Neben diesen verpflichtenden Routine-Vorsorgeuntersuchungen kannst du freiwillige Zusatzuntersuchungen in Anspruch nehmen. Dazu gehört das Ersttrimesterscreening, auch First-Trimester-Screening oder Ersttrimester-Test genannt.
Beim Ersttrimesterscreening untersucht der Arzt die sogenannte Nackentransparenz deines Babys und überprüft deine Blutwerte.
Aus den Untersuchungsergebnissen und weiteren Risiko-Faktoren – etwa das Alter der Schwangeren, Größe, Gewicht oder Vorerkrankungen – wird eine statistische Wahrscheinlichkeit berechnet, ob das Baby eine Chromosomenstörung oder andere Erkrankungen und Fehlbildungen hat.
Die Treffsicherheit Trisomie 21 zu erkennen, liegt bei etwa 90 Prozent.
Wie aussagekräftig ist das Ersttrimesterscreening?
Das Ersttrimesterscreening kann nur einen ersten Hinweis auf mögliche Erkrankungen oder Fehlbildungen liefern. Es soll eine Entscheidungshilfe für das Veranlassen weiterer Untersuchungen sein. Das Ergebnis ist keine gesicherte Diagnose, sondern beurteilt nur die Höhe des Risikos!
Da sich mit dem Alter der werdenden Mutter auch die Wahrscheinlichkeit einer Chromosomenstörung des Babys statistisch erhöht, empfehlen viele Frauenärzte das Ersttrimesterscreening ab einem Alter von 35 Jahren.
Ersttrimesterscreening: Ablauf der Ultraschalluntersuchung
Zum Ersttrimester-Test gehören zwei wesentliche Untersuchungen: Eine Blutabnahme bei der Mutter und eine hochauflösende Ultraschalluntersuchung des Ungeborenen. Beide Tests sind nicht-invasiv: Das heißt, dafür ist kein medizinischer Eingriff notwendig.
Um dir die Aufregung vor dem Termin etwas zu nehmen, kann es helfen, genau zu wissen, was dich bei der Untersuchung erwartet.
Wie lange dauert das Ersttrimesterscreening?
Insgesamt dauert das Ersttrimesterscreening zwischen 20 und 30 Minuten. Die Ergebnisse der Ultraschall-Untersuchung des Babys können direkt im Anschluss besprochen werden. Die Laborwerte deiner Blutabnahme liegen in der Regel innerhalb von drei Tagen vor.
Bluttest beim Ersttrimesterscreening
Beim Ersttrimesterscreening wird das Blut der Schwangeren auf das schwangerschaftsspezifische Eiweiß PAPP-A (pregnancy-associated plasma protein A) und das Schwangerschaftshormon ß-hCG (humanes Choriongonadotropin) untersucht.
Für diese Blutwerte gibt es in der Schwangerschaft einen Normbereich. Sollten die Werte von dieser Norm abweichen, kann das auf eine gestörte Entwicklung des Fötus hindeuten.
Nackenfaltenmessung im Zuge des Screenings
Die Nackentransparenzmessung (NT-Test) ist für dein Baby vollkommen ungefährlich. Mit Hilfe von Ultraschall wird die sogenannte Nackenfaltentransparenz des Fötus ermittelt. Dabei wird mit speziellen, hochauflösenden Ultraschallgeräten die Nackendichte des Ungeborenen untersucht. Es wird gemessen, wie viel Flüssigkeit sich im Nackenbereich des Kindes angesammelt hat.
Das Ergebnis der Untersuchung ist abhängig von der Qualität des Ultraschallgerätes und der Erfahrung des Arztes oder der Ärztin. Achte darauf, dass die Praxis mit einem Zertifikat der Fetal Medical Foundation (FMF) ausgezeichnet ist und somit auch qualifiziertes Personal für das anspruchsvolle Ersttrimesterscreening hat.
Eine veränderte Nackentransparenz kann beispielsweise auf Herzfehler, das Vorliegen einer Trisomie oder einer anderen Chromosomenabweichung hindeuten. Zusätzlich wird während des Ultraschalls das Nasenbein des Fötus vermessen. Ein nicht vollständig ausgebildeter Knochen kann auf Trisomie 21 oder eine Organfehlbildung hinweisen.
Es gibt aber auch viele gesunde Embryos mit einer auffälligen Nackendichte und andersherum, weshalb die Nackenfaltenmessung allein wenig aussagekräftig ist.
Ein auffälliger Befund muss erst mit weiteren pränataldiagnostischen Untersuchungen, beispielsweiße mit einer Chorionzottenbiopsie oder einer Amniozentese abgeklärt werden.
Dafür wird in einem kleinen Eingriff entweder ein kleiner Teil der Plazenta oder etwas Fruchtwasser entnommen. Beides enthält die DNA deines Babys und die Proben können daher im Labor gut auf Chromosomenstörungen untersucht werden.
Ersttrimesterscreening Ergebnis: Sind meine Werte auffällig?
Deine Testergebnisse des Ersttrimesterscreenings liefern keine endgültige Diagnose. Sie geben nur eine errechnete Wahrscheinlichkeit an. Bei auffälligen Werten wird dein Arzt oder deine Ärztin dir weitere Untersuchungen empfehlen.
Normwerte Ersttrimesterscreening
- Nackentransparenzmessung: Eine NT von bis zu 2,5 Millimetern gilt als unauffällig. Höhere Werte sind zunehmend auffällig und können auf eine Chromosomenstörung oder andere Fehlbildungen hinweisen. Aber: Auch gesunde Kinder können eine verdickte Nackenfalte haben. Ein erhöhter Wert allein bedeutet nicht, dass dein Kind krank ist.
- Bluttest: Beim Papp-A-Wert gilt ein niedriger Wert als Indikator auf eine Chromosomenstörung, während beim hCG-Hormon ein erhöhter Wert als auffällig gilt.
Risikoermittlung für Chromosomenanomalien und andere Fehlbildungen
Neben den Testergebnissen des Ersttrimesterscreenings bezieht dein Arzt bzw. deine Ärztin noch weitere mögliche Risikofaktoren mit in die Bewertung ein. Dazu gehören:
- Alter der Mutter
- gesundheitliche Vorgeschichte der Mutter
- frühere Schwangerschaften
- Geschwisterkinder mit Chromosomenanomalien
- familiäre Erkrankungen
- allgemeiner Gesundheitszustand der Mutter
Kostenübernahme: Wie viel kostet das Ersttrimesterscreening?
Viele Eltern fragen sich: Wer zahlt das Ersttrimesterscreening? Die Untersuchung gehört zu den sogenannten individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL). Die Untersuchung wird somit von den Krankenkassen nicht bezahlt.
Das Ersttrimesterscreening kostet zwischen 120 und 250 Euro, die du privat bezahlen musst. Die Höhe der anfallenden Kosten variieren jedoch von Frauenarzt zu Frauenarzt und von Labor zu Labor (bei Blutuntersuchungen). Privatversicherte sollten vorab bei ihrer Krankenkasse nachfragen, welche Leistungen bezahlt werden.
Es gibt aber Ausnahmefälle. Frauen mit Risikoschwangerschaften und Schwangere über 35 Jahre bekommen Teile der pränatalen Diagnostik in der Regel von den Krankenkassen bezahlt.
Nur um mal “nachzuschauen”, ist sicherlich kein vertretbarer Grund für das Screening. Auch wenn der Arzt dir zu den Tests rät, bleibt das deine Entscheidung. Denn das Wissen um Anzeichen einer Fehlbildung kann eine erhebliche emotionale Belastung für dich und deine Familie darstellen, da die Erkrankungen in der Regel nicht heilbar sind.
Es kann dir aber auch helfen, dich auf ein krankes Kind besser einstellen zu können. Die frühzeitige Feststellung gibt den Eltern Zeit, sich über die Besonderheiten der Krankheit zu informieren und sich auf ein Leben mit einem körperlich und/oder geistig behinderten Kind einzustellen.
Bevor du dich dazu entschließt, pränataldiagnostische Verfahren in Anspruch zu nehmen, sollest du dir über folgende Punkte im Klaren sein:
- Was ist bei einem positiven Testergebnis? Würde es mir helfen, dass ich mich schon vor der Geburt emotional darauf vorbereiten kann?
- Was verstehe ich selbst unter „Behinderung“ und „Normalität“ und welche Einstellung habe ich dazu?
- Was würde es für mich bedeuten ein krankes oder behindertes Kind zu bekommen?
- Kann ich mit Unterstützung von Partner, Familie, Freunden rechnen? Kann ich selbst damit umgehen?
- Bin ich bereit, das Risiko eines invasiven Eingriffs einzugehen, um über eine Fehlbildung noch vor der Geburt Klarheit zu gewinnen?
- Was ist, wenn ich auf entsprechende Untersuchungen verzichte und damit das Risiko besteht, ein krankes Kind zu bekommen, ohne es vorher zu wissen?