In diesem Artikel:
- Ursachen & Risikofaktoren
- Wie hoch sollte der Eisenwert in der Schwangerschaft sein?
- Welcher Wert ist in der Schwangerschaft kritisch?
- Wie viel Eisen pro Tag brauche ich?
- Kann man zu viel Eisen zu sich nehmen?
- Symptome erkennen: Wie äußert sich Eisenmangel?
- Befund: Wie wird der Eisenmangel festgestellt?
- Risiken & Folgen für Kind und Mutter
- Was hilft am besten gegen den Mangel?
- Eisenhaltige Lebensmittel
- Welche Eisenpräparate in der Schwangerschaft?
- Eiseninfusion in der Schwangerschaft
- Quellen
Häufige Ursache: Erhöhter Eisenbedarf in der Schwangerschaft
Der Körper versorgt in der Schwangerschaft vorrangig das Baby und erst zweitrangig die Mutter mit Eisen. Da kommt es schnell zu einem Eisenmangel. Schwangerschaft erfordert daher eine erhöhte Eisenzufuhr, denn eine Schwangerschaft kann zu einem Mangel an Folsäure führen.
Folsäure wird dazu benötigt, rote Blutkörperchen zu bilden und das Wachstum von Zellen zu fördern. Eine Knappheit an Folsäure führt dann wiederum zum Eisenmangel. Zusätzlich steigt in der Schwangerschaft der Eisenbedarf des Körpers um etwa das Doppelte an, da das Blutvolumen von schwangeren Frauen um bis zu 50 Prozent erhöht ist.
Weitere Ursachen für einen Eisenmangel in der Schwangerschaft sind:
- Geringe Eisenzufuhr
Eisen wird vor allem durch Nahrung aufgenommen. Welche Nahrungsmittel besonders viel Eisen enthalten liest du in diesem Abschnitt des Artikels. - Blutverlust
Frauen haben während ihrer Periode oft einen Eisenmangel. Schwangerschaft schließt das natürlich aus, allerdings können auch innere Blutungen aufgrund von gynäkologischen Erkrankungen wie Tumore oder Zysten eine Ursache sein. - Mangelnde Aufnahme durch den Magen-Darm-Trakt
Teilweise kann der Magen-Darm-Trakt das Eisen nicht richtig aufnehmen, zum Beispiel aufgrund eines Magengeschwürs oder Durchfall.
Wie hoch sollte der Eisenwert in der Schwangerschaft sein?
Zeitpunkt in der Schwangerschaft | Normaler Eisenwert |
vor der 12. SSW | ca. 37 – 165 µg/dl |
ab der 12. SSW | 42 – 177 µg/dl |
am Geburtstermin | 25 – 137 µg/dl |
ca. 6 Wochen nach der Geburt | 16 – 150 µg/dl |
Welcher Eisenwert ist in der Schwangerschaft kritisch?
Während der Schwangerschaft sinkt der Hämoglobin-Wert im Normalfall ab. Zu Beginn und gegen Ende der Schwangerschaft ist ein Wert von mehr als 11 Gramm pro Deziliter normal. Zwischen der vierten und sechsten Schwangerschaftswoche kann der Wert sogar auf 10,5 Gramm pro Deziliter sinken. Kritisch wird es erst, wenn die Werte darunter liegen. Dann wird auch der tatsächliche Eisenwert im Blut gemessen.
Manchmal ist auch der Hämoglobin-Wert normal, aber der Eisenspeicher ist leer. In dem Fall spricht man von einer latenten Blutarmut. Da du aber während der Schwangerschaft mehrmals deinen Eisenwert untersuchen lassen wirst, wird ein Eisenmangel meist frühzeitig entdeckt. Dein Arzt wird dann eine individuelle Therapie festlegen.
Übersichtstabelle: Eisenbedarf pro Tag
Frauenärzte empfehlen zur Deckung des täglichens Eisenbedarf für Schwangere etwa 30 Milligramm Eisen pro Tag. Das ist deutlich mehr als der Durchschnitt:
Frauen | 12 Gramm Eisen / Tag |
Frauen während ihrer Periode | 15 Gramm Eisen / Tag |
Männer | 10 Gramm Eisen / Tag |
Kinder | 8 – 10 Gramm Eisen / Tag |
Kommt es in der Schwangerschaft oft zu einem Eisenmangel?
Ein Eisenmangel in der Schwangerschaft ist eine häufige Beschwerde: Laut Studien leiden je nach Herkunftsland zwischen 23 und 52 Prozent aller Schwangeren an Eisenmangelanämie.
Zum Vergleich: Etwa 10 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter haben eine Eisenunterversorgung, dagegen nur circa 4 Prozent der Männer.
Eisenüberschuss: Ist ein zu hoher Eisengehalt in der Schwangerschaft gefährlich?
Bei Eisen zieht sich eine feine Linie zwischen notwendiger Zufuhr und schädlicher Dosis. In Deutschland gibt es laut Vera-Studie fast genauso viele Menschen mit einem Eisenmangel, wie Menschen mit einer Eisenbelastung. Daher kann es auch sein, dass Frauen während der Schwangerschaft zu viel Eisen zu sich nehmen. Das passiert vor allem, wenn man die Zufuhr selbstständig dosiert. Daher ist es wichtig, dass dein Arzt, die notwendige Menge vorschreibt.
Ein zu hoher Eisengehalt steigert das Risiko einen Herzinfarkt zu erleiden und kann sogar das Krebsrisiko erhöhen.
Schwangerschaft: Eisenmangel Symptome
Es gibt ein paar Symptome für einen Eisenmangel. Schwangerschaft kann ebenfalls zu Beschwerden führen, die sich mit den Anzeichen decken können.
Diese Eisenmangel-Symptome können auftreten:
- Intensive Müdigkeit
- Schwindel und Kopfschmerzen
- Depression
- Brüchige Fingernägel
- Atemnot
- Brustschmerzen
- Sehprobleme
- Schwächegefühl / schnelle Erschöpfung
- Reizbarkeit
- Herzrasen
- Restless Leg Syndrom (unruhige Beine)
- Schlafstörungen
Solltest du diese Symptome bemerken und einen Eisenmangel vermuten, dann lass dich bei deinem Arzt untersuchen. Dieser kann anhand eines Blutbildes feststellen, ob du wirklich an einem Eisenmangel leidest.
Wie stelle ich einen Eisenmangel fest?
Anhand des Hb-Werts (Hb steht für „Hämoglobin“) zeigt sich ein Eisenmangel. Schwangerschaft oder nicht: Deine Frauenärztin kann bei der Blutabnahme feststellen, ob dein Hb-Wert noch im Normalbereich ist.
Der Hb-Wert ist nicht der eigentliche Eisenwert, gibt aber Hinweise darauf, wie gut der Körper mit Eisen versorgt ist. Der eigentliche Wert wird mit etwas mehr Aufwand ermittelt und mit dem chemischen Zeichen „Fe“ angegeben.
Wichtig: Einen Eisenmangel-Test kann nur ein Arzt durchführen. Diese Werte sind normal:
- Normalwert für Hb (Hämoglobinwert) bei Frauen
12-16 Gramm pro Deziliter Blut - Normalwert für Fe (Eisenwert)
10-200 Mikrogramm pro Liter Blut
Schwangerschaft: Risiken & Folgen von Eisenmangel
Der Körper braucht Eisen für die Blutbildung, genauer zur Bildung der roten Blutkörperchen (sogenannten Hämoglobine), die dazu beitragen, Sauerstoff zur Lunge zu transportieren.
Wird der Körper schlechter mit Sauerstoff versorgt, liegt es wahrscheinlich an einem Eisenmangel. Schwangerschaft ist eine besonders kritische Zeit. Fehlt Eisen, kann es dazu führen, dass die Plazenta mit nicht genug Sauerstoff versorgt wird, was wiederum das Baby gefährdet. Daher ist ein niedriger Eisenwert in der Schwangerschaft ernst zu nehmen.
Diese Risiken kann ein Eisenmangel in der Schwangerschaft für Kind und Mutter haben:
Welche Auswirkungen kann Eisenmangel auf mein Baby haben?
- Frühgeburt
- unzureichende Gehirnentwicklung mit Langzeitfolgen
- Niedriges Geburtsgewicht
- Fehlgeburt / stille Geburt
- Wachstumsverzögerung
- erhöhte Neugeborenen-Sterblichkeit
Welche Auswirkungen kann Eisenmangel für die Mutter haben?
- Müdigkeit
- Störung bei der Milchbildung
- Gereiztheit und Depressionen (während der Schwangerschaft)
- Erhöhtes Risiko für postnatale Depressionen
- erhöhter Blutverlust während der Geburt
Prävention: Was hilft am besten gegen Eisenmangel?
Wer noch nicht anämisch ist, also unter schwerer Blutarmut leidet, kann versuchen, seinen Eisenbedarf mit eisenhaltigen Lebensmitteln zu decken. Auch eisenhaltige Säfte können dir dabei helfen, deinen Eisengehalt zu decken. Die Eisenaufnahme fällt deinem Körper am leichtesten, wenn es in Kombination mit einem anderen Vitamin entsteht.
Im Video gibt Hebamme Sandra Schneider wichtige Tipps, wie du durch die richtige Ernährung einem Eisenmangel in der Schwangerschaft vorbeugen kannst.
Richtige Ernährung: Eisenhaltige Lebensmittel
- mageres rotes Fleisch
- Eier
- Fisch und Schalentiere
- Hülsenfrüchte
- Nüsse
- Vollkornprodukte, wie Hirse und Haferflocken
getrocknete Früchte, vor allem Aprikosen - rote Säfte, wie Trauben-, Kirsch- und Rote Bete-Saft
- Gemüse, wie Spinat, Brokkoli, Erbsen, Bohnen, Fenchel und Rote Rüben
Eisenhaltige Säfte
Bestimmte Säfte können dir helfen deinen Eisenwert aufzubessern. Du kannst sie entweder selbst pressen oder im Supermarkt kaufen.
Eisenhaltige Säfte: Eisengehalt in mg pro 300 ml
- Karottensaft 6,3 mg
- Johannisbeersaft (schwarz) 3,6 mg
- Rote Beete-Saft 2,8 mg
- Johannisbeersaft (rot) 2,7 mg
- Erdbeeren 2,9 mg
- Sellerie 1,5 mg
- Orangen 1,2 mg
Präparate: Welche Eisenpräparate in der Schwangerschaft?
Sollte es nicht möglich sein, den Eisenmangel in der Schwangerschaft durch die Ernährung zu decken, dann ist die Einnahme von Eisenpräparaten nötig.
Wichtig: Die Dosierung sollte unbedingt ein Arzt festlegen! Meist wird eine nüchterne Einnahme empfohlen, also noch vor dem Frühstück, wenn du aber Magenschmerzen oder Krämpfe als Nebenwirkungen bemerkst, empfiehlt die Apothekerin Beatrix Meister die Eisentablette abends zwei Stunden nach dem Essen zu nehmen oder nach Absprache mit dem Arzt zu wechseln.
Mögliche Nebenwirkungen von Eisentabletten sind unter anderem verfärbter, schwarzer Stuhl, Magenbeschwerden, Verstopfung und Übelkeit. Für viele Frauen sind flüssige Eisenpräparate besser verdaulich als Kapseln oder Tabletten. Sprich mit deinem Arzt die beste Therapiemethode ab.
Eiseninfusion in der Schwangerschaft
Meist ist eine Eiseninfusion in der Schwangerschaft nicht nötig und nur der letzte Therapie-Schritt. In folgenden Fällen kann dein Arzt eine Eiseninfusion vorschlagen:
- Wenn du auf die Eisenpräparate nicht ansprichst oder sie nicht verträgst
- Bei einem hg-Gehalt von weniger als 90 g/l
- Wenn der Zeitpunkt eine schnelle Behandlung nötig macht, zum Beispiel kurz vor der Geburt
- Selten auch bei geringerer Anämie oder bei einem Eisenmangel ohne Blutarmut
Allerdings ist diese Therapie laut der Pharmazeutischen Zeitung auch umstritten, da sie die Gefahr einer Eisenüberlastung birgt und so Leber, Herz, Gehirn und Muskeln schädigen kann. Daher solltest du eine Eiseninfusion ausschließlich in Rücksprache mit deinem Arzt planen.