtig, dass du erst einmal herausfindest, warum du unter den Verdauungsproblemen leidest. Folgende Ursachen sind am häufigsten bei Schwangeren:

#1 Durchfall in der Frühschwangerschaft

In vielen Fällen ist der Grund für Durchfall in der Schwangerschaft eine Ernährungsumstellung.

Viele Frauen ernähren sich bewusst gesünder, wenn sie erfahren, dass sie schwanger sind, um ihr Kind optimal zu versorgen. Der Magen-Darm-Trakt ist mehr Ballaststoffen ausgesetzt und kann darauf mit Durchfall in der Frühschwangerschaft reagieren.

Du musst deshalb aber keineswegs auf Vollkornprodukte und andere ballaststoffreiche Nahrungsmittel verzichten. Im Gegenteil: Dein Baby braucht die Nährstoffe und der Durchfall durch die Ernährungsumstellung ist meist nach ein paar Tagen wieder verschwunden.

#2 Durchfall im zweiten Trimester

Eine Schwangerschaft ist auch eine Zeit, die mit vielen körperlichen Veränderungen verbunden ist. In Stresssituationen wird das Stresshormon Cortisol freigesetzt und der Körper zieht Energie vom Margen-Darm-Trakt ab und leitet sie in die Muskulatur und das Herz.

Prof. Peter Falkai von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) erklärt:

„Für die organischen Reaktionen ist mehr oder weniger egal, um was für eine Belastung es sich handelt – beruflicher Stress, Reiseaufregung oder ein Trauerfall. Je unvorhergesehener ein Ereignis ist, umso stärker muss die Reaktion des Körpers sein.“

Durchfall in der Schwangerschaft kann also eine Stressreaktion deines Körpers sein oder ein Zeichen, wie du mit psychischen Belastungen wie Ängsten oder Sorgen umgehst.

Tipp: Versuche herauszufinden, was dich besonders belastet und verringere dann dein Stresslevel. Wenn du das Gefühl hast, dass dich deine Schwangerschaft und deine zukünftige Rolle als Mutter überfordern könnte, kannst du dir psychologische Hilfe suchen.

#3 Durchfall im dritten Trimester: Anzeichen für die Geburt?

In den letzten Schwangerschaftswochen kann das Gewicht deines Kindes auf deinen Darm drücken und so Verdauungsprobleme auslösen. Manche Schwangere bekommen auch mit dem Beginn der Wehen leichten Durchfall. In der Schwangerschaft kann Durchfall also ein Vorbote der Geburt sein.

Mehr Geburtsanzeichen findest du in diesem Artikel

#4 Weitere Ursachen für Durchfall in der Schwangerschaft

Abgesehen von einer Ernährungsumstellung oder Stress können verdorbene Lebensmittel, Unverträglichkeiten, Allergien oder ein Magen-Darm-Virus die Ursache für Durchfall sein. Das ist meist nicht weiter gefährlich.

Vorsicht sollte bei dem Verdacht einer Salmonelleninfektion gelten! Wenn du dir nicht sicher bist, solltest du einen Arzt um Rat fragen.

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Magnesium in der Schwangerschaft

Viele Schwangere nehmen Magnesium-Präparate. Allerdings kann Magnesium Wasser aus dem Darm ziehen, was zu Durchfall führen kann.

Hier erfährst du mehr zu Magnesium in der Schwangerschaft

Was hilft bei Durchfall in der Schwangerschaft?

In den meisten Fällen reicht es aus, auf die gleichen Dinge zu achten wie vor der Schwangerschaft. Es empfiehlt sich aber auf Medikamente zu verzichten und stattdessen auf bewährte Hausmittel zu setzen:

Durchfall Schwangerschaft: Hausmittel

  1. Ausreichend trinken
    Da dein Körper durch den ständigen Flüssigkeitsverlust dehydriert ist, ist es wichtig viel zu trinken – am besten bis zu drei Liter pro Tag. So verhinderst du auch eine Mineralien-Unterversorgung deines Ungeborenen.
  2. Auf Schonkost setzen
    Zwieback oder eine klare Hühnersuppe mit einer Scheibe Toastbrot: Um deinen Magen-Darm-Trackt zu entlasten, kannst du bei Durchfall in der Schwangerschaft auf die altbewährte Schonkost aus Kindertagen zurückgreifen.
  3. Fenchel- oder Kamillentee
    Fenchel-und Kamillentee beruhigen den Magen/Darm Trakt und wirken entblähend. Außerdem sind sie gut für die gereizte Magenschleimhaut.
  4. Stopfende Lebensmittel essen
    Geriebene Lebensmittel wie Bananen, Möhren oder Äpfel haben eine stopfende Wirkung und machen deinen Stuhl wieder fester.
  5. Salze aufnehmen
    Die beliebten Salzstangen als Allheilmittel bei Durchfall haben leider nur einen sehr niedrigen Natriumgehalt. Um verlorene Salze durch den Durchfall in der Schwangerschaft wieder aufzunehmen, kannst du lieber Zwieback oder ungewürztes Knäckebrot essen oder Gemüsebrühe trinken. .

Diese Lebensmittel solltest du vermeiden

  1. Blähende Lebensmittel: Hülsenfrüchte oder Kohl blähen deinen Darm nur unnötig und reizen zusätzlich. Vermeide diese Lebensmittel jetzt.
  2. Kaffee kann den Flüssigkeitsverlust nur noch mehr begünstigen und hat eine abführende Wirkung.
  3. Säurehaltiges Obst: Verzichte auf säurehaltiges Obst wie Zitronen, Orangen, Kiwi oder Ananas, da diese die angegriffenen Schleimhäute noch zusätzlich reizen können.

(Erneutem) Durchfall in der Schwangerschaft vorbeugen

Dos & Dont's

Bauchmassagen nach dem Essen fördern die Verdauung.
Vermeide Kohlensäure. Greif Lieber zu stillen Getränken.
Ruhige, lange Nächte tuen deinem Verdauungssystem gut, Stress dagegen nicht.
Müsli und Vollkornprodukte stopfen und sind gesund.

Welche Medikamente sind gegen Durchfall in der Schwangerschaft erlaubt?

Zwar gibt es frei verkäufliche Medikamente gegen Durchfall, Schwangere sollten sie aber nie ohne Absprache mit ihrem Arzt einnehmen. Die Deutsche Apotheker Zeitung warnt ausdrücklich: Gerade bei sogenannten Antidiarrhoika, die die Darmbewegungen regulieren, solltest du besonders vorsichtig sein.

Nimm keine Präparate ohne Absprache mit deinem Arzt ein, sondern greife lieber auf natürliche Hausmittel gegen Durchfall zurück.

Durchfall & Schwangerschaft: Gefahren für Mutter und Baby

In der Regel ist Durchfall in der Schwangerschaft ungefährlich für das Ungeborene. Kritisch wird es bei schwerem Durchfall. Achte daher auf folgende Anzeichen und kontaktiere bei dem Verdacht auf eine schwere Durchfallerkrankung sofort deinen Arzt oder deine Ärztin:

Gefahren für die Mutter

#1 Dehydrierung
Kritisch wird es, wenn der Durchfall über mehrere Tage anhält, da er dann zu einem starken Flüssigkeitsverlust und im schlimmsten Fall zu einer Dehydrierung führt. Es fehlen dem Körper wichtige Mineralien, wie etwa Kalium, was für Mutter und Kind gefährlich werden kann.

Der Berufsverband Deutscher Internisten warnt außerdem vor einem erhöhten Thrombose-Risiko durch den Flüssigkeitsverlust, sowie vor der Gefahr von Nierenversagen. Um eine Dehydrierung zu verhindern, solltest du zwei bis drei Liter Wasser am Tag trinken.

#2 Medikamente bei chronischen Krankheiten
Vorsicht ist außerdem geboten, wenn du wegen anderer Krankheiten Medikamente einnehmen musst. Durchfall in der Schwangerschaft führt nämlich dazu, dass viele oral eingenommenen Medikamente ausgeschieden werden, bevor sie wirken können.

Gefahren für das Baby

#1 Listeriose / Salmonellen
Hast du den Verdacht, dass der Durchfall durch eine Infektion ausgelöst wurde, solltest du schnellstmöglichst einen Arzt aufsuchen. Vor allem eine Infektion mit Listeriose und Salmonellen können für Mutter und Kind lebensgefährlich sein.

Laut des Robert Koch-Instituts äußert sich eine Listeriose durch grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Muskelschmerzen aber auch Erbrechen und Durchfall. Wird die Infektion auf das Baby übertragen, kann das zu Früh- oder Totgeburten führen. Gleiches gilt bei einer Salmonellen-Infektion.

#2 Bakterielle Vaginose
Achte bei Durchfall in der Schwangerschaft besonders auf deine Intimhygiene. Kommen Durchfallerreger in das Scheidenmilieu, können sie eine bakterielle Vaginose auslösen, die zu einem vorzeitigen Blasensprung, Frühwehen oder sogar einer Frühgeburt führen kann. Po-Abwischen immer nur von vorne nach hinten!

Durchfall Schwangerschaft: Dann solltest du zum Arzt

Dauert der Durchfall länger als drei Tage an und tritt in Verbindung mit anderen Symptomen wie Fieber, Blut im Stuhl oder Kreislaufbeschwerden auf, solltest du deinen Arzt oder deine Ärztin aufsuchen.

Quellen