In diesem Artikel
- Wie läuft eine Eizellenspende ab?
- Für wen ist eine Eizellenspende sinnvoll?
- Die rechtliche Situation in Deutschland
- Die Eizellenspende im Ausland
- Wie viel kostet eine künstliche Befruchtung durch Eizellenspende?
- Wie wird eine Eizellenspenderin ausgewählt?
- Risiken bei einer Schwangerschaft durch eine Eizellenspende
- Schwangerschaft durch Eizellspende: Erfolgsquote
- Wer ist nach der Eizellenspende die Mutter
- Quellen
Eizellenspende: Ablauf
Die Eizellenspende fällt in den Bereich der Reproduktionsmedizin. Bei einer Eizellenspende unterzieht sich eine Spenderin einer hormonellen Therapie mit dem Ziel, dass in ihren Eierstöcken mehrere Eizellen gleichzeitig reifen. Normalerweise wird pro Zyklus nämlich nur eine Eizelle fruchtbar. Durch eine Punktion werden der Spenderin dann reife Eizellen entnommen und künstlich mit den Spermien des Wunschvaters oder Spermienspenders befruchtet. Diese künstliche Befruchtung findet meistens mit einer In-vitro-Fertilisation (IVF) oder einer Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) statt.
Die befruchteten Eizellen werden dann in die Gebärmutter der Empfängerin, also der Frau eingesetzt, die das Kind austragen wird. Die Empfängerin muss davor außerdem eine spezielle hormonale Behandlung erhalten, die zum Beispiel die Durchblutung der Gebärmutterschleimhaut anregt, um optimal auf die Eizellenspende vorbereitet zu sein.
Für wen ist eine Eizellenspende sinnvoll?
Eine Eizellenspende wird meist dann genutzt, wenn eine Frau selbst keine oder keine gesunden Eizellen produzieren kann. Das kann zum Beispiel aufgrund einer Erkrankung oder wegen hohem Alter der Fall sein. Damit eine Eizellenspende auch erfolgreich sein kann, braucht die Frau allerdings eine gesunde Gebärmutter.
Die rechtliche Situation in Deutschland
In Deutschland ist die Eizellenspende durch das Embryonenschutzgesetz (ESchG § 1 Abs. 1) verboten. Ein Verstoß wird mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe bestraft. Auch in Ländern wie Norwegen, Schweden, Österreich und der Schweiz ist eine Eizellspende verboten.
Oft wird das durch ethische Gründe erklärt. In der ZDF-Reportage „Das Kind der Anderen – Tabu der Eizellenspende“, die 2013 lief, äußerte Rechtsanwältin und Mitglied im deutschen Ethikrat Ulrike Riedel bedenken. Eine Eizellspende sei immer noch ein hormoneller und chirurgischer Eingriff, der im Extremfall sogar zur Unfruchtbarkeit bei der Spenderin führen könne. Außerdem denkt Riedl, dass die Eizellenspende sehr an Ausbeutung grenzt. Denn viele Frauen würden nur aus Geldnot ihre Eizellen verkaufen.
Die Eizellenspende im Ausland
Prof. Dr. Jochen Taupitz, der Vorsitzende der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer (ZEKO), erklärt, dass deutsche Frauen dieses Verbot allerdings leicht umgehen können, indem sie die künstliche Befruchtung durch Eizellenspende im Ausland durchführen lassen.
In Ländern wie Großbritannien, Tschechien, Polen, Belgien und Spanien ist die Eizellenspende nämlich erlaubt. Paare mit Kinderwusch können die künstliche Befruchtung mit Eizellspende also im Ausland durchführen lassen. Taupitz merkt jedoch auch an, dass die Beihilfe und Anstiftung zu einer Eizellenspende im Ausland auch strafbar ist: „(…) Wenn ein Fortpflanzungsmediziner in Deutschland seiner Patientin den konkreten Rat gibt, eine bestimmte Klinik im Ausland zum Zweck der Eizellspende aufzusuchen“ oder „wenn er vorbereitende medizinische Untersuchungen vornimmt“, mache er sich strafbar.
Eizellenspende Ausland: Bedingungen
In den meisten Ländern gibt es außerdem eine gewisse Altersgrenze. Wenn dieses Alter überschritten wird – meistens ist das Mitte Vierzig – darf keine gespendete Eizelle mehr eingesetzt werden. Außerdem ist in vielen europäischen Ländern eine künstliche Befruchtung durch eine Eizellenspende nur heterosexuellen Paaren erlaubt. Früher mussten diese Paare außerdem verheiratet sein. In Spanien, Großbritannien und Belgien können jedoch auch alleinstehende Frauen eine künstliche Befruchtung mit einer Eizellenspende durchführen lassen. Gleichgeschlechtliche Paare sind immer noch ziemlich benachteiligt.
Wie viel kostet eine künstliche Befruchtung durch Eizellenspende?
Die Kosten für eine Eizellenspende variieren je nach Land, in dem die künstliche Befruchtung durchgeführt wird. In den meisten Ländern kostet der Eingriff aber zwischen 4.000 und 9.000 Euro. Dazu kommen dann auch noch eventuelle Reise-, Wohn, und Verpflegungskosten.
Wie wird eine Eizellenspenderin ausgewählt?
Grundsätzlich können Frauen zwischen 18 und 35 Jahren ihre Eizellen spenden. Bevor eine Eizellenspende jedoch durchgeführt wird, muss die Frau ein langes Auswahlverfahren durchlaufen. Dieses wird meist auf der Seite der jeweiligen Klinik im Detail beschrieben. Normalerweise wird jedoch durch Tests dafür gesorgt, dass die potentielle Spenderin gesund ist. Sie werden zum Beispiel auf sexuell übertragbare Krankheiten, Erbkrankheiten, psychische Erkrankungen und Infektionskrankheiten untersucht. Neben diesen Grundvoraussetzungen wird meist noch auf die maximale Eignung zur späteren Empfängerin der Eizellenspende geachtet: Haar- und Augenfarbe, Größe oder Statur.
Je nach Land, in dem die künstliche Befruchtung durchgeführt wird, erfolgt die Eizellenspende entweder anonym oder nicht-anonym. In Ländern, in denen eine Eizellspende anonym ist, sucht die jeweilige Klinik nach der passenden Spenderin. Bei einer offenen Eizellenspende darf das Paar meist mitentscheiden.
Risiken bei einer Schwangerschaft durch eine Eizellenspende
Eine künstliche Befruchtung mit einer Eizellenspende ist immer mit Risiken verbunden. Diese sind mittlerweile ausgiebig untersucht. Hier findest du einen Überblick:
Risiken für die Empfängerin der Eizellenspende
Eine Studie hat Frauen untersucht, die als Leihmutter mit einer Eizellenspende im Rahmen einer IVF schwanger wurden, aber selbst schon Kinder auf natürlichen Wege geboren haben. Das Ergebnis: Diese Frauen hatten ein höheres Risiko für eine Fehllage des Mutterkuchens (Placenta previa). Außerdem litten diese Frauen eher an Bluthochdruck und Schwangerschaftsdiabetes. Laut einem multidisziplinären Forscherteam verdoppelt eine Eizellenspende im Rahmen einer künstlichen Befruchtung das Risiko für hypertensive Schwangerschaftserkrankungen wie Bluthochdruck oder Leberfunktionsstörungen. Bei Zwillingen oder Mehrlingen, die bei einer Schwangerschaft durch Eizellspende oft vorkommen, verdreifacht sich dieses sogar.
Risiken für das Kind
Die Studie lieferte auch Ergebnisse für Kinder, die aus einer Eizellenspende geboren wurden. Die Kinder hatten erheblich höhere gesundheitliche Risiken im Vergleich zu denen, die die Leihmutter auf natürlichem Weg empfangen hat. Sie waren bei der Geburt zum Beispiel rund 105 Gramm leichter, die Frühgeburtsrate war auf 10,7 Prozent erhöht (normal: 3,1 Prozent) und es traten allgemein häufiger Geburtskomplikationen auf.
Risiken für die Eizellenspenderin
Für die Frauen, die ihre Eizellen spenden, gibt es die üblichen Risiken, die bei jedem chirurgischen Eingriff mit Narkose bestehen. Die Hormonbehandlung vor der Eizellenspende kann außerdem körperlich und psychisch sehr belastend sein.
Schwangerschaft durch Eizellspende: Erfolgsquote
Ob eine künstliche Befruchtung durch eine Eizellenspende erfolgreich ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Das Alter der Spenderin und Empfängerin, die Zahl der eingesetzten Embryos, der Zustand vom Uterus der Mutter können alle ausschlaggebend sein. Letztendlich spielt aber manchmal auch einfach Glück eine große Rolle.
Laut dem Fertility Clinic Success Rates Report lag die Geburtenrate bei einer Schwangerschaft durch eine Eizellenspende für Amerika im Jahr 2016 beispielsweise bei 51 Prozent. In Großbritannien lag die Erfolgsquote für die Jahre 2014-2016 laut der Human Fertilisation and Embryology Authority bei rund 31 Prozent.
Da die Eizellspende in Deutschland verboten ist, lassen sich hierzulande keine konkreten und umfassenden Erfolgsquoten finden.
Wer ist nach der Eizellenspende die Mutter?
Der Gedanke liegt nahe, dass ein Kind, das durch eine Eizellenspende entstanden ist, quasi zwei Mütter hat. Die Spenderin, mit der das Kind genetisch verwandt ist, und die Mutter, die das Kind ausgetragen hat und sich um es sorgen wird.
Oft fragen sich Frauen, die eine künstliche Befruchtung durch eine offene Eizellenspende in Betracht ziehen, deshalb, ob die Spenderin auch Rechte als Mutter geltend machen oder ein Treffen mit dem Kind verlangen kann. Hier ist das Gesetz in Deutschland klar: „Mutter eines Kindes ist die Frau, die es geboren hat.“ (§ 1591 BGB: Mutterschaft). Das heißt, dass die Frau, die das Kind austrägt, im juristischen Sinne auch die alleinige Mutter ist.
Außerdem macht die jeweilige Klinik den Spenderinnen schon vor der Eizellenspende klar, dass sie keinen Anspruch auf das Kind haben. Ob das Kind die Spenderin jemals treffen wird, liegt also im Ermessen der Eltern.
Quellen:
- Sigrid Graumann: Eizellspende und Eizellhandel – Risiken und Belastungen für die betroffenen Frauen. (2008) In: Bockenheimer-Lucius, Gisela; Thorn, Petra; Wendehorst, Christiane (Hrsg.): Umwege zum eigenen Kind. Ethische und rechtliche Herausforderungen an die Reproduktionsmedizin 30 Jahre nach Louise Brown. Göttinger Schriften zum Medizinrecht Band 3: Universitätsverlag Göttingen, S. 175 – 183
- Eva Richter-Kuhlmann: Reproduktionsmedizin: Ein Kind auf Bestellung (2017) In: Archiv des Deutschen Ärzteblatts: https://www.aerzteblatt.de/archiv/187002/Reproduktionsmedizin-Ein-Kind-auf-Bestellung (Letzter Zugriff: April 2019)
- ZDFinfo: Ein Kind durch Eizellspende im Ausland/ ZDFinfo begleitet deutsches Paar nach Spanien. (2013) In: Presseportal https://www.presseportal.de/pm/105413/2400485 (Letzter Zugriff: April 2019)
- Werner Bartens: Die Last der späten Mutterschaft (19.05.2010) In: Onlineausgabe der Süddeutschen Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/wissen/mutter-mit-jahren-die-last-der-spaeten-mutterschaft-1.889182 (Letzter Zugriff: April 2019)
- Irene Woo, et al.: Perinatal outcomes after natural conception versus in vitro fertilization (IVF) in gestational surrogates: a model to evaluate IVF treatment versus maternal effects. (2017) Auf: Fertility and Sterility. https://www.fertstert.org/article/S0015-0282(17)31941-6/fulltext (Letzter Zugriff: April 2019)
- Storgaard M., et. al.: Obstetric and neonatal complications in pregnancies conceived after oocyte donation: a systematic review and meta‐analysis. (2017) Auf: BJOG – An International Journal of Obstetrics and Gynaecology. https://obgyn.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/1471-0528.14257 (Letzter Zugriff: April 2019)
- National Center for Chronic Disease Prevention and Health Promotion (CDC): Assisted Reproductive Technology – Fertility Clinic Success Rates Report (2016) Unter: ftp://ftp.cdc.gov/pub/Publications/art/ART-2016-Clinic-Report-Full.pdf (Letzter Zugriff: April 2019)
- Human Fertilisation and Embryology Authority: Fertility treatment 2014 –2016 Trends and figures (2018) Unter: https://www.hfea.gov.uk/media/2563/hfea-fertility-trends-and-figures-2017-v2.pdf (Letzter Zugriff: April 2019)
- Karin Truscheit: Eizellenspende in Europa. Spanische Gene, deutsche Mutter (04.12.2007) In: Onlineausgabe der Frankfurter Allgemeinen. https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/familie/eizellenspende-in-europa-spanische-gene-deutsche-mutter-1485877.html (Letzter Zugriff: April 2019)
- Bürgerliches Gesetzbuch (BGB): § 1591 BGB: Mutterschaft. Unter: http://www.gesetze-im-internet.de/bgb/__1591.html (Letzter Zugriff: April 2019)